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Unterwelt

Unterwelt

Titel: Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don DeLillo
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ein und hielt ihn bewußt in den Lungen.
    »Na toll. Wo hast du das her?«
    Sie beobachtete, wie der Teer schmolz und zerlief und verdampfte, und sie folgte dem aufsteigenden Rauch und sog ihn durch den Halm ein.
    »Mary Catherine.«
    »Wer ist das?«
    »Jemand aus dem Büro.«
    »In deren Bett wir liegen? Deine Sekretärin ist deine Dealerin? Wann hast du damit angefangen?«
    »Ich hab sie eigentlich noch nie als.«
    Sie verfolgte den aufsteigenden Rauch, hielt den Kopf direkt hinein und sog ihn durch den Halm ein.
    »Ich hab sie eigentlich noch nie als meine Dealerin betrachtet, aber das ist sie wohl, und dann bin ich ihre Wasauchimmer.«
    »Ist das was Neues?«
    »Ziemlich neu, ja. Hier, nimm auch einen Zug.«
    »Nee danke.«
    Sie folgte dem Rauch in der Luft.
    »Ich bin, weißt du, absolut vorsichtig. Ich rauche es selten, selten, seltenst. Ich stehe nicht mit verquollenen Augen auf oder habe Schmerzen oder Brechreiz. Nimm einen Zug.«
    Sie sog den Rauch ein.
    »Weiß Nick das? Das kann er nicht wissen.«
    »Bist du wahnsinnig? Er würde mich kaltmachen. Nimm einen Zug.«
    »Bleib mir vom Leib damit, zum Teufel.«
    »Ich will dich tiefer reinziehen. Nimm einen Zug. Ich will, daß du so tief drinsteckst, daß du nicht mehr essen und schlafen kannst. Du sollst im Bett liegen und an uns denken. Wie wir es in einem geliehenen Zimmer treiben. Du sollst an nichts anderes mehr denken können. Das ist mein Programm für dich, Brian.«
    »Mary Catherine. Gefällt mir, der Name«, sagte er. »Sexy.«
    Sie saßen nebeneinander auf dem Bett und hörten dem Verkehr zu, der auf der Thomas Road vorbeirollte. Als sie fertig war, räumten sie alles weg und strichen das Bett glatt und lehnten sich zurück, redeten.
    »Ich glaube, er weiß Bescheid«, sagte sie.
    »Wo ist er?«
    »Unterwegs nach Houston oder schon da. Dann fährt er raus zu diesem Atommüllager, wo immer das genau liegt.«
    »Dem Salzgewölbe.«
    »Dem Texas-Highway-Killer ausgeliefert.«
    »Er weiß es nicht«, sagte Brian. »Aber wir sollten daran denken, es zu beenden. Wir sollten es jetzt zu Ende bringen.«
    »Ich bin noch lange nicht fertig. Also sei einfach still. Ich fühl mich ja wie 'ne alte Schlampe, die es gerade noch so packt.«
    »Du bist keine Schlampe. Du bist ne Hure.«
    »Sei nett zu mir«, sagte sie.
    Der Tag war zu einem trägen Pulsieren um ihre Augen verkommen. Als sie sich rekelte, spürte sie, wie die Glibberkruste in ihrem Schamhaar unter leichtem Knistern zerflockte.
    Er flüsterte: »Komm, einen zivilisierten Abschlußfick noch, und dann schauen wir, daß wir lebendig hier rauskommen.«
    Sie lauschte dem Verkehr und fragte sich, was sie in der Filmversion jetzt wohl sagen würde.
    Er flüsterte: »Ficken wir den Sayonara-Fick und ziehen Anzug und Kleid wieder an.«
    Sie lächelte schwach. Glückverheißende Aussichten waren in der Luft zu spüren. Sie fühlte sich leicht L.-A.-haft und wälzte sich auf Brian und redete, während sie es trieben, stop-and-go, Zärtlichkeit, Innigkeit, hauchte die Wörter, spürte ungesehene Aussichten auf restlos glückverheißende Dinge.
    Als sie nebeneinander lagen, stützte er sich auf einen Ellbogen und sah sie an.
    »Du hast diesen geschmolzenen Trotz im Auge.«
    »Red einfach nicht vom Ende. Es steht dir nicht an, es zu beenden.«
    Er lachte. Wenn Brian lachte, wurde er halb durchsichtig. Man sah, wie das Blut unter seiner Haut raste, ein Schwall rosiges Pink. Er stand auf und begann sich anzuziehen. Er griff nach einer Modezeitschrift und hielt sie aufgeschlagen hin, ein aufragendes Foto von einem lässig bemuskelten Bisexuellen, vielleicht ein Weißer, vielleicht auch nicht – ließ sie über dem Bett baumeln, als wollte er daraufhinweisen, wie überholt er in seinem eigenen Körper, seinem eigenen Leben war, Brian höchstpersönlich, ein Mann ohne Fitneßvideo, das er in den länglichen Schlitz hätte schmeißen können.
    »Unterwäsche. Plötzlich ist überall nur noch Unterwäsche«, sagte er. »Erklär mir mal, was das bedeutet.«
    Ein prüfender Blick auf die Uhr, und er wurde etwas panisch. Sie versuchte, ihm zu helfen, reichte ihm Kleidungsgegenstände übers Bett, und er fummelte absichtlich mit den Sachen herum, eine Socke trug er auf links und band seine Schuhe zusammen, so daß er zur Tür trippeln und torkeln konnte . J e später es wurde, desto mehr Kapriolen schlug er. Das war Brian in Höchstform.
    »Aber wenn er Bescheid weiß?«
    »Er weiß nicht Bescheid«, sagte sie.
    Sie hatte

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