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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Konferenz niemand angerührt hatte.
    »Wie verfahren wir mit der Kohle?« fragte er schließlich.
    »Welchem Geld?« fragte der Staatssekretär zurück, obwohl er es schon wußte.
    »Mit der Kohle, die wir brauchen, um die beiden freizubekommen. Was kostet so etwas? Zehn Millionen oder was?«
    »Vermutlich mehr.«
    »Das geht aber nicht. Soviel Geld haben wir einfach nicht, und außerdem muß ja alles, was aus unseren Kassen kommt, bis auf den letzten Heller belegt werden. Das ist doch auch beim Verteidigungsministerium so, oder?«
    »Grundsätzlich ja. Die haben zwar ein paar Reptilienfonds für ihre Nachrichtendienste und so weiter, aber Beträge in dieser Größenordnung lassen sich nicht einfach verstecken.«
    »Dann lassen wir Bofors bezahlen. Ich rufe sie an und sage ihnen, sie sollen die Kohle beschaffen. Das können sie doch wohl kaum ablehnen?«
    »Nein«, erwiderte Peter Sorman, »das wäre ja noch schöner. Einfach ausgedrückt könnte man sagen, du machst ihnen ein Angebot, das sie nicht ablehnen können.«
    »Gut. Dann haben wir das unter Kontrolle. Nächste Frage. Wen zum Teufel sollen wir nach Palermo schicken?«
    »Diplomatisches Personal.«
    »Du weißt doch, wer in Rom sitzt.«
    »Ach ja, natürlich. Das macht die Sache ja nicht gerade einfach. Ola Ullsten, mein Gott…«
    »Wie steht es mit diesem Gauffin. Der hat doch so was schon mal in Beirut miterlebt, nicht wahr?«
    »Ja, das war unsere offizielle Version. Er ›begab sich in ein Gebiet, in dem auf Europäer Kopfgeld ausgesetzt ist, und holte die beiden Schweden raus‹, wie wir die Sache damals nachträglich erklärt haben.«
    »Wenn man davon absieht, daß es nicht ganz den Tatsachen entsprach.«
    »Na wenn schon. Wenn es weiter nichts ist.«
    »In Wahrheit war es doch dein alter Intimfeind Hamilton, der die Geiseln befreite.«
    »Das kann ich nicht leugnen, zumindest nicht dir, Gott und ihm selbst gegenüber, möglicherweise aber gegenüber allen anderen. Aber du hast doch nicht etwa vor… Nein, Teufel auch, Anders, überleg jetzt bitte, was du tust.«
    »Genau das tue ich gerade. Bei allem Respekt vor unserem Personal im Außenministerium, aber wie vielen Personen würdest du den Auftrag erteilen, Geiseln gegen zehn Millionen in bar auszutauschen?«
    »Nicht vielen, zugegeben. Ein solcher Auftrag scheint mir auch ein wenig über das Risikoniveau hinauszugehen, das man unseren Diplomaten abverlangen kann.«
    »Siehst du? Wenn wir überhaupt Leute in ein solches Manöver schicken, ein etwas unkonventionelles Manöver, könnte man vielleicht sagen, sollten es Leute mit einer ganz besonderen Kompetenz sein. Und solche haben wir ja neuerdings. Nicht wahr?«
    »Ja«, seufzte Peter Sorman. »Leider haben wir heutzutage solche Leute…«
    Luigi Bertoni halluzinierte. Es kam ihm vor, als erhöbe sich das Meer zu einer undurchdringlichen Mauer vor dem Schlauchboot, und bald würde er mit den sieben anderen direkt in die Mauer oder ins Wasser hineinpaddeln.
    Er wußte nicht mehr, in welcher Sprache er dachte. Immer wieder versuchte er Worte zu denken, um dann zu bestimmen, aus welcher Sprache sie waren, doch er sah nur Bilder vor sich.
    Er hatte seit fünf oder vielleicht sogar sechs Tagen nicht mehr als insgesamt drei Stunden geschlafen, und er wußte, daß es so kommen mußte. Der Unterschied zwischen ihm und den sieben anderen im Schlauchboot war, daß er die »Hell Week« schon viermal mitgemacht hatte, was ihn sowohl besser als auch schlechter rüstete, die Probe zu bestehen. Seine Hände waren immer noch heil und die Schürfwunden an den Füßen erträglich im Vergleich mit denen anderer; diese hatten große rosafarbene oder lila Partien an den Füßen, bei denen die Reibung des Sands in den Stiefeln die oberste Hautschicht zerfetzt hatte. Als die acht restlichen Gruppen vor ein paar Stunden gezwungen worden waren, Wasserball zu spielen, hatte sich das Bekken mit umhertreibenden Hautresten gefüllt.
    Während die Schlauchboote jetzt nach fünfzehn Seemeilen Paddeln an den Strand der Coronado-Basis glitten, standen putzmuntere und aggressive Offiziere bereit, die Ablösung der vorigen Gruppe zu übernehmen. Sie warteten ein Stück höher am Strand, schrien die Männer an, beleidigten sie und befahlen ihnen wie gewohnt, die Schlauchboote in die Luft zu schleudern, auf ausgestreckten Armen zu tragen und quer über Coronado Island zum Strand auf der anderen Seite zu laufen. Aus diesem Grund hatte man sie nach Körpergröße in Gruppen eingeteilt,

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