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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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Colorado einen schweren Schneesturm g e geben hatte. Ich versuche meinen Eltern immer wieder zu erklären, dass um diese Jahreszeit ständig irgendwo in den Rocky Mountains massenweise Schnee fällt. Weshalb diese Wetterlagen den bundesweiten Rund ­ funk- und Fernsehanstalten wichtig genug für eine Mel ­ dung waren, ging über mein Begriffsvermögen. Wir neh ­ men die Niederschläge gelassen hin; aber die schrecklichen Nac h richten versetzen die entfernt lebenden Verwandten der Bewohner von Colorado in Angst und Schrecken. Ich klemmte mir den Hörer unters Kinn, um die Eiswürfel auf meiner rechten Hand liegen lassen zu können.
    »Goldy! War das der Polizist, mit dem du dich triffst? Wieso ist er mitten am Tag bei dir zu Hause?« Soviel zur Schneekatastrophe. Aber wenn ich meiner Mutter erzählen würde, was gerade passiert war, hätte das nur eine erneute Flut besorgter Fragen ausgelöst. Ich hatte ihr nicht einmal erzählt, dass Schulz bei der Mordkommission war. Wenn sie es erführe, wäre der Teufel los.
    »Er hilft mir nur«, sagte ich ihr. »Mir war nicht gut.«
    Panik trat in die hohe Stimme meiner Mutter. »Doch keine morgendliche Übelkeit …«
    »Mutter. Bitte. Es ist hier Nachmittag, also längst kein Morgen mehr. Und nicht nur das, wir hatten nur ein win ­ ziges bisschen Schnee, und Arch muss jeden Augenblick nach Hause kommen …«
    »Sag mir noch mal«, drängte sie, »kennst du Tom Schulz von der Colorado University?« Mit dieser Frage wollte sie sich ve r sichern, ob Schulz einen College-Abschluß hatte. Wenn sie schon keinen Doktor zum Schwiegersohn haben konnte, lag meiner Mutter doch zumindest an einem guten Schulabschluss.
    Ich sagte: »Nein, nicht von der Universität.« Ich hätte gerne g e sagt: Gestern Abend hat dieser Mann mein Gefühlsleben verändert … heute hat er mich in einer lebensbedrohenden Situa ­ tion ins Krankenhaus und wieder nach Hause gefahren, ob du es glaubst oder nicht, Mutter, ich habe endlich jemanden gefunden, der sich wirklich etwas aus mir macht … Der Hörer glitt mir aus der linken Hand und prallte auf den Fußboden.
    Ihre etwas entfernt klingende Stimme beharrte: »Aber er ist nicht einfach irgend jemand, den du getroffen hast, oder? Das wird doch nicht einer sein, den du nur … bei einem Polizistenpicknick aufgegabelt hast, oder …?«
    Ich hob den Hörer auf. »Mutter. Nein. Es ist jemand« -ich sah Schulz an und lächelte – »ganz Besonderes, ein sehr pa ­ tenter Mann. Er ist einmalig. Er weiß alles über Porzellan und Antiqu i täten und konnte trotzdem eine Stelle bei ei ­ nem Arbeitgeber finden, der für Chancengleichheit ist.«
    »Mein Gott, er ist ein Farbiger …«
    »Mutter!« Ich versprach, sie am Wochenende anzurufen und verabschiedete mich schnell.
    Schulz sah mich schief von der Seite an. »Ich entsprach wohl nicht ganz ihren Vorstellungen, was?«
    »Ich habe sie gehört«, sagte Audrey und ahmte die Stimme meiner Muter nach, »Jemand, den du aufgegabelt hast? Entschuldige, Goldy. Warum machen Frauen aus der Generation unserer Mütter sich so viele Gedanken darüber, mit welcher Art von Männern wir ausgehen oder wen wir heiraten? Warum fragen sie sich nicht, wie es«ras geht? Das s age ich auch Heather immer: ›Ich mache mir Sorgen um lieh, Liebes, nicht über irgendeinen Jungen, mit dem du ausgehen könntest, und über seine Herkunft.‹« Audrey fing zur Spüle und goss sich ein Glas Wasser ein. »Du hättest ihr sagen sollen, dass Schulz in Harvard war.«
    »Ach herrje, erinnert mich nicht daran«, stöhnte Schulz. Er wandte sich zu mir um und bedachte mich mit einem schiefen Grinsen. »Ich war in der Elk-Park-Schule, um ein paar Dinge zu klären, und der Direktor fragte mich, wo ich zur Schule gegangen sei.« Er zuckte die Achseln. »Ich wusste nicht, was er meinte, daher sagte ich: ›Also zuerst war ich in der Grundschule North Peak-‹, und der alte Perkins w inkte ab und sagte: ›Hören Sie auf‹.«
    Ich war schockiert. Es tat mir mehr weh als der Spinnenbiss. Wie konnte Perkins es wagen, Schulz zu beleidigen, der ihm in jeder Hinsicht überlegen war! Es kränkte mich ebenso sehr, als hätte Perkins Arch kritisiert. »Dieser Schwachkopf!« platzte ich heraus.
    Schulz sah mich mit seinen ruhigen, meergrünen Augen in. Ich spürte, wie ich rot wurde und etwas in meinem Bauch einen Purzelbaum schlug. »Mach dir keine Gedanken, Miss G. Ich kenne den Unterschied zwischen einem Menschen, der gebildet genug ist, es mit den

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