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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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du eine braune Einsiedlerspinne erkennen?«
    »Es war keine … das war es nicht …«
    Er schien erleichtert, hob dann aber die Augenbrauen und fragte: »Schwarze Witwe?« Ich nickte. Auf seine Fragen – »Bist du allergisch? Weißt du das?« – schüttelte ich den Kopf und machte eine hilflose Geste. Ich hatte nicht die ge ­ ringste Ahnung, ob ich allergisch war. Wie oft wird man schon von Giftspinnen gebissen?
    Hank Dawson kam eilig zurück in die Küche. Mit kräch ­ zender Stimme verkündete er: »Meine Güte, alle Kranken ­ wagen in der ganzen Umgebung sind im Einsatz! Wird sie es überstehen? Sollte einer von uns sie ins Krankenhaus bringen? Muss sie sterben? Was?«
    Scholz schob mich hastig hinaus. Mit Sirene, Blaulicht, quietschenden Reifen und Schulz’ erfolglosen Bemühun ­ gen, sein Sprechfunkgerät in Gang zu bringen, rasten wir aus Aspen Meadow North hinaus auf den Highway. Während die dunke l braunen Berge vorbeihuschten, drückte ich meine Hand wie eine Aderpresse auf mein Handgelenk. Ich versuchte mir das Spinne n gift wie giftige schwarze Tinte vorzustellen, die ich mit Willen s kraft in mei ­ ner Hand festhalten und nicht durch die Venen in den Blut ­ kreislauf gelangen lassen wollte.
    Als wir auf der Autobahn waren, funktionierte auch Schulz’ Sprechanlage plötzlich wieder, und er gab der Ein ­ satzzentrale durch, wohin er fuhr. Dann rief er das Zentrum für Vergiftungsfälle an. Unter knisternden Funkstörungen wiesen sie uns an, ins Al l gemeine Krankenhaus Denver zu fahren. Es war die nächs t gelegene Klinik, die ein Gegengift vorrätig hielt, erklärten sie Schulz. Meine Hand brannte.
    Ich verfluchte die fließenden Tränen und meine zittrige Stimme und fragte: »Geht das denn gar nicht weg? Das ist doch nicht wir k lich giftig, oder?«
    Er heftete den Blick auf die Straße, während wir an einem Laster vorbeirasten. »Das hängt davon ab. Eine braune Ein ­ siedlerspinne wäre schlimmer gewesen.«
    Ich räusperte mich. »Ich muss mich um Arch kümmern können …« Mir brach der Schweiß aus. Bei jedem Atemzug pochte der Finger mit der Bisswunde heftig. Es war wie bei den Wehen.
    Schulz sagte: »Ist dir schlecht?« Ich verneinte. Nach einem Moment meinte er: »Du wirst nicht sterben. Ich weiß nicht, warum du überhaupt in dieses verfluchte Café gehst. Letzten Sommer hat dich ja jemand in eine verglaste Theke gestoßen. Ich sage dir, Goldy, dieses Lokal und du, ihr ver ­ tragt euch nicht.«
    »Das ist kein Spaß.« Der Schweiß rann mir in Tropfen über den Schädel. Ich starrte auf meinen geschwollenen Finger, der mittle r weile von dumpfem Schmerz völlig taub war. Seltsam, ich spürte nun auch einen stärker werdenden Schmerz zwischen den Schultern. Ich holte Luft. Es war die reinste Qual. »Allmählich tut mir alles weh. Wie soll ich denn kochen? Warum musste es auch ausgerechnet die rechte Hand sein?«
    Er warf mir einen flüchtigen Blick zu. »Warum musste es übe r haupt dir passieren?«
    Kopfschmerzen nahmen meine Schläfen gnadenlos in die Zwinge. Ich flüsterte: »Gut, dass du genau im richtigen Moment gekommen bist.«
    »Diese Bande«, meinte er ungerührt.
    In der Notaufnahme fragte eine blondierte Kranken ­ schwester mich in knappen Worten nach Allergien und mei ­ ner Krankenve r sicherung. Ein dunkelhäutiger Arzt erkun ­ digte sich, wie lange der Stich schon zurückläge und was ich angestellt habe, dass die Spinne mich gebissen habe. Leute gibt es. Während der Arzt die Bisswunde untersuchte, schloss ich die Augen und machte eine Lamaze-Atemübung. Aus der Erfahrung einer Entbindung lässt sich ebenso wie aus der Erfahrung einer Scheidung ein ganzer Vo r rat an Verhaltensregeln ziehen, die für den Rest des Lebens die Krisenbewältigung erleichtern. Schließlich stellte der Arzt fest, dass keine schwere Vergiftung vorlag. Ich brauche nicht im Krankenhaus zu bleiben, erklärte er. Er maß Puls, Blut ­ druck und Temperatur und verordnete mir, heute Nachmittag und Abend ein heißes Bad zu nehmen, um die Mus ­ kelschmerzen im Rücken zu lindern. Als ich fragte, wie es mit meiner Arbeit bestellt sei, meinte er, ich könne morgen vielleicht schon wieder kochen, solle aber sehen, wie ich mich fühle. Ehe er hinausflitzte sagte er noch, heute müsse ich mich ausruhen.
    »Verdammt«, rief ich aus, da mir plötzlich etwas einfiel, »das Rot-Weiß-Gebäck für die Schule! Ich weiß nicht, ob Audrey daran gedacht hat!«
    »Goldy, bitte«, sagte Schulz, »lass’ doch

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