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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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lustig gemacht, das er gesagt hatte. Er erzählte, Sie hätten ihn Tag für Tag mit etwas aufgezogen, und es ging darum, nicht zu verpetzen, dass Sie Steroide nehmen. Ich dulde einfach nicht, dass mein Sohn schika ­ niert wird, weder von Ihnen noch von sonst jemandem.« Ich sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
    Und dann kam mir ein entsetzlicher Gedanke: Vielleicht war Arch nicht der einzige, den Schlichtmaier nicht über sich tratschen lassen wollte. Eiskalte Angst lief mir über den Rücken.
    Verdammt. Ich hätte die ganze Sache Schulz überlassen sollen, wie er es mir immer sagte. Egon Schlichtmaier stellte schweigend sein Laufgerät ab und stieg herunter. Er spannte seinen massiven Muskelberg an, und mir blieb das Herz stehen. Hier stand ich i n mitten einer Horde von Bodybuildern einem mutmaßlichen meh r fachen Mörder gegenüber.
    »Roxanne!«johlte Macguire. Sein langer Körper hob und senkte sich mit dem Laufband. Seine muskulöse Brust tanzte im Takt. »Roxanne!«
    In seinem schwerfälligen deutschen Akzent sagte Egon Schlichtmaier: »Ja, ich habe Ihren Sohn aufgezogen. Aber das war auch alles. Ihr Sohn hatte es schwer, sich in das schu ­ lische Leben einzufügen, wie Sie vielleicht wissen.« Er ver ­ schränkte die Arme: eine abwehrende Haltung. »Als er mich beschuldigte, Steroide zu nehmen, was keine leichte Anschuldigung ist, wie Sie wohl wissen …«
    Besonders in Anbetracht all der anderen Beschuldigun ­ gen, denen Sie sich gegenübersehen, dachte ich, sagte es aber nicht.
    »… habe ich versucht, es mit einem Scherz abzutun. Ich meine, ich mache Bodybuilding, aber ich bin kein Schwar ­ zenegger, auch wenn ich mich so anhöre, nicht? Ich glaube, Ihr Sohn hat zu viel ferngesehen.«
    Ich hasse es, wenn Leute Arch kritisieren. Egon Schlicht ­ maier legte die Hände auf die Hüften. Er war muskulös, das stimmte, und hervorragend gebaut. Nur weil ich ihn nicht leiden konnte, hieß das noch nicht, dass er keinen athleti ­ schen Körper haben durfte. Doch ich hatte aus einem der zahlreichen Erziehungsbücher, die ich g e lesen hatte, eini ­ ges über Steroide gelernt. Sie führten zu Stimmungs ­ schwankungen. Vielleicht litt Egon Schlichtmaier ja darun ­ ter, wer wusste das schon? Sein berüchtigtes Sexualleben wies eindeutig auf einen Überschuss an Testosteron hin. Aber er hatte keine Akne, keine Spur jener weiblichen Brust, die eine chronische Steroideinnahme häufig hervorruft.
    Drogen. Was hatte Hank Dawson an dem Tag nach dem Mord an Keith in der Kirche zu mir gesagt? Wie ich gehört habe, hat dieser Bursche ganz schön Erfahrung mit Drogen. Die ­ ser Bursche war der Sohn des Direktors. Damals hatte ich es einfach ignoriert; niemand hatte es anscheinend für wert gehalten, dem Gerücht nachzugehen. Und wenn die Poli ­ zei den Verdacht hätte, dass an der Schule Marihuana oder Kokain gehandelt würde, hätte Schulz es zumindest er ­ wähnt.
    »Roxanne !« grölte Macguire Perkins fröhlich, während er auf dem Laufband dahintrottete. Mein Blick wanderte zu ihm hinüber. Nicht nur sein Gesicht, sein ganzer Körper war von Akne übe r zogen. Und er sah aus, als hätte er min ­ destens einen BH Größe 90C brauchen können.
    »Warum haben Sie Macguire hergefah ­ ren?« fragte ich.
    »Er hat seinen Führerschein für ein Jahr ve r loren. Trunkenheit am Steuer.« Egon Schlich t maier schnitt eine väterlich un ­ gläubige Grimasse. »Ich bemühe mich, diesen Jungs zu hel ­ fen. Ich drohe ihnen nicht.«
    »Sie bemühen sich nur, ihnen zu helfen, was?« Ich sagte nichts von dem Geschäker an der Colorado University. Manchmal kennen Lehrer ihre eigene Macht nicht. Eines wusste ich allerdings über Steroide, dass nämlich ein großer Prozentsatz der Schüler und Studenten, die sie nahmen, sie von ihren Trainern und Lehrern b e kamen. »Hat Macguire Probleme mit anderen Drogen? Ich meine, soweit Sie wis ­ sen.«
    »Wie bitte?« fragte Egon, als hätte er mich nicht verstan ­ den.
    »Zum Beispiel mit Steroiden?«
    Seine Schultermuskeln wogten, als er die Achseln zuckte. »Keine Ahnung.«
    Ich sah Egon Schlichtmaier fest in sein dunkles, gut au s sehendes Gesicht. Er war ein aalglatter Bursche, auswei ­ chend, schlagfertig, schwer zu durchschauen.
    Ich sagte: »Ich mache mir wegen Keiths Tod große Sor ­ gen über das, was an dieser Schule vorgeht. Da war diese Schlange, diese … für Arch bestimmte Drohung. Kennen Sie jemanden, der meinem Sohn etwas antun möchte?«
    »Nein.« Und dann

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