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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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Sache.
    Entschlossen wehrte ich diese Vorstellung ab und dachte über Schulz nach. Irgendwie hatte sein Verhalten heute Abend auf eine tief greifende Wandlung unserer Beziehung hingedeutet, von einer wachsenden Vertrautheit zurück zu distanzierter Sachlichkeit. Ich drehte langsam am Lenkrad, während ich eine Serpentine nahm. Einen atemberauben ­ den Moment lang war während dieser Kurve nur noch Luft vor der Fensterscheibe zu erkennen.
    Tom Schulz. Seit einem Jahr ging ich mit ihm aus, mal mehr, meist weniger. In letzter Zeit allerdings wesentlich mehr und ernsthafter. Der vergangene Sommer hatte ein rapprochement g e bracht, ein französisches Wort für einander wieder näher kommen, das Arch inzwischen ins Gespräch streute wie Zucker auf seine Reiskrispies.
    Schulz und ich waren nicht wirklich ein Paar. Aber er und ich bildeten zusammen mit Julian und Arch eine Einheit: Wir vier wanderten, gingen angeln, kochten, suchten ab ­ wechselnd Filme aus. Da Schulz in letzter Zeit nur leichte Fälle bearbeitet hatte wie Postdiebstähle und Urkunden ­ fälschungen, blieb ihm Zeit, die er mit uns verbrachte.
    Geschützt durch die Gegenwart der beiden Jungen, war meine zwiespältige Haltung, die ich seit meiner Scheidung für B e ziehungen hegte, allmählich lockerer geworden. Ich hatte mich ertappt, wie ich mir Vorwände ausdachte, Tom Schulz anzurufen, Anlässe ersann, ihn zu treffen und mich darauf freute, mit ihm über die Alltäglichkeiten des Lebens zu sprechen und zu lachen.
    Und dann hatte sich die Frage der Namensänderung ge ­ stellt. Was anfangs nach einer Lappalie ausgesehen hatte, hatte sich zu einem symbolträchtigen Thema zwischen Schulz und mir en t wickelt. Im Laufe des Sommers hatte ich von der Existenz eines Partyservices in Denver erfahren, der den unglückseligen Namen Partyservice Drei Bären trug. Sie hatten mir mit einer Klage wegen unerlaubter Benutzung ihres Firmennamens gedroht. In einem der vertrauliche ­ ren Momente zwischen uns hatte Tom mich plötzlich ge ­ fragt, ob ich nicht den Namen Schulz annehmen wolle. Mit allem, was dazugehört, hatte ich sofort abgewehrt. Aber es war, wie man über Partys sagt, unheimlich nett, gefragt zu werden.
    Und nun standen wir in der Privatschule Elk Park vor einer Katastrophe. In die ich verwickelt war, Julian ver ­ wickelt war und die einen Mord betraf. Irgend etwas sagte mir, dass meine z u künftige Beziehung zu Tom Schulz wie ­ der einmal mit einem Fragezeichen versehen war.
    Die Bremslichter des Range Rover funkelten wie recht ­ eckige Rubine, als Julian und ich das steile Gefälle in die Stadt hinunte r fuhren. Wir fuhren am Aspen Meadow Lake mit seiner glatten, schwarzen Oberfläche entlang, die in einem schimmernden Fleck kleiner Kräuselwellen das schleierartige Mondlicht widerspiegelte. Ein Teil von mir wollte Schulz sagen, komm zu mir. Eine andere, vernünfti ­ gere innere Stimme sagte mir, dieser Wunsch entsprang dem Wissen, dass es unmöglich war. Wenn Schulz in einem Mor d fall ermittelte, war er sehr beschäftigt. Der Tod und das Bedürfnis nach menschlicher Nähe beschäftigten mich ständig, seit ich in das leblose Gesicht des jungen Keith Andrews gesehen hatte.
    Meine Reifen knirschten die Hauptstraße von Aspen
    Meadow entlang. Lediglich in der Kurve am Grizzly Saloon standen ein paar Autos in weiten Abständen geparkt; Mu ­ sik und Neonreklamen verkündeten, dass es immer noch Samstagabend war. Zu sehen, dass andere ausgingen und sich amüsierten, machte mich nach den Ereignissen, die ich gerade in der Privatschule Elk Park erlebt hatte, leicht ­ sinnig. Ich kurbelte die Fensterscheibe herunter; der eisige Luftzug trieb mir Wasser in die Augen.
    Kurz darauf hielten Julian und ich vor meinem Haus. Weiße Fensterläden hoben sich schimmernd gegen die braunen Dac h ziegel ab. Die vordere Veranda mit ihren ein ­ geschossigen, weißen Säulen und der Schaukel schien zu lächeln. Dieses Haus war mir in den fünf Jahren seit mei ­ ner Scheidung von Dr. John Richard Korman sehr ans Herz gewachsen. Wenn ich abends nach Hause kam, war ich jedes Mal froh, dass der Kotz brocken, wie seine andere Ex ­ Frau und ich ihn nannten, endgültig fort war und dass meine brandneue Alarmanlage dafür sorgte, dass er auch fort blieb. Ich sprang aus dem Lieferwagen und landete in acht Zentimeter tiefem Neuschnee. Hier hatte es weniger ge ­ schneit als in Elk Park, das gut 150 Meter höher lag als As ­ pen Meadow mit seinen 2 400 Metern über dem

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