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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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Herausforderungen des Lebens aufzunehmen, und einem, der immer nur angeben muss.«
    Audreys Unterkiefer klappte auf. Sie erklärte: »Sagen wir: den Unterschied zwischen einer Frau, die es mit den Herau s forderungen des Lebens aufnehmen kann, und einem Mann, der immer nur angeben muss.«
    Ich wusste nicht, wohin das führen sollte, und es war mir auch egal. Aber Schulz war interessiert. Er sagte zu Audrey: » Ehm, e r klären Sie mir, was Sie damit meinen.«
    Audrey antwortete in trotzigem Ton. »Das versuche ich Heather immer beizubringen. Ich sage: Sieh zu, dass du jetzt vorankommst, Liebes, solange du noch jung bist, du willst doch nicht dabei hängen bleiben, irgendeinem Mann die Socken und das Selbs t bewusstsein zu flicken.« Sie holte schaudernd Luft. »Weißt du, wenn du es nicht zu etwas bringst, solange du jung bist, wenn du alles einfach laufen lässt, wenn du dich auf andere verlässt …«
    Eine Wolke der Bitterkeit verdunkelte ihre Züge. »Ach, ist ja egal. Ich will nur, dass Heather das bekommt, was ich nie hatte. Sie ist unwahrscheinlich begabt«, sagte sie nun wieder lebhaft. »Sie hat diesen Sommer den Virtual-Reality-Simulator zur Marserforschung bedient.« Sie warf uns einen stolzgeschwellten Blick zu. »Heather wird ein Erfolg.«
    Schulz lehnte sich in seinem Stuhl zurück und grinste Audrey und mich wohlwollend fragend an. »Erfolg, hmm?«
    Als wir darauf keine Antwort gaben, stand er auf, legte den Kopf schief und sah uns an. »Geht es dir gut, Goldy?« Als ich antwortete, ich glaubte schon, meinte er: »Ich ma ­ che uns Tee.«
    Wir saßen schweigend da, während Schulz mit Tassen, Unte r tellern und einem Kessel hantierte und Wasser ein ­ laufen ließ. Schließlich meinte Audrey bedrückt: »Erfolg ist das, was ich nicht habe.« Sie zählte an ihren Fingern ab: »Keine sinnvolle Arbeit oder Karriere, keine Beziehung, kein Geld …«
    Nun ja, ich unterbrach meine Teilzeithilfe nicht, um ihr zu e r klären, dass der Partyservice für einige von uns, wenn schon nicht für sie, durchaus eine sinnvolle Arbeit war. Der Partyservice sorgte für meinen Lebensunterhalt. Das war meine Definition von sin n voll.
    Schulz sagte: »Ich bin in Ostcolorado aufgewachsen und habe mein Studium selbst bezahlt, bis ich eingezogen wurde. Ich habe erst einen Abschluss gemacht, nachdem ich aus der Armee en t lassen war. Kriminalistik, University of Colorado in Denver.« Er runzelte die Stirn. »Ich habe Men ­ schen getötet und es für falsch gehalten, ich habe Menschen getötet und es richtig gefunden. Manche Verbrecher fasse ich, andere nicht. Ich verdiene gut, bin unverheiratet, habe keine Kinder.« Er rieb sich das Kinn und sah Audrey an. »Aber ich halte mich für erfolgreich. Eigentlich« – er zwin ­ kerte mir zu – »werde ich ständig erfolgreicher.«
    »Hhmm«, meinte Audrey.
    Der Kessel pfiff. Geschickt hantierte Schulz in der Küche, löffelte schwarzen, chinesischen Tee in die Kanne und ließ einen dampfenden Wasserstrahl hineinfließen. Er tauchte in den Küh l schrank und kam mit einem Teller des restli ­ chen Rot-Weiß-Gebäcks wieder zum Vorschein. Ich sah auf die Uhr: drei. Arch und Julian würden in der nächsten Stunde nach Hause kommen, und wir hatten nichts zu es ­ sen. Vielleicht wollte Julian kochen. Diesmal würde ich mich nicht mit ihm deswegen anlegen.
    Mit zitternder Hand hob Audrey ihre Teetasse samt Un ­ tertasse an. Die Tasse klapperte leise, während Schulz sie langsam füllte. Audrey sah mich nicht an, als sie weiter ­ sprach: »… Ich habe keine Schule besucht, auf der ich et ­ was aus mir hätte machen können. Wenn ich nur Mathe studiert hätte, statt …«
    Die Schmerzen in meiner Hand wurden stärker. Ich hatte Mühe, mich auf Audreys Worte zu konzentrieren, jammer, jammer, Caltech , jammer-jammer, Mount Holycoke, Heather war ja immer so begabt. Plötzlich überkam mich eine Welle der Erschöpfung. Mir graute davor, Arch und Julian von dem Spinnenbiss zu erzählen. Ich sehnte mich nach dem ersten, ärztlich verschriebenen heißen Bad. Aber inzwi ­ schen führte Audrey weinerlich aus, dass es das Beste für Heather wäre, an eine große, naturwissenschaftlich orien ­ tierte Hochschule in Kalifornien oder im Nordosten zu ge hen, da sie den besten Ruf hätten und ihr nach dem Abschluss eine hervorragende Anstellung sichern würden. Vielleicht war es die Bisswunde, vielleicht war es meine an ­ geschlagene Laune, vielleicht hatte ich aber auch nur ein ­ fach

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