Untitled
Gesprächs da blieben. Sie zuckte die Achseln, was ich als Zustimmung auffasste. Ich bot ihr Kaffee an.
»Nein, danke.« Sie tauchte in ihre Tasche und brachte eine Diätcola zum Vorschein, öffnete die Dose und ließ zwei Vivarin durch die Öffnung fallen.
Maria sah ihr mit offenem Mund zu. Als Frances Mar kasian einen langen Zug aus der Dose nahm, meinte Maria: »Einsat z leitung, wir starten. Bleiben Sie auf Empfang.«
Frances ignorierte sie und zog einen Block und einen Stift aus ihrer voluminösen Tasche. »Wie ich gehört habe, haben Sie am Abend des Andrews-Mordes für das Essen ge sorgt?«
»Ehm, äh, ja.« Ich hatte den entmutigenden Eindruck, dass sie mich nicht nach der Speisenfolge fragen würde.
Julian muss den Blick der Reporterin gespürt haben, denn er stand auf, knetete den aufgegangenen Teig durch und rollte ihn aus, um mit einer Sternform Doughnuts auszu stechen.
»Würden Sie mir bitte erzählen, was passiert ist?« sagte sie.
»Also …«, setzte ich an und gab ihr eine möglichst kurze Z u sammenfassung der Ereignisse dieses Abends. Ihr Stift kratzte beim Schreiben übers Papier.
»Es hat drüben in der Schule noch einige andere Pro bleme g e geben«, sagte sie, als ich meine Schilderung be endet hatte und nach den Doughnuts sah, die fast fertig auf gegangen waren.
»Tatsächlich?« fragte ich harmlos. »Was zum Beispiel?« Von mir sollte sie nichts erfahren. Meine bisherigen Er fahrungen mit dem Mountain Journal waren durchweg ne gativ. Sie hatten eine Kritikerin engagiert, die mich bösar tig abgekanzelt hatte. Sie hatte in der Zeitung einen priva ten Rachefeldzug gegen mich geführt. Als ich den ganzen Schlamassel aufgedeckt hatte, war das Mountain Journal ohne ein Wort des Bedauerns dazu übe r gegangen, über Wapitiherden zu berichten, die durch die Berge der Um gebung streiften.
»Zum Beispiel Schlangen in Spinden«, sagte Frances.
Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. »Siebte Klasse.«
»Zum Beispiel ein Direktor, der Schwierigkeiten bekom men könnte, Spenden einzutreiben, wenn Nachteiliges über die Schule herauskäme«, fuhr Frances nüchtern fort. »Nehmen Sie nur die schlechter werdenden Prüfungser gebnisse …«
»Ach, Miss Markasian, meine Liebe«, unterbrach Maria sie, »die Geschichte ist so alt, dass sie schon Moos angesetzt hat. Außerdem, wenn sie um den Ruf ihrer Schule besorgt wären, würden sie wohl kaum ihren besten Schüler um bringen, oder?« Maria sah mich mit verdrehten Augen an. »Sind diese Leckereien fertig?«
Ich wandte mich Julian zu, der die aufgegangenen Doughnuts schweigend in den Ofen schob. »Fünfzehn Mi nuten«, erklärte er.
»Wissen Sie etwas über den Direktor?« beharrte Frances. Sie pochte mit dem Stift auf den Block.
»Ich weiß genauso viel wie Sie«, antwortete ich. »Warum erzählen Sie uns nicht, an was für einer Story Keith Andrews für Ihre Zeitung gearbeitet hat?«
»Wir wissen auch nicht, was es war«, wehrte sie ab, »ob wohl er schon geraume Zeit daran gearbeitet und etwas Großes versprochen hat.« Sie drehte die Pepsidose fast auf den Kopf, um auch noch die letzten Tropfen herauszuho len. »Wir wollten es erst lesen, wenn er fertig war und dann entscheiden, ob wir es drucken oder nicht. Wenn es eine zeitgemäße Story wäre. Sie wissen schon, wahrheit s gemäß.«
»Sie haben einen so guten Ruf, was die Überprüfung der Fakten angeht«, sagte ich mit verlogenem Lächeln.
Ohne eine Spur von Befangenheit warf sie die Dose quer durch die Küche in einen von zwei Müllsäcken, die an der Hintertür lehnten. Arch hätte sie eigentlich hinausbringen sollen, aber er war krank.
»Drei Punkte«, sagte ich. »Nur, dass wir recyceln.« Ich fischte die Dose heraus und warf sie in den Aluminium behälter in der Speisekammer. Ich hoffte, sie würde den Wink verstehen und b e greifen, dass es Zeit war, zum Schluss zu kommen. Aber nein.
»Und was ist mit dem Sohn des Direktors? Macguire Per kins? Er hat im Sommer den Wagen seines Vaters gegen eine Leitplanke auf dem Highway 203 gefahren. Mit 2,0 Pro mille Alkohol im Blut.«
Ich zuckte die Achseln. »Da wissen Sie ebenso viel wie ich.«
Frances Markasian sah sich mit einem gleichmütigen Blick ihrer seichten, schwarzen Augen in der Küche um. Die Doughnuts im Backofen verströmten einen Duft, der mir Folterqualen bereitete. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie hungrig ich war. »Wie ich gehört habe, sind einige
Weitere Kostenlose Bücher