Untitled
jemand ande ren …«
»Ich kann nicht, ich habe den ganzen Morgen an diesen Dingern gearbeitet«, erklärte ich verstockt und sprang von der Unte r suchungsliege. Sobald meine Füße den Boden berührten, wurde mir schwindelig. Kopfschüttelnd führte Schulz mich am Arm den Korridor hinunter zu einer Te lefonzelle. Erwählte die Nummer des Cafés und versuchte, Hank Dawsons Sperrfeuer besorgter Fragen zu durchbre chen. Schließlich reichte er mir seufzend den Hörer.
Auf Hanks Erkundigungen, ob es mir gut gehe, folgte gleich ein Schwall von Fragen, die darauf abzielten, her auszubekommen, ob ich ihn verklagen wolle. Nein, ich würde nicht gerichtlich gegen ihn vorgehen, versicherte ich ihm, wenn er die Platten mit Gebäck aus meinem Liefer wagen holen und in die Privatschule bringen würde. Audrey war in ihrem »üblichen überreizten Zustand« g e gangen und hatte sie vergessen, aber er wolle dafür sorgen, dass sie abgeliefert wurden. Mit leichtem Bedauern fügte er hinzu, dass der Stanford-Vertreter sich laut Gedanken über die hy gienischen Ve r hältnisse im Café gemacht habe. Und um die Sache noch zu ve r schlimmern, war er nicht einmal zu einem kostenlosen Mittagessen geblieben, wie Hank mir berich tete. Greers Zukunft in Stanford sah nicht sonderlich rosig aus.
Nachdem wir endlos lange gewartet hatten – ich war mir nicht schlüssig, ob der Arzt darauf wartete, dass ich starb, es mir besser ging oder ich einfach verschwand –, erschien die blondierte Schwester und erklärte, ich könne gehen. Schulz fuhr mich nach Hause. Es war mir peinlich, ihn so lange aufgehalten zu haben, und das sagte ich ihm auch.
Er lachte in sich hinein. »Machst du Witze? Es war das au f regendste Mittagessen der ganzen Woche.«
Audrey Coopersmiths weißer Lieferwagen stand vor mei nem Haus. Audrey stieg aus, die Schultern nach vorne ge senkt, und marschierte mit ihrem langen Entenschritt auf meine vordere Veranda zu: der erste offizielle Krankenbe such. Wie lieb von ihr, sie hatte einen in Zellophan ver packten Strauß Nelken gekauft. Als Schulz und ich langsam den Weg hinaufkamen, blieb sie brei t beinig stehen und hielt die Blumen hinter ihrem Rücken versteckt. Ihr Ge sicht war starr vor Sorge. Schulz stützte mich immer noch sanft am Ellbogen, aber er hob das Kinn und kniff bei Audreys Anblick abschätzend die Augen zusammen.
Er flüsterte mir zu: »Hast du mich diesem Musketier vor gestellt?«
»Lass das!«
Als wir zur Haustür kamen, reichte Audrey mir wortlos die Blumen. Sobald sie allerdings meine verbundene Hand sah, zog sie den Strauß verlegen zurück und wurde über und über rot. Ich murmelte einen Dank und bat sie wider strebend, mit hineinz u kommen. Ich brauchte ein Weil chen, ehe mir der Sicherheitscode wieder einfiel. Das war wohl dem Spinnengift zuzuschreiben, das mir das Gehirn vernebelte. Nach einigem Gefummel standen wir alle in der Küche.
Audreys Augen weiteten sich beim Anblick der Vasen und Körbe voller Rosen, Tausendschön, Fresien und Astern. Die Küche duftete wie eine Blumenschau.
»Mensch, du hast gar keinen Witz gemacht. Ich schätze, die Nelken hattest du nicht mehr nötig.«
»Doch sicher, komm, ich stelle dir meinen Freund vor«, sagte ich und machte sie mit Schulz bekannt, der bereits in der Kühltruhe kramte, um Eiswürfel für meinen Finger aus zugraben. Schulz wischte sich die Finger ab und wandte sich ihr höflich zu. Ich e r klärte, dass Audrey mir neben ihrer Ar beit in der Buchhandlung Tattered Cover stundenweise im Geschäft half. Schulz legte den Kopf schief und meinte, er erinnere sich, dass Audrey mir an dem Abend geholfen habe, an dem Keith Andrews starb.
Sie kniff die Lippen zusammen. Ihre Nasenflügel bebten. »Also, Alfred Perkins hat beschlossen, die Studienbera tungsabende zu verlegen.«
»Ja«, sagte Schulz mit seinem Weihnachtsmannlächeln, »in die Buchhandlung, nicht? Tolle Umgebung. Helfen Sie Goldy am Freitag auch?« Der Charme in Person.
Audrey entspannte sich sichtlich und bejahte beide Fra gen. Vielleicht zogen sich sogar ihre Mundwinkel zu einem ihrer seltenen Lächeln nach oben. Es kann aber auch sein, dass ich mir das nur einbildete. Das Telefon ersparte uns weiteres neckisches Geplänkel. Schulz deutete in Richtung des Apparates und sah mich fragend an, als wolle er sagen: Soll ich abnehmen? Ich nickte.
Es war meine Mutter, die aus New Jersey anrief, weil sie gerade gehört hatte, dass es in
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