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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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paar Leuten...«
    »Mit wem?«
    »Ach, meine Güte, ich kann mich nicht erinnern...«
    »Keith?«
    Julian dachte nach und sagte: »Ich kann mich nicht er ­ innern, Keith da gesehen zu haben. Weißt du, alle sprachen übers Licht und sagten >Bis Montag< und solche Sachen. Dann bin ich zu Goldy gegangen, um sie zu fragen, ob sie Hilfe braucht.«
    »Die Zeit, Miss G.?«
    Ich sah auf meine Armbanduhr: elf. Schulz deutete mit dem Daumen über seine Schulter weg. Wann war Julian in die Küche gekommen? Ich sagte: »Ich weiß es nicht. Gegen halb zehn.«
    »Kam jemand in die Küche, um nach Keith zu suchen? Zum Beispiel dieses Mädchen, das du erwähnt hast?«
    Wir verneinten beide.
    »Okay,« meinte Schulz beiläufig, »sag mir, wer Keiths Feinde waren.«
    »Gott, ich habe dir schon gesagt, ich weiß es nicht! Weißt du, er war so ein Zweihundertprozentiger. Und ein Neun ­ malkluger dazu. Du weißt schon. Zum Beispiel schauten wir uns im Englischunte r richt einen Ingmar-Bergman-Film an, und der Film war keine zwei Sekunden vorbei, da redete Keith schon vom inneren Aufbau. Ich meine, mhm? Wir an ­ deren kamen zwar mit, das schon, aber worum es im Kern eigentlich ging?« Er schnitt eine Grimasse. »So eine hyper ­ schlaue Art kann dir schon manchen Freund verprellen.«
    »Wen im einzelnen?«
    »Ich weiß es nicht, siehst du, die Leute werden einfach sauer. Sie fangen an zu reden.«
    »Was ist mit dem Bundesstipendium?« sagte ich, ehe mir ei n fiel, dass ich den Mund halten sollte.
    »Was damit ist?« Julian sah mich verwirrt an. »Es ist nicht so, dass sie es jetzt einem anderen geben... Keith war die Nummer eins in unserer Klasse, der Vorsitzende des Fran ­ zösischclubs. Und nach der Schule arbeitete er für das Mountain Journal. Schon allein dafür könnten manche ihn hassen.«
    Schulz fragte: »Warum?«
    »Es bereitet ihnen Unbehagen, dass sie nicht das gleiche tun«, erklärte Julian auf eine Weise, die deutlich zeigte, dass jeder Dummkopf den gleichen Schluss ziehen würde.
    Schulz seufzte und stand auf. »Okay, fahrt nach Hause, ihr zwei. Ich spreche im Laufe des Wochenendes mit den anderen Gästen und komme dann wieder auf euch zurück, je nachdem...«
    »Schulz!« rief eine erregte Stimme aus der Eingangshalle. »Hey!« Es war der Polizist.
    Als wir zu ihm kamen, besah er sich die Kaffeemaschine, die aus dem Wandschrank in der Halle gefallen war.
    »Ach, das ist meine...« setzte ich an und brach ab.
    »Ihre was?« fragte der Polizist.
    »Kaffeemaschine«, antwortete ich wenig geistreich.
    Der Polizist sah mich mit wachsendem Misstrauen an. »Sie hatten ein paar Verlängerungskabel daran?«
    »Ja, drei. Wissen Sie, sie haben hier Schwierigkeiten mit den Sicherungen...«
    Der Polizist hielt den freien Stecker der Kaffeemaschine hoch. Zu spät wurde mir klar, wo die Verlängerungskabel gelandet waren.
    Julian fuhr mit seinem Allradantrieb, einem weißen Range Rover, den er von frühe ­ ren Arbeitgebern geerbt hatte, als erster vom Parkplatz. Ich sah, wie er im Rück ­ spiegel kontrollierte, ob ich hinter ihm war. Mein Lieferwagen kroch und rutschte die gefäh r liche Zufahrt zur Privatschule hinunter. Über mir blitzten die Wolkenränder auf wie Messerklingen. Der Mond kam zum Vo r schein und ließ die verschneiten Berge silbrig auf ­ leuchten. Als ich über die Ereignisse der letzten Stunden nac h dachte, bildete sich ein Knoten in meinem Magen.
    Im Laufe des Abends hatte ein Schneepflug wohl die Straße zwischen Elk Park und Aspen Meadow geräumt. Den ­ noch nahmen wir die scharfen Kurven äußerst vorsichtig. Meine Gedanken wanderten zurück zu dem umgekippten Schlitten.
    Dieser entsetzte Ausdruck in Keith Andrews'jungem Ge ­ sicht.
    Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich aufs Fah ­ ren. Ich nahm das Lenkrad fest in die Hände und be ­ schleunigte an einem leichten Hang. Ich hoffte, dass mit Arch alles in Ordnung war. Der Stein, den jemand in eines unserer Fenster geworfen hatte, ängstigte mich. Halloween stand vor der Tür, und da war mit Streichen zu rechnen. Ich hätte Schulz von dem Stein erzählen sollen. Ich hatte es vergessen.
    Schulz wollte uns anrufen. Er würde uns sagen, was mit Keith geschehen war, oder? Ich war über den verschneiten Vorplatz des Direktors gestapft, hatte die leblose Gestalt ge ­ funden, das eisige Verlängerungskabel berührt. Es war wie ein persönlicher Affront. Ich musste wissen, was passiert war. Ob es mir gefiel oder nicht: Ich steckte mit in der

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