Untitled
kämen sie di rekt aus dem Betonmischer.
Ich räumte die Bücher über Studienbeihilfe fort, die Ju lian auf der Arbeitsplatte verstreut hatte liegen lassen, siebte scheinheilig Sojamehl mit ausgemahlenem Weizenmehl durch und schüttete ganz tugendhaft ein vernünftiges Maß Haferkleie und Weize n keime darüber. Als die angesetzte Hefe warm war und Blasen warf, verquirlte ich sie mit Zucker, Eiern, Vanille und der Meh l mischung. Ich knetete das ganze zu einem üppigen, geschmeidigen Teigklumpen, der sich sanft in eine eingefettete Schüssel schmiegte. Nach dem ich den Teig in den Backofen gestellt hatte, um ihn gehen zu lassen, rief ich Schulz’ Anrufbeantworter an. Ich sprach auf Band, dass ich mit ihm über Egon Schlichtmaier sprechen wollte. Und wie er mit der Lieferwagensache und Audreys Hintergrund weiterkäme? Als ich auflegte, schlurfte Julian herein. Er trug ein T-Shirt mit dem verblassten Logo eines lange zurückliegenden Rockkonzerts, Jeans und leichte Slipper mit heruntergetretenen Versen.
»Entschuldige, ich war so müde«, murmelte er. Er sah sich e r wartungsvoll in der Küche um. »Was brutzelst du zu sammen? Machst du Kaffee?«
»In anderthalb Stunden sind die Doughnuts fertig«, gab ich zurück, während ich Medaglia d’Oro mit einem Maß einfüllte und halb und halb Milch und Wasser in einen Krug gab. »Cappuccino gibt es gleich.«
Er stand vor meinem Terminkalender und las, welche Aufträge bevorstanden: »Mittagessen für den Klerus … Dessertbüfett für Tattered Cover … Prüfungsfrühstück … Bronco-Brunch. Wie kalkulierst du, was du für diese Essen berechnen musst?«
Selbst wenn Julian nicht auf dem Damm war, konnte er sich für den Partyservice begeistern. Er wollte alles wissen. Es lieferte uns den Rahmen für unsere Beziehung, denn sein Ziel war es, als Hotelkoch zu arbeiten oder einen eigenen Partyservice oder ein Restaurant zu eröffnen. Ve getarisch, natürlich. Während ich das Wasser-Milch-Gemisch für seinen Cappuccino erhitzte, erklärte ich ihm, im Partyservice gelte die Grundregel, dass man die Kosten für die Zutaten mit drei multipliziere, um Kochen, Servieren und G e winn abzudecken. Wenn Kunden Wein oder son stige alkoholische Getränke wünschten, rechnete man das in die Kosten des Essens pro Person mit ein. Ich hatte Li sten, die ich den Kunden gab und die Menüs von sechs bis fünfzig Dollar pro Person enthielten.
»Und was ist, wenn Kunden, die eine Party geben, sich nicht einig sind, was sie haben wollen und wie viel es kosten darf?«
Ich lachte. »Lass’ mich so früh am Morgen nur nicht an fangen, über Hochzeiten zu sprechen.«
»Dann sag mir, was du planst«, bat er und nippte an sei nem Cappuccino. Wir gingen die Speisenfolge und die Ko sten für die vier bevorstehenden Aufträge durch. Dann er kundigte ich mich, mit welchen Gefühlen er den Fortgang der Collegebewerbungen entgegensah.
»Ganz gut.« Er stand auf, um sich noch eine Tasse etwas schwächeren Cappuccinos zu holen. »Schätze ich.« Da er offe n sichtlich nicht über die Bewerbungen sprechen wollte, ließ ich das Thema fallen. Er griff nach der Zuckerdose und ließ sich wieder am Küchentisch nieder. Ich schaffte es, nicht aufzuheulen, als er sich vier Teelöffel Zucker in die Tasse schaufelte. Nun ja, vielleicht sollte ich froh sein, dass es keine Drogen waren. Wo wir gerade beim Thema waren.
»Erzähl’ mir etwas über den Sohn des Direktors«, sagte ich be i läufig.
»Was gibt es da zu erzählen?« fragte er zwischen kleinen Schlucken.
»Nimmt er Steroide?«
Er verschluckte sich an seinem Kaffee. Keuchend und prustend wischte er sich das Kinn. »Mensch, Goldy, du nimmst kein Blatt vor den Mund.«
»Also?«
Julian knabberte innen an seiner Wange herum. »Das lässt sich nie so sagen«, meinte er leise.
»Als wenn das nicht offensichtlich wäre.«
Julian wand sich. »Macguire steht ziemlich unter Druck.«
»Wessen?«
»Herrje, Goldy, was meinst du wohl, wessen? Muss ich es dir ausbuchstabieren, wie, wie, ehm …« – er verdrehte die Augen gen Himmel wie der Direktor –, »wie …?«
»Aber Perkins, der Sohn, meine ich, ist kein intellektu eller Typ. Man kann von ihm kaum erwarten, dass er in die Fußstapfen seines Vaters tritt.«
Julian stand auf und deckte seinen Cappuccino sorgfäl tig mit Wachspapier ab, ehe er die Tasse in die Mikrowelle schob. Als der Zeitschalter piepste, nahm er sie heraus. Er schüttelte den Kopf. »Du
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