Unterwegs
kurz vor Tagesanbruch der Bus nach Omaha kam, sprangen wir auf und gesellten uns zu den schlafenden Passagieren – ich zahlte für ihn wie für mich. Er hieß Eddie. Er erinnerte mich an meinen angeheirateten Vetter aus der Bronx. Das war der Grund, warum ich mit ihm zusammenblieb. Es war, als hätte man einen alten Freund dabei, einen grinsenden gutmütigen Typ, mit dem man blödeln konnte.
Im Morgengrau kamen wir nach Council Bluff; ich spähte hinaus. Den ganzen Winter über hatte ich von den großen Planwagenzügen gelesen, die sich hier berieten, bevor sie sich auf den Weg nach Oregon und Santa Fe machten; und natürlich waren da jetzt lauter nette Vororthäuschen der einen oder anderen Sorte, die sich in der tristen grauen Morgendämmerung ausbreiteten. Dann Omaha und, bei Gott, der erste Cowboy, den ich sah; mit einem Zehn-Gallonen-Hut auf dem Kopf ging er in Texasstiefeln an den nackten Mauern der Fleischlagerhäuser entlang und sah aus wie jeder abgetakelte Typ im Morgengrauen an den Backsteinmauern der Ostküste, bis auf die Kostümierung. Wir stiegen aus und wanderten gleich den Hügel hinauf, diese lange Steigung, die der mächtige Missouri in Jahrtausenden gebildet hatte und an der Omaha erbaut ist; so kamen wir aufs flache Land hinaus und hielten die Daumen hoch. Ein kurzes Stück nahm uns ein wohlhabender Rancher mit Zehn-Gallonen-Hut mit; er erzählte, das Tal des Platte River sei so breit wie das Niltal in Ägypten, und während er das sagte, sah ich die hohen Bäume in der Ferne, die sich am Flussbett entlangschlängelten, und die weiten grünen Felder ringsumher und fast war ich seiner Meinung. Und dann, als wir wieder an einer Straßenkreuzung standen und Wolken am Himmel aufzogen, rief uns ein anderer Cowboy, diesmal eins achtzig groß und mit bescheidenem Halb-Gallonen-Hut, zu sich herüber und wollte wissen, ob einer von uns Auto fahren könne. Natürlich konnte Eddie fahren, und er hatte auch einen Führerschein, ich dagegen nicht. Unser Cowboy hatte zwei Autos dabei, die er zurück nach Montana bringen wollte. Seine Frau war in Grand Island, und wir sollten einen der Wagen dorthin bringen, wo sie ihn übernehmen würde. Von dort wollte er weiter nach Norden fahren, und das würde das Ende unserer Fahrt mit ihm sein. Aber es waren gut hundert Meilen nach Nebraska hinein, und natürlich sprangen wir voll drauf an. Eddie fuhr allein mit dem Wagen voraus, der Cowboy und ich folgten im anderen, und kaum waren wir aus der Stadt, fing Eddie aus schierem Übermut an, die Karre auf neunzig Meilen pro Stunde zu jagen. «Verdammt, was macht der Junge da!», schrie der Cowboy und nahm die Verfolgung auf. Es war wie ein Wettrennen. Einen Moment dachte ich, Eddie wolle mit dem Wagen abhauen – und soviel ich weiß, wollte er das auch. Aber der Cowboy hängte sich an ihn, holte ihn ein und drückte aufs Horn. Eddie bremste ab. Der Cowboy hupte, er solle anhalten. «Junge, verdammt, bei diesem Tempo wird dir ein Reifen platzen. Kannst du nicht etwas langsamer fahren?»
«Oh, verdammt, bin ich tatsächlich neunzig gefahren?», sagte Eddie. «Hab ich gar nicht gemerkt auf dieser glatten Straße.»
«Lass dir nur Zeit, damit wir heil und ganz nach Grand Island kommen.»
«Wird gemacht.» Und wir setzten die Reise fort. Eddie hatte sich beruhigt und war vielleicht sogar schläfrig geworden. So fuhren wir an die hundert Meilen durch Nebraska und folgten den Schlangenlinien des Platte River mit seinen grünen Feldern.
«Während der Depression», erzählte mir der Cowboy, «bin ich mindestens einmal im Monat auf Güterzügen gefahren. In jenen Tagen konntest du Hunderte von Männern auf einem Pritschenwagen oder in einem Kastenwagen fahren sehen, und das waren nicht immer nur Landstreicher, es waren Arbeitslose aller Art, die von einer Stadt zur anderen zogen, manche waren aber auch einfach nur auf Wanderschaft. So ging das überall im Westen. Die Bremser machten einem damals keine Schwierigkeiten. Ich weiß nicht, wie es heute ist. Nebraska kann mir gestohlen bleiben. Oh, Mitte der dreißiger Jahre war die Gegend hier nichts als eine riesige Staubwolke, so weit das Auge reichte. Man kriegte keine Luft zum Atmen. Der Boden schwarz. Ich war hier, damals. Meinetwegen können sie Nebraska den Indianern zurückgeben. Ich hasse diese verdammte Gegend mehr als jede andere auf der Welt. Montana, da wohne ich jetzt – Missoula. Komm mal rauf und sieh dir Gottes eigenes Land an.» Später am Nachmittag schlief ich
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