Unterwelt
über Mode füllte – jeder Schatten darin war blankgewienert zu anatomischer Geschliffenheit, scharf abgegrenzt von Schutt und Müll. Genau das Richtige zum Durchblättern, wenn der Körper mit heruntergelassenen Hosen dahockt. In der Ausgabe von Time stand ein Artikel über Klara Sax, den er lesen wollte, über die Jahre begegnete ihm so etwas nicht zum ersten Mal, aber der hier war vielleicht interessanter als die meisten anderen, sie hatte irgendein Wüstenprojekt gestartet, das vor Ehrgeiz knisterte.
Auf dem Bett lag sein Koffer, klein genug für das Gepäckfach an Bord, und er schob die Zeitschrift in die äußere Reißverschlußtasche und packte zu Ende. Marian kam herein, sie trug ihre Katzensonnenbrille. Die war beim Job inbegriffen. Sie arbeitete jetzt für die städtische Kunstkommission und legte Wert auf einen cooleren Look.
»Mußt du dich nicht beeilen?«
»Der Wagen ist noch nicht da. Ich verlasse mich auf den Wagen«, sagte er.
»Der Wagen ist zuverlässig.«
»Der Wagen weiß Dinge, die wir nicht wissen.«
»Der Wagen kommt nie zu spät.«
»Der Wagen und das Flugzeug stehen in ständigem Kontakt.«
Sie sah immer toll aus, wenn er zur Tür hinausging. Warum eigentlich, dachte er. Irgendeine weichhäutige Stimmung, ein Ton, der teils bemerkt werden wollte, teils ein scheues Geheimnis war, voller Angst, störend in die Luft zwischen ihnen zu geraten.
Er schob sie an die Wand und legte die Hände auf ihre Schenkel, bißküßte ihren Mund und Hals. Sie sagte etwas, das er nicht ganz mitbekam. Er legt die Hände zwischen ihren Hintern und die Wand und schob sie zu sich heran. Der Rock glitt über ihre gespreizten Beine, der Stoff dehnte und zog sich, dawar das Spannungswispern der Reibung, auf das er zählte, um sich durchs Leben tragen zu lassen. Er trat einen Schritt zurück und schaute sie an.
»Warum eigentlich?«
»Wovon reden wir?«
»Und warum ist das alles weg und verloren und vergessen, wenn ich wieder da bin?«
»Was alles?«
Er nahm ihr die Sonnenbrille ab und reichte sie ihr. Als er Sekunden später aus der Tür trat, wartete der Firmenwagen schon.
Einige Stunden später stand Marian in einem kleinen Zimmer in einem blassen zweistöckigen Backsteinbau nicht weit vom Jack in the Box und Brake-O-Autoreparaturen. Autos parkten unter einem schiefen Unterstand auf der Rückseite, und in einer der leeren Parknischen lag ein verlassener Herrenschuh. Sie stand nackt im Zimmer, neben dem Fenster. Dann ging sie zu einem langen Spiegel und schob die Hüfte gegen die Oberfläche, verspürte ein kleines, zusammengerolltes Frösteln von Körper und Glas. Sie sah ganz ordentlich aus. Das Training, die Diät, die Diät, das Training. Diese ganzen Po-Übungen, die öde Plackerei, die sie im Namen der Fitneß auf sich nahm. Sie war nicht dieselbe verdreht-perfekte Frau wie früher, aber sie schaffte es immer noch, fit zu bleiben. Ja, Scheiße, fit bleiben. Sie stand aufgepflanzt vor dem Spiegel. An der nadelspitzen Nase ließ sich nichts ändern, aber ansonsten nicht übel. So genau musterte sie sich nie zu Hause. Sie berührte mit den Brustwarzen das Glas, und als sie wieder zurückwich, sah sie, daß sie etwas Feuchtigkeit hinterlassen hatte, ein Paar aufgedrückte Küsse wie Winteratem.
Als Brian eintraf, trug sie einen Morgenmantel, den sie im Schrank gefunden hatte.
»Ich sollte nicht hier sein«, sagte er.
»Ich auch nicht. Das ist doch der Sinn der Sache, oder?«
Er saß auf der Bettkante und zog sich die Schuhe aus, ein bißchen wie der Jammerlappen der Klasse, der sich zum Sport umzieht.
»Wessen Wohnung ist das hier?«
»Von jemand aus dem Büro.«
»Im Ernst?«
»Warum nicht? Wir brauchen einen sicheren Ort«, sagte sie. »Und dann deine Sekretärin?«
»Aus dem Büro, hatte ich gesagt. Ist doch besser als ein Hotel.«
»Ich sollte nicht hier sein.«
Erging barfuß im Zimmer umher und knöpfte sich das Hemd auf. Er hatte Clownsfüße, lang und schwielig, und er lockerte die Krawatte erst, als er das Hemd aus der Hose gezogen hatte.
»Ist sie jung?«
»Woher weißt du, daß es eine Frau ist?«
»Ernsthaft. Jung?«
»Ja«, sagte sie.
Er ging umher, faßte Sachen an, betrachtete Fotos und Streichholzschachteln. »Gutaussehend?«
»Willst du ihre Unterwäsche sehen? Guck mal, ich trage ihren Morgenmantel. Fick mich fick mich fick mich«, sagte sie trocken. »Mehr kann sie sich nicht leisten?«
»Unsere Mittel sind zu knapp.«
»Das ist ein
Weitere Kostenlose Bücher