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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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tiefes, kehliges Stöhnen von sich, als sei es schon eine Anstrengung, sich auch nur auf diese we ­ nigen Worte zu konzentrieren.
    »Ehm, Doktor Teller?« sagte ich. »Nachdem du den Knöchel untersucht und behandelt hattest und den Pati ­ enten wieder ins Bett geschickt hattest, was war da?«
    Er öffnete ein Auge. »Naja«, sagte er, und die Andeu ­ tung eines Lächelns brach durch seine jugendlichen, brau ­ nen Bartstoppeln, »ich wusste, dass du Arch hier nicht gerne allein zu Hause gehabt hättest, darum habe ich beschlos ­ sen, bei ihm zu bleiben. Ich kann es mir leisten, einen Tag zu fehlen.« Er ließ sich wieder ins Bett plumpsen. »In der Schule musst du allerdings anrufen.«
    Ach, was solls? »Gut, in Ordnung«, sagte ich. Die kindli ­ che Einschätzung einer Situation zu respektieren, ist eine fein a b gestimmte elterliche Kunst. Eine Kunst, von der ich mir nicht sicher war, ob ich sie bereits beherrschte, aber dennoch. »Arch? Kann ich mir bitte deinen Knöchel anse ­ hen?«
    Er grunzte zustimmend und streckte den betreffenden Fuß unter der Bettdecke vor. Julians provisorische Eis ­ packung begann sich bereits aufzulösen, aber zwei gefro ­ rene Eisbeutel lagen noch in einem leicht verknoteten Frot ­ teehandtuch. Der Knöchel war ta t sächlich geschwollen. Die Haut um den Knöchel war blassblau.
    »Von der Treppe?« Ich war verwirrt. »Das ist ja schreck ­ lich.« Arch war gewöhnlich nicht tollpatschig. Seine man ­ gelnde Spor t lichkeit stand sogar in krassem Gegensatz zu seiner, wie ich fand, körperlichen Anmut, die eindeutig zu erkennen war, wenn er Ski fuhr. Zugegeben, als seine Mut ­ ter war ich etwas voreingenommen. »Kannst du auftreten?«
    »Ich kann auftreten, und er ist nicht gebrochen«, sagte Arch schwerfällig.
    »Und noch etwas«, brummelte Julian mit geschlossenen Augen, den Kopf auf dem Kissen. »Ich weiß nicht, ob ich langsam Ve r folgungswahn bekomme oder so was. Hast du vorne Wasser au s gegossen?« Als ich verneinte, meinte er: »Naja, es sah so aus, als hätte jemand Wasser über die Stu ­ fen gegossen. So dass jeder, der zur Haustür hinausginge, fallen und sich das Genick brechen musste.«
    Hmm. Jedenfalls war es nicht nötig, zum Arzt zu gehen, vorerst zumindest nicht. Ich ging aus dem Zimmer, hörte aber noch, wie Arch mit erstickter, entrüsteter Stimme sagte: »Ich habe mir nicht das Genick gebrochen!«
    Ich ging hinunter in die Küche. Wenn bei anderen Men ­ schen das Leben sich chaotisch gestaltet, rauchen sie, trin ken sie, treiben sie Sport oder gehen einkaufen. Ich koche. Im Augenblick sah es so aus, als könnten wir alle zum Trost ein hausgemachtes Brot ve r tragen. Ich setzte Hefe an und rief Maria an. »Du hast gesagt, du wolltest heute herkom ­ men, um mir zu helfen, erinnerst du dich? Bitte komm jetzt gleich«, bat ich sie, nachdem sie sich mit rauer Stimme ge ­ meldet hatte.
    »Goldy, es ist mitten in der Nacht, um es laut herauszu ­ schreien. Oder mitten im Winter. Ich war gestern Abend lange aus und halte Winterschlaf. Ruf mich an, wenn der Frühling kommt.«
    »Es ist nach acht«, gab ich unerbittlich zurück, »und Win ­ ter wird es erst in sieben Wochen. Komm her, und ich ko ­ che etwas Besonderes. Julian und Arch sind beide zu Hause. Arch ist gefallen und Julian ist … müde. Außerdem möchte ich, dass du mir mehr über diese verloren gegangene Leh ­ rerin, Pamela Samuelson, und diesen Schlichtmaier-Knaben erzählst.«
    »Die eine war schwer ausfindig zu machen, und der an ­ dere ist zu jung für dich. Wie geht es Arch?«
    »Er muss nur im Bett bleiben.«
    Sie seufzte. »Wie schön für ihn. Ich bin so froh, dass du mich anrufst, wenn die Kinder krank sind und du nichts Besseres zu tun hast. Aber wenn du etwas Besonderes machst …«
    »Doughnuts«, versprach ich. Maria ist ganz wild nach die ­ sen Gebäckkringeln. Sie gab ein Gurren von sich und legte auf.
    Kurz darauf merkte ich, dass ich nicht genug Öl im Haus hatte, um die Friteuse auch nur zu einem Viertel zu füllen. Nun denn, Zwangslagen waren die Mutter aller neuen Re ­ zepte. Und nicht nur das, ich musste ohnehin für das Prü ­ fungsfrühstück etwas Süßes, aber Gesundes erfinden, das nach Direktor Perkins’ Weisung Vol l kornmehl in allen er ­ denklichen Formen enthalten sollte. Warum keine Dough ­ nuts mit Haferkleie? Ich bin sicher, Kinder und Jugendli ­ che zogen sie allemal einem Muffin mit Haferkleie vor, zu ­ mal, da solche Muffins meist schmeckten, als

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