Unterwegs
klar für immer und ewig …»
«Und Inez?»
«Ich – ich – ich möchte, dass sie mitkommt, nach Frisco, und am anderen Ende der Stadt lebt, meinst du nicht? Weiß nicht, warum ich gekommen bin.» Später sagte er in einem jähen Moment verblüfften Staunens: «Na, und ja, klar, ich wollte dein liebes Mädchen sehen und dich – bin froh für dich – ich hab dich lieb wie eh und je.» Drei Tage blieb er in New York, und hastig traf er Vorbereitungen, um mit seinen Freifahrscheinen wieder mit der Eisenbahn zurückzufahren und abermals den Kontinent zu durchqueren, fünf Tage und fünf Nächte in staubigen Waggons und auf harten Sitzbänken, und natürlich hatten wir nicht das Geld für einen Lastwagen und konnten nicht mit ihm zurückfahren. Bei Inez verbrachte er eine Nacht, erklärend und schwitzend und streitend, und sie warf ihn raus. Ein Brief kam für ihn, an meine Adresse. Ich sah ihn. Er war von Camille. «Es hat mir das Herz gebrochen, als ich Dich mit Deinem Sack über die Gleise gehen sah. Ich bete und bete, dass Du heil wiederkommst … Ich wünsche mir, dass auch Sal und seine Freundin kommen und in unserer Straße wohnen … Ich weiß, Du wirst es schaffen, aber ich kann nicht anders, ich mache mir Sorgen – jetzt, wo wir alles beschlossen haben … Lieber Dean, es ist das Ende der ersten Hälfte des Jahrhunderts. Willkommen mit Liebe und Küssen, und bleib die andere Hälfte bei uns. Wir warten auf Dich.» Und die Unterschrift: «Camille, Amy und Little Joanie.» Deans Leben war also zur Ruhe gekommen, bei Camille, seiner beständigsten, verbittertesten und verständnisvollsten Frau, und ich dankte Gott dafür.
Das letzte Mal sah ich ihn unter traurigen und sonderbaren Umständen. Remi Boncœur war in New York eingetroffen, nachdem er mehrere Male auf Schiffen um die Welt gefahren war. Ich wollte, dass er Dean sah und kennenlernte. Tatsächlich trafen sie sich, aber Dean konnte nicht mehr sprechen und sagte nichts, und Remi wandte sich ab. Remi hatte Karten für das Duke-Ellington-Konzert in der Metropolitan Opera besorgt und bestand darauf, dass Laura und ich ihn und seine Freundin begleiteten. Remi war dick geworden und traurig, aber nach wie vor darauf bedacht, den vollendeten Gentleman zu spielen und alles ordentlich und richtig zu machen, wie er betonte. Und so überredete er seinen Buchmacher, uns im Cadillac zu dem Konzert zu chauffieren. Es war ein kalter Winterabend. Der Cadillac parkte und war startbereit. Dean stand mit seinem Sack draußen vor den Fenstern, bereit, zur Penn Station zu fahren und dann wieder quer durchs Land.
«Goodby, Dean», sagte ich. «Ehrlich, ich wünschte, ich müsste nicht in dieses Konzert gehen.»
«Glaubst du, ich könnte bis zur Fourtieth Street mit euch fahren?», flüsterte er. «Ich möchte so lange wie möglich mit dir zusammen sein, mein Junge, und außerdem ist es so verdammt kalt hier in New Yooork …» Ich flüsterte mit Remi. Nein, er wolle es nicht, er schätze mich, nicht aber meine idiotischen Freunde. Und ich solle nicht wieder anfangen, seine sorgsam vorbereiteten Abende zu ruinieren, wie ich es damals 1947 in San Francisco getan hatte, bei Alfred’s, mit Roland Major.
«Kommt überhaupt nicht in Frage, Sal!» Armer Remi, er hatte sich einen besonderen Schlips für diesen Abend anfertigen lassen: aufgemalt waren Kopien der Konzertkarten, die Namen Sal und Laura und Remi und Vicki – seine Freundin –, und dazu noch eine Reihe trauriger Späße und einige seiner Lieblingssprüche, zum Beispiel: «Du kannst dem alten Maestro keine neue Melodie beibringen.»
Dean durfte also nicht mit uns mitfahren, und mir blieb nichts anderes übrig, als mich hinten in den Cadillac zu setzen und ihm zu winken. Auch der Buchmacher am Steuer wollte nichts mit Dean zu tun haben. Dean, abgerissen in seinem mottenzerfressenen Mantel, den er extra für die arktischen Temperaturen an der Ostküste mitgebracht hatte, zog allein los, und das Letzte, was ich von ihm sah, war, wie er an der Seventh Avenue um die Ecke bog, den Blick auf die Straße vor ihm gerichtet, wieder einmal entschlossen und konzentriert. Die arme Laura, meine Liebste, der ich alles von Dean erzählt hatte, fing beinahe an zu weinen.
«Oh, wir dürfen nicht zulassen, dass er so geht. Was sollen wir machen?»
Der gute alte Dean, jetzt ist er fort, dachte ich, und laut sagte ich: «Er wird es schaffen.» Wir fuhren los, zu dem trostlosen, mir missliebigen Konzert, zu dem ich überhaupt
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