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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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stellte Molly fest. Sie legte Narari beruhigend eine Hand auf die feuchte Stirn. »Psssst, Schätzchen, pssst. Bleib ganz ruhig. Du bist hier bei Freunden.«
    Aber Narari hatte große Schmerzen. Und auch ihre Wunde war wieder aufgeplatzt. So viel Blut.
    »Schwester!«, rief Molly, und die Krankenschwester kam hereingestürzt.
    Erst nach einer kräftigen Dosis Morphium beruhigte sich das Mädchen wieder.
    Gina brauchte dringend etwas frische Luft und ging nach draußen, während Molly Schwester Maria-Margarit dabei half, einen neuen Verband anzulegen.
    Nicht, dass die Luft da draußen weniger heiß und stickig gewesen wäre. Trotzdem, allein dass sie außerhalb des Krankenhauszeltes sein konnte, vermittelte ihr ein Gefühl der Erleichterung.
    Gina setzte sich auf die Bank neben dem Eingang – ve r mutlich stand sie hier für den Fall, dass jemand weiche Knie bekam.
    Ihre Mutter war Unfallkrankenschwester. Sie hätte g e lächelt, wenn sie sie da hätte sitzen sehen. Aber sie hätte Gina auch in den Arm genommen und gesagt, was sie immer sagte: »Nicht jeder eignet sich für die Notaufnahme.«
    Was wollte sie eigentlich hier? Diese Frage stellte Gina sich an jedem Tag aufs Neue.
    Es waren nur wenige Minuten vergangen, da öffnete sich knarrend die Fliegengittertür und Molly kam heraus. »Alles in Ordnung?«
    »Im Vergleich zu Narari …« Gina lachte und wischte sich die Tränen aus den Augen. Sie hatte nicht einmal gemerkt, dass sie geweint hatte. »Ja.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein.« Sie schaute Molly an. »Was müssen das für Eltern sein, die ihrem Kind so etwas antun?«
    »Letztes Jahr um diese Zeit hatten wir neun Fälle hier«, erwiderte Molly leise. »Auch wenn es ihnen nicht ganz so schlecht gegangen ist wie diesen Mädchen jetzt. Das Messer muss schmutzig gewesen sein.« Sie fuhr Gina mit der Hand durch die kurzen Haare. »Könntest du vielleicht mal das Zelt vorbereiten? Und tu mir einen Gefallen, ja? Verstau die Jungs aus dem Polizeikalender in meiner Truhe. Ich glaube kaum, dass Lady Leslie den Anblick von Mr. Februar genauso zu schätzen weiß wie du und ich.«
    Gina lachte. Molly brachte sie jedes Mal zum Lachen. »Wenn ich mal älter bin, dann möchte ich wie du sein.«
    »Oh, und wenn du schon in meiner Truhe steckst, dann such doch bitte nach den letzten Überresten meines Earl-Grey-Tees. Vielleicht bleibt sie ja länger als einen Monat, wenn wir uns mit dem Empfang so richtig ins Zeug legen.«
    »Bist du sicher, dass du keine Pause brauchst?«, fragte Gina. »Ich könnte schon …«
    »Alles bestens. Und aufräumen kannst du sowieso besser als ich«, log Molly. Sie machte die Fliegengittertür auf und ging zurück ins Krankenhauszelt. »Und wenn du schon dabei bist, back doch gleich noch ein paar Schokoladenplätzchen für unseren vornehmen Gast.«
    Gina lachte. Die Schokoladenvorräte hielten nie länger als achtundvierzig Stunden nach Ankunft des Päckchens von zu Hause. Aber ein paar Feigenkekse hatte sie noch übrig. »Das träumst du wohl«, rief sie Molly nach.
    »Jede Nacht«, rief die zurück. »Ohne Ausnahme.«
    Aber Gina wusste, dass das nicht stimmte. Molly schrie manchmal im Schlaf, aber nicht nach Schokolade.
    Es sei denn, in Mollys Heimat Iowa gab es eine Schokoladensorte namens Jones.
    Vor kurzem hatte Gina angefangen, regelmäßig vor dem Schlafengehen zu beten: Lieber Gott, bitte mach, dass ich nicht noch jahrelang von Max träumen muss …
    Sicherlich, in der ersten Zeit, nachdem sie aus D.C. we g gegangen war, da hatte sie fast ununterbrochen an Max g e dacht. Aber mittlerweile nur noch so ungefähr drei, vier Mal.
    Pro Stunde.
    Ja, genau, wenn das so weiterging, dann war sie wah r scheinlich erst kurz vor ihrem neunzigsten Geburtstag über ihn hinweg.
    Aber das konnte sich natürlich bereits in wenigen Stunden ändern. Vielleicht saß ja tatsächlich Mr. Wonderful in diesem Bus. Sie würde nur einen einzigen Blick auf ihn werfen und sich unsterblich in ihn verlieben.
    Und schon zwei Monate später würde sie sich kaum noch an Max’ Nachnamen erinnern können.
    Es war nicht sehr wahrscheinlich, das stimmte, aber es war auch nicht völlig ausgeschlossen. Wenn Gina in der Zeit, die sie hier verbracht hatte, eines gelernt hatte, dann das, dass tatsächlich manchmal ein Wunder geschah.
    Aber sie wollte nicht die Hände in den Schoß legen und abwarten, bis das Wunder zu ihr kam. Nein, wenn es sein musste, dann würde sie sich aufmachen und eines erlegen.
    Sie würde ihrem

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