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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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auch diesmal nicht die letzten. Der Gruppe, die das Schlußlicht bildete, wurde eine zusätzliche Strafrunde erspart. Vermutlich wollten die Offiziere den anderen die zu lange Ruhepause nicht gönnen. Statt dessen wurden die Schlauchboote wieder auf ausgestreckten Armen getragen, und Klasse 181 marschierte zum Speisesaal inmitten des Naval Special Warfare Center. Die Männer nahmen die Schlauchboote mit in den Speisesaal, stellten sie an der kurzen Wand ab und torkelten zu der Schlange vor der Essensausgabe.
    Die Mittagspause dauerte eine Stunde. Man konnte damit rechnen, im Lauf einer halben Stunde gegessen zu haben, wenn die Schlangen nicht zu lang waren. Den Rest der halben Stunde durfte jeder in der Unterkunft nach Belieben verwenden. Einige der Kameraden waren schon in der Essensschlange eingeschlafen und brachten später kaum noch die Kraft auf, etwas zu essen, bevor sie auf die Baracke zutorkelten, um sich aufs Bett zu werfen und zwanzig Minuten zu schlafen. Das war eine Dummheit, aber Luigi hatte sie vergebens zu warnen versucht. Statt dessen mußte man die halblangen, engsitzenden Unterhosen, die wie Radrennfahrerhosen aussahen, gegen neue wechseln, die Füße duschen und neue Strümpfe anziehen. Wenn die Füße nicht mehr mitspielten, war alles verloren. Wenn man zuviel Sand in die Unterhosen bekam, machte die Hell Weck ihrem Namen doppelte Ehre. Es war auch aus einem anderen Grund gefährlich zu schlafen. Wenn man die Stiefel auszog und einschlief, bestand die Gefahr, daß Kniegelenke und Füße anschwollen, so daß man anschließend nicht mehr die Stiefel anbekam und sich nicht mehr bewegen konnte. Man mußte die nassen Stiefel mit den Händen ausreiben, so daß jedes Sandkorn beseitigt wurde. So bald wie möglich mußten neue, trockene und weiche Baumwollstrümpfe her. Das war wichtiger als Schlaf. Luigi bemühte sich, positiv zu denken. Immerhin war dies das fünfte und letzte Mal. Jede Stunde, die jetzt noch verging, war eine abgeleistete Stunde, die nie mehr wiederkam. Es war schon viermal vorher zu Ende gegangen und mußte auch jetzt irgendwie zu Ende gehen.
    Er wußte aber nicht mehr, welcher Tag es war. Er wußte nicht einmal, ob er hoffen sollte, daß es der vorletzte Tag war, um sich so noch auf den Beinen halten zu können. Oder ob er lieber mit drei Tagen rechnen sollte, um dann angenehm überrascht zu werden. Und er wußte immer noch nicht, in welcher Sprache er dachte. Er hatte Joe eine Zeitlang nicht mehr gesehen. Joe befand sich in der Gruppe mit den zweitlängsten Männern. Luigi versuchte sich daran zu erinnern, wie Joe eigentlich hieß, aber da er die verschiedenen Sprachen nicht auseinanderhalten konnte, verschwand Joes richtiger Name im Nebel der Sprachlosigkeit.
    Nach der Lunchpause - oder war es vielleicht schon die Dinnerpause? -, jedenfalls war es noch taghell draußen und spielte ohnehin keine Rolle, wurden sie wieder zum Strand und zu den Baumstämmen beordert. Jeder Stamm wog zweihundertfünfzig Pfund. Sie erhielten den Befehl, gruppenweise mit dem Stamm auf den Armen zu den Wellen hinunterzulaufen, hinein ins Wasser, wieder in die Kälte, dann wieder rauf auf den Strand, die Stämme auf geraden Armen hochheben, dann wieder runter ins Wasser und in die Kälte, wieder rauf auf den Strand, hinein ins Meer, wieder an Land und nochmals ins Meer.
    Luigi hatte das Gefühl, als verfolgten die Ausbilder mit dem Mangel an Abwechslung eine Absicht. Die sinnlose Quälerei sollte alles ganz besonders unerträglich machen, als müßte man Gruben ausheben und wieder füllen, wieder neu ausheben und wieder füllen. Gleichwohl kam es nur recht selten dazu, daß jemand einen hysterischen Anfall bekam, die Offiziere anbrüllte oder four-letter-words hinausschrie, um dann im Sand zusammenzusinken, zu weinen und von den Krankenpflegern weggetragen zu werden. Aber die meisten waren Amerikaner, die Beleidigungen leichter wegsteckten als wundgescheuerte Füße. Und die wunden Füße hatten die Klasse sicher schon stärker dezimiert als alles andere.
    Vielleicht liefen sie fünfundzwanzig Mal mit den Stämmen hinauf und hinunter. Vielleicht zog es sich eine Stunde hin, vielleicht etwas mehr, vielleicht etwas weniger. Aber wie alles im Leben ging auch diese Übung zu Ende, woraufhin sie die Stämme gegen die Schlauchboote tauschten und zu einer der Baracken am Rand des Ausbildungszentrums joggten. Hier durften sie wenigstens einmal die Schlauchboote draußen stehen lassen, bevor man sie in einen großen

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