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Unterwelt

Unterwelt

Titel: Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don DeLillo
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behandeln, denn er trug viele Tage und Nächte dieselben Kleider und schien keinen festen Schlafplatz zu haben, und manchmal umwehte ihn eine Whiskeyfahne, wenn er leichtfüßig hinter der Theke hervorkam und zu den Bahnen ging.
    JuJu kam herein und setzte sich neben Nick.
    »Wie läuft's?«
    »Bald bist du dran«, sagte Nick. »Ich seh dich schon verheiratet mit drei Kindern. Und dann mit Wampe und Platte.«
    »Komm, wir bowlen ein paar Runden.«
    »Vergiß es. Nicht mein Sport. Und einmal die Woche wird sie dich zum Bowling rauslassen.«
    »Man heiratet und kriegt Kinder. Ist das etwa nicht normal?«
    »Bowling ist für mich wie Gewichtheben.«
    »Tu mir einen Gefallen.«
    »Das will ich gar nicht gut können.«
    »Aber tu mir diesen einen kleinen Gefallen.«
    »Denn wenn du es gut kannst, muß bei dir was faul sein.«
    »Vergiß, daß ich was gesagt habe, ja?«
    »Da sterb ich lieber den Tod der tausend Schnitte.«
    »Jedesmal, wenn du einen Charlie-Chan-Film siehst. Wobei, fällt mir gerade ein, schuldest du mir nicht fünf Piepen vom letzten Mal, als wir beim Bowling waren?«
    »Die lassen wir stehen, die kriegst du nicht«, erklärte ihm Nick.
    »Wieso das denn?«
    »Weil ich beim Bowling nicht zu gewinnen versuche. Gewinnen ist unter meiner Würde. Schlag mich beim Billard, dann zahl ich dir die fünf Dollar. Sonst kriegst du un cazzo. Für mich ein klarer Fall von Stehenlassen.«
    Die Stammgäste zogen sich gegenseitig ständig auf und plänkelten mit den Mädchen, die ab und zu reinschauten, und jeder Fremde wurde prüfend angesehen. Aber sie achteten darauf, mit dem alterslosen Lonzo behutsam umzugehen, auch wenn er langsam war oder ungeschickt beim Aufstellen der Kegel, eine vogelähnliche Gestalt, die da gebückt am Ende der Bahnen umherhuschte, weißäugig im Prasseln der herumfliegenden Kegel.
    JuJu fand jemanden zum Bowlen, und nach einer Weile legte Nick die Zeitschrift weg und ging.
    »Hey. Mach's gut, okay?«
    »Mach's gut, Jack.«
    »Mach's gut.«
    »Mach's gut«, sagte Nick.
    Es war jetzt dunkel und still, und er ging durch die enge Straße zu seinem Haus, aber dann schwenkte er spontan in einen Torweg ein, die Treppen hinunter und auf die Höfe.
    Draußen im Durchgang war kein Licht, und er tastete sich an den Mauern entlang bis zu der Tür, die hineinführte. Er roch nasse Steine, wo der Verwalter die Böden abgespritzt hatte. Er ging hinein und am Heizungsraum vorbei, bis zu der Tür am Ende des Durchgangs.
    Ihm war immer noch mulmig wegen neulich, der Kellerraum, die Nadel, der Gurt und der Löffel, aber allmählich ging es in die verblaßte Zeit ein, halb verloren im Gewebe von tausend Dingen.
    George war tatsächlich da und legte eine Patience.
    »Ich dachte mir, daß du vielleicht hier wärst.«
    »Kühl hier unten.«
    »Das dachte ich mir«, sagte Nick.
    George schob die Karten zu einem Stapel zusammen und mischte. Nick setzte sich ihm gegenüber, und George teilte drei pro Mann aus und deckte einen Kreuz-Trumpf auf, und sie fingen an zu spielen.
    »Der Ärger mit Karten, wenn du um Geld spielst«, sagte George, »und dich Stunde um Stunde auf die Zahlen und Farben konzentrierst, ein Pokerspiel bis in den frühen Morgen, dann kannst du verdammtnochmal nicht schlafen, wenn du zu Hause bist.«
    »Dein Kopf schaltet nicht ab.«
    »Du kannst verdammtnochmal so was von nicht einschlafen.«
    »Dein Hirn rast.«
    »Aber wir spielen ja ein kleines Freundschaftsspiel, briscola. Vielleicht kann ich in ein, zwei Stunden schlafen.«
    »Hast du normalerweise Probleme mit dem Schlafen?«
    »Ich hab Probleme mit dem Schlafen. Ich hab auch Probleme mit dem Wachsein.«
    Sie lachten und spielten. Sie spielten eine Stunde lang, redeten über nichts Besonderes, rauchten jeder ein paar Zigaretten und warfen die Kippen in eine alte Bierflasche.
    »Dieses Ding wollt ich dir zeigen. Hab's vor ein paar Tagen gefunden«, sagte George. »In einem Auto, das ich am Rennplatz geparkt hab. Ist unter dem Sitz vorgerutscht, als ich scharf in die Kurve ging.«
    »Wie du auch immer in die Kurve gehst.«
    »Ich paß auf. Hey. Im Vergleich zu den meisten Typen.«
    »Du respektierst die Fahrzeuge, die du parkst.«
    »Die Besitzer nicht so sehr. Die Autos ganz sicher.«
    Sie lachten. George griff hinter sich und holte einen Gegenstand aus dem untersten Regal, weit hinter Farbdosen und zusammengerolltem Linoleum hervor.
    Es war eine Schrotflinte, abgesägt, der Lauf ragte keine zehn Zentimeter über den Vorderschaft hinaus, und

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