Untitled
um einen Bruch des rechten Schienbeins handelte. Ich schrie, jemand solle einen Kran kenwagen rufen.
Die Feuerwehrleute hatten sich schnell einen Eindruck von der Lage verschafft und legten eine Leiter ans Dach an. Minuten später stieg der erste Feuerwehrmann in schul busgelber Schutzkleidung die Leiter herunter und hielt kopfschüttelnd ein verrußtes Stück Sperrholz in der Hand. Mit heulender Sirene traf der Kranke n wagen ein und ver frachtete Maria in ein Krankenhaus nach Denver. Ich um armte sie vorsichtig und versprach, sie zu besuchen, sobald der Rauch abgezogen sei. Sie bat mich, ihre Freundinnen und Freunde anzurufen, damit alle erführen, was passiert war. Für Maria war es die Hölle, Schmerzen allein ertragen zu müssen.
»Was war das für ein Brett?« fragte ich einen Mann von der freiwilligen Feuerwehr, den ich erkannte.
»Sie hatten etwas oben auf Ihrem Kamin.«
»Ja, aber … wie ist es dahin gekommen?«
»Haben Sie etwas am Dach oder an der Regenrinne ma chen lassen? Haben Sie den Kamin heute zum ersten Mal in diesem Herbst benutzt?«
»Nein, ich habe ihn nicht zum ersten Mal in diesem Herbst b e nutzt, und die einzige Arbeit, die ich in letzter Zeit am Haus habe machen lassen, war der Einbau einer Alarmanlage im Sommer.« Das verrußte Brett stand gegen einen Reifen des Feuerwehrwagens gelehnt. Zwei Feuer wehrleute standen, ins Gespräch vertieft, davor.
»Sehen Sie, Goldy, es hätte viel schlimmer kommen kön nen. Das gleiche ist uns drüben in einem Ferienhaus am See passiert. Überall Rauch. Meistens heißt das, sie haben zu viel Papier auf den Holzstoß gelegt, der Kamin muss ge fegt werden oder Vögel haben ein Nest im Kamin gebaut. Jedenfalls stiegen unsere Jungs aufs Dach. Der erste holte auch wirklich ein Nest aus dem Kamin. Dann sah er hin ein und wurde ohnmächtig. Der zweite sah hinein und wurde ebenfalls ohnmächtig. Da stand ich also mit dem Rauch, den Flammen und zwei bewusstlosen Männern auf dem Dach. Musste einen Krankenwagen für die Feuer wehrleute rufen. Wie sich herausgestellt hat, hatte der Ein brecher versucht, durch den Kamin ins Haus zu kommen, war stecken geblieben und erstickt. Im Frü h ling bauten die Vögel dann ein Nest. Die Eigentümer kamen zurück und zündeten ein Feuer an. Als unsere Männer das Nest herauszogen, sahen sie ein völlig erhaltenes Skelett vor sich.«
Ich hielt mir mit beiden Händen den Kopf. »Soll diese Geschichte mich beruhigen?«
Er zuckte die Achseln und ging zu seinen Männern, um ihnen beim Einladen ihres Geräts zu helfen. Soweit es sie betraf, war der Einsatz beendet. Mehrere Nachbarinnen hatten sich auf dem Bürgersteig versammelt, um zu sehen, was hier vorging. Ich fragte alle, ob sie vor kurzem jeman den auf meinem Dach beobachtet hätten. Alle verneinten. Dann ging ich zu einer jungen Mutter hinüber, die in einem Haus auf der gegenüberliegenden Straße n seite wohnte und als einzige in unserer Straße einen guten Blick auf mein Haus hatte. Sie runzelte die Stirn, während sie einem Kind die Schuhe zuband und einem anderen Antibiotika verab reichte. Sie hatte vier Kinder unter sechs Jahren, und im mer, wenn jemand ihr die dumme Frage stellte, ob sie ar beite, warf sie dem Betreffenden eine schmutzige Windel an den Kopf. Sie erzählte mir, dass sie vollauf beschäftigt ge wesen sei, mit ihren Kindern zum Kinderarzt zu fahren – dreimal in der letzten Woche – und niemanden gesehen habe.
Julian verkündete, Arch und er hätten beschlossen, sie könnten ebenso gut in die Schule gehen, ob ich alleine klar käme? Ich sagte ihnen, sie sollten ruhig gehen. Frances Mar kasian stand auf dem Bürgersteig und schoss Fotos, als sei das Feuer das größte Erei g nis, das Aspen Meadow in die sem Jahrhundert erlebt hatte. Der Absturz der Hindenburg ist längst nicht so ausführlich fotografiert worden. Sie machte eine Aufnahme von mir, als ich auf sie zuging.
»Ich dachte, Sie hätten versprochen, das nicht zu tun.« Mein Leben geriet allmählich außer Kontrolle.
»Vorher waren Sie keine Meldung wert«, erklärte sie un gerührt. »Jetzt sind Sie eine Meldung. Haben Sie eine Ah nung, wie das passieren konnte?«
»Nicht die geringste«, murmelte ich. »Haben Sie das Sperrhol z brett gesehen, das sie vom Kamin heruntergeholt haben?« Sie nickte. »Vielleicht haben Handwerker es im Sommer liegen g e lassen. Ich wünschte, Sie würden diese Bil der nicht veröffen t
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