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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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irgendetwas darin zu entdecken. Nicht die Spur einer Andeutung. Nur neutrales Abwarten. Mehr nicht. Gut möglich, dass ihm hier die erfolgreichste Poker-Familie der ganzen Welt gegenüberstand.
    Und, oje, oje, er hoffte sehr, dass Emilio Testa nicht ein guter Freund von ihnen gewesen war.
     
    Als Molly aufwachte, lag sie allein im Bett.
    Aber sie war nicht allein im Zimmer. Jones kauerte als Schatten in der Dunkelheit auf dem Fußboden direkt neben der geschlossenen Tür und betrachtete sie.
    »Hey«, sagte sie benommen und streifte sich die Haare aus dem Gesicht. »Was ist los? Ist deine Schicht schon zu Ende? Bin ich an der Reihe?«
    »Nein, sie … nein«, sagte er. »Tut mir leid, dass ich dich aufgeweckt habe.«
    »Hast du nicht.« Auf dem Tisch neben dem Bett stand eine Kerze, und sie tastete danach und entdeckte auch die Streic h holzschachtel. Doch die Flamme reichte nicht bis ganz an die Wand. Sie konnte sein Gesicht noch immer nicht erkennen. »Was machst du denn da drüben?« Sie stützte sich auf einen Ellbogen.
    »Du bist so wunderschön«, flüsterte er.
    »Falls das der Anfang einer Entschuldigung sein soll – a n genommen. Es sei dir verziehen.«
    »Es tut mir wirklich leid«, sagte Jones. »Ich hätte mich von dir fern halten müssen. Ich hätte niemals nach Kenia fahren dürfen.«
    Molly hatte mit diesem Gespräch gerechnet, auch wenn sie sich nicht darauf gefreut hatte. Jones’ Stimmungsbarometer hatte von dem Moment an steil nach unten gezeigt, als klar geworden war, dass ihr Wissen über diesen geplanten Terro r anschlag auf die Botschaft in Jakarta ihnen gar nichts nützen würde, da der Anschlag bereits geschehen war.
    Schon möglich, dass er sowieso ziemlich niedergeschlagen gewesen war, aber Max’ Idee hatte ihm vielleicht so etwas wie echte Hoffnung gegeben.
    Hoffnung, die schnell wieder zerstört worden war.
    »Na gut«, sagte Molly jetzt. »Okay. Kann sein, dass wir alle jetzt gar nicht hier wären, wenn du nicht nach Kenia g e kommen wärst …«
    »Verdammt richtig.«
    »… aber du sollst wissen, dass ich die vergangenen vier Monate mit dir niemals missen möchte«, sagte sie mit Nac h druck.
    »Du möchtest also wirklich lieber sterben«, meinte er au s druckslos, »und das wegen vier lausiger, verlogener Monate?«
    »Nein«, widersprach sie, »ich möchte eigentlich lieber nicht sterben, vielen Dank. Und was genau war eigentlich das Verlogene daran? Dein Name? Der falsche Akzent? Schlimm, schlimm. Hör auf, dich dafür zu geißeln, dass du mich zur glücklichsten Frau der Welt gemacht hast. Na ja, abgesehen vielleicht von Gina, als sie da auf dem Küchentisch …«
    Jones lachte nicht. Er zuckte nicht einmal mit den Lippen. Stattdessen ließ er den Kopf auf seine verschränkten Arme sinken.
    »Komm schon«, sagte Molly. »Was soll denn diese Schwarzmalerei?«
    Sie schlug ihre Decke zurück, nahm die Kerze vom Tisch und ging auf ihn zu. Nackt. Mit ihrem ausladenden Jenseits-der-Vierzig-Hintern und dem weichen, runden Bäuchlein, das zu sagen schien: Vielleicht hat sie ja ein bisschen zu viel Schokoladenkuchen gegessen, und das noch nicht ganz nach Schwangerschaft aussah. Mit ihren minütlich größer werdenden Brüsten. Sie war schon immer ein bisschen mollig gewesen, doch die Schwangerschaft verwandelte sie mehr und mehr in einen burlesken Hefeklops. Zumindest empfand sie es so.
    Aber wenn Jones sie anschaute, dann fühlte sie sich wunderschön. Manchmal sogar grazil. Und jedes Mal u n glaublich sexy.
    Sogar mit dem Pflasterverband, der die Frankensteinnähte ihrer Gewebeprobe versteckte.
    Das Dumme war nur, dass er sie im Augenblick nicht a n schauen wollte. Er war ängstlich und wütend und ausschlie ß lich mit seiner Niedergeschlagenheit und seinem Selbsthass beschäftigt.
    »Ich hätte eigentlich schon vor Jahren sterben sollen«, sagte Jones, als sie sich neben ihn auf den Fußboden setzte. »Das war zumindest meine Bestimmung, glaube ich. Nur war ich ein solches Arschloch, dass ich es nicht kapiert habe.«
    »Wenn es deine Bestimmung gewesen wäre zu sterben«, erwiderte sie, »dann wärst du auch gestorben. Vorausgesetzt, es gibt überhaupt so etwas wie eine Bestimmung. Aber gut, gehen wir mal davon aus. Wann soll das gewesen sein?«
    »Als ich mir diese Infektion geholt habe«, sagte er. »Da bin ich wirklich fast gestorben.«
    Molly nickte. Sie konnte sich daran erinnern.
    Das dazugehörige Souvenir – ein neues Exemplar in seiner beeindruckenden Narbensammlung –

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