Untitled
passen könnten. Ach, und eine Krawatte ohne Hula-Hula-Mädchen-Aufdruck. Sofort, bitte.«
Gina rappelte sich auf. Als sie den Flur entlangging, hörte sie Max nach Molly und Jones rufen.
Jules war der Held des Tages.
Die Entdeckung von Emilio Testas Leiche hatte in Dr. Ernalias Haus für Partystimmung gesorgt.
Die Brüder hatten Emilios verbeultes Auto auf den Hof g e schleppt und waren schon dabei, es auseinander zu nehmen, um die Einzelteile später zu verkaufen. Ein finaler Racheakt an einem schon lange verhassten Feind.
»Ich brauche ein Telefon«, wiederholte Jules. »Und etwas zum Anziehen wäre auch nicht schlecht.«
Frau Doktor sagte etwas zu ihren drei Brüdern, die noch im Haus waren, und sie fingen sofort an, sich die Kleider vom Leib zu reißen.
»Okay, oh-haa«, sagte Jules.
Doch die junge Frau hatte sie bereits gestoppt – nachdem sie ihrem jüngsten Bruder das Hawaii-Hemd und dem schnurrbärtigen die schwarzen Shorts abgenommen hatte. Ein kurzer Befehl und der andere Bruder ging mit einem Messer auf die Shorts los und schnitt sie auf, damit Jules sie nicht über die Schiene ziehen musste.
Frau Doktor und der jüngste Bruder halfen ihm in das T- Shirt und steckten die Hose fest, während der Schnurrbart ins Nebenzimmer ging und dann mit einem Paar Krücken wiederkam.
»Meine Brüder glauben, das nächste Telefon ist unten am Hafen, auf der Polizeiwache«, teilte sie ihm mit. »Und falls das nicht funktioniert, dann könnten Sie wohl ein Wasse r flugzeug mieten und nach Soe oder Kupang fliegen. Mein Bruder Daksa empfiehlt, Dili zu meiden. Rexi bringt Sie mit seinem Mini in die Stadt.«
Oh Gott, sein Kopf pochte immer noch wie wild. Schon das Aufstehen war eine Qual, an ein Balancieren mit den Krücken war gar nicht zu denken.
Aber mit seiner Bewusstlosigkeit hatte er schon jetzt viel zu viel Zeit vertändelt.
Jules wollte gerade zur Tür gehen, da kamen zwei der Brüder noch einmal herein und schrien etwas. Und hatten …
»Ich weiß, ein Telefon wäre Ihnen lieber«, sagte Dr. Ernalia«, »aber würde es ein Funkgerät vielleicht auch tun? Umar hat in Emilio Testas Auto diesen Kurzwellensender entdeckt.«
»Wir brauchen ein Seil«, sagte Max und rückte seine Krawatte gerade.
»Ich hab in der Küche eines gesehen«, erinnerte sich Gina und donnerte die Treppe hinunter.
»Hey«, rief Jones ihr nach, »New York, der Unterricht ist noch nicht zu Ende …«
Molly nahm ihm das Maschinengewehr aus der Hand. »Den Lauf immer gesenkt halten und niemals auf Menschen zielen«, rezitierte sie und setzte ihre Worte sofort in die Tat um. »Dann macht man das … und … drückt ab. Aus dem Fenster schießen, die Straße entlang, nicht in die Luft, sonst wird vielleicht jemand verletzt. Nicht innerhalb des Hauses schießen. Das bringt zum einen Unglück, genau wie wenn man im Haus einen Schirm aufspannt. Außerdem sind die Wände gepanzert, das heißt, die Kugeln würden zurückprallen und am Ende haben wir alle eine im Hintern, so wie Max. Oder noch schlimmer. Munition ist im Rucksack. Während eines Feuerstoßes bis vier zählen, maximal, und dann nichts wie runter.« Sie warf ihm einen Blick zu. »Schatz, wenn ich es kapiert habe, dann hat Gina es auch kapiert.«
Was für ein verrückter Anblick – Molly mit einer Feue r waffe in der Hand. Jones widerstand dem Drang, zum Fenster zu gehen und nachzusehen, ob es vielleicht schneite. Es war erst Ende Juni und eigentlich viel zu früh für solch einen Kälteeinbruch. Und was das Zufrieren der Hölle anging – er hoffte inständig, dass er keine Gelegenheit bekam, das zu überprüfen. Zumindest nicht in absehbarer Zeit.
Er wandte sich an Max. »Ich finde immer noch, sie sollten sich im Fluchttunnel verstecken, bis es vorbei ist.«
»Entschuldige mal«, meldete sich Molly zu Wort und schwenkte die Arme durch die Luft. »Eine Hälfte dieser sie, von denen du gerade gesprochen hast, steht direkt neben dir. Wir sind gerüstet und wollen unseren Teil beitragen, obwohl ich gerne noch auf etwas hinweisen möchte: Wenn Gruppe A das Feuer auf Gruppe B eröffnet, dann ist es doch in der Regel so, dass Gruppe B zurückschießt, oder? Ist euch das eigentlich egal? Immerhin werdet ihr doch mitten auf dem Platz stehen.«
Max hatte sich gerade die Haare gemacht, doch jetzt schob er den Spiegel wieder zurück an seinen Platz. »Als Allererstes werden sie sich wohl zu Boden werfen und Deckung suchen. Soweit ich das beurteilen kann, ist an dieser
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