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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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Jimmo. Er musste vorne im Bus gesessen haben und trug immer noch seine g e fährlich aussehende Waffe auf dem Rücken, während er Schwester Helen dabei half, das Küchenzelt in ein behelf s mäßiges Übernachtungsquartier umzuwandeln.
    Er winkte ihr zu, lächelte – weiß blitzende Zähne in einem viel zu attraktiven Gesicht – und wollte, dass sie zu ihm kam. Aber Gina musste Ihre Majestät Leslie Pollard ausfindig machen und sicherstellen, dass sie nicht schreiend auf dem Absatz kehrtmachte und nach Nairobi rannte, um den nächsten Flug zurück nach Heathrow zu nehmen.
    Nur, dass in der Schar der Neuankömmlinge abgesehen von der neuen Nonne, Schwester Gracie, keine andere Frau zu sehen war.
    Gina sprach Pater Dieter an, der aussah wie einer, der alles weiß. »Verzeihung«, sagte sie.
    Und der heilige Mann – aus der Nähe sah er dank eines heftigen Sonnenbrandes schon nicht mehr ganz so attraktiv aus – ließ sein Mittagessen auf ihre Füße platschen .
    »Du meine Güte, das ist also das kleine Problem«, sagte eine scharfe Stimme mit englischem Akzent direkt hinter ihr.
    Gina konnte jedoch nicht sehen, wer da mit ihr gesprochen hatte, weil der Priester jetzt langsam vornüberkippte, g e krümmt, als wollte er den staubigen Boden küssen. Ihm war so übel, dass es ihm nicht einmal peinlich sein konnte – und das war auch gut so. Stattdessen wurde er auf der Stelle oh n mächtig, und das war entschieden besser, als wenn er versucht hätte, sich zu entschuldigen oder gar die Sauerei aufz u wischen.
    Schwester Maria-Margarit kam herbeigeeilt, nahm ihr den Priester ab – danke, oh Herr – und überließ es Gina, sich die Füße sauber zu machen.
    Äääh, ekelhaft.
    »Ich fürchte, Pater Dieter hat nichts von dem Ziege n gulasch zu sich genommen, das allgemein als Ursache dieser Lebensmittelvergiftung angesehen wird«, fuhr die Stimme hinter ihr fort. Sie schien einer Aufführung im Rahmen der BBC-Reihe »Meisterwerke des Theaters« entsprungen zu sein. Es war, wie konnte es anders sein, eine sehr unweibliche Stimme.
    Gina drehte sich um und entdeckte ihr missbilligendes G e sicht auf den verspiegelten Gläsern einer dunklen Sonne n brille.
    »Bitte sagen Sie, dass Sie nicht Leslie Pollard sind«, flehte sie. Aber natürlich war er es doch. Zwischen ihren Zehen klebte Erbrochenes. Wieso sollte dieser Tag nicht noch schrecklicher werden?
    Er seufzte. »Die Mächtigen haben mich wieder einmal als Miss auf die Liste gesetzt, nicht wahr?«
    »Nein«, erwiderte sie. »Sondern als Miz.«
    »Aha. Und das ist also … besser?« Er klappte die dunklen Gläser nach oben – sie waren an seiner normalen Brille b e festigt – und blinzelte sie durch die Sehhilfe hindurch an. U n auffällige braune Augen in einem mit Sunblocker bedeckten und an manchen Stellen buchstäblich weißen Gesicht. Er war offensichtlich ein Typ-B-Freiwilliger.
    »Ich bin Amerikanerin«, sagte Gina und streckte ihm die Hand entgegen, »also, ja, das ist schon besser. In diesem Fall fällt es jedoch kaum ins Gewicht. Gina Vitagliano. Ich bin aus New York.« Das war in der Regel alles, was sie zu sagen hatte.
    Leslie Pollards Händedruck fühlte sich an wie ein toter Fisch – glitsch. Definitiv Typ B.
    Als hätte sie das nicht schon durch das bösartig hässliche karierte Hemd, das er sich über den mageren britischen Körper gehängt hatte, gewusst. Ja, das war ein Mann, der beim Verlassen seiner Wohnung in London nur selten etwas anderes getragen hatte als ein Tweedjackett und Baumwol l hosen, dazu Teeflecken von letzter Woche auf der Krawatte.
    Er war größer als sie. Nicht, dass das irgend jemandem aufgefallen wäre, da er natürlich – in der großen Tradition der Typ-B-Freiwilligen – die Schultern hängen ließ. Die grä u lichen Haare unter dem zerknautschten Hut waren strähnig und ungewaschen. Schwer zu sagen, ob es sich dabei um das Ergebnis der langen Busfahrt oder schlicht um eine Fehlen t scheidung im Bereich der Körperpflege handelte, ausgelöst von einem der charakteristischen Typ-B-Leiden – schwere Depressionen.
    Gina tippte auf Letzteres.
    Typ B stieß in der Regel nach einer schrecklichen persö n lichen Tragödie zu ihnen. Wie die Freiwilligen der Kategorien A, C und D suchten auch sie einen Neuanfang, wollten ihrem Leben Sinn geben, wollten »etwas bewirken«. Aber im Gegensatz zu den anderen hatten sie noch nie im Leben g e zeltet. Sie meinten es gut, sicher, aber, oh mein Gott, sie waren schlecht vorbereitet auf und

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