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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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schlecht ausgerüstet für solch einen unluxuriösen Lebensstil.
    Für gewöhnlich erkundigten sie sich während ihrer ersten Wochen nach dem nächstgelegenen Waschsalon. Manchmal hatten die Nonnen – die menschlichen Nonnen – sogar eine Wette laufen. Die Schwester, die das Datum der Abreise eines Typ B am genauesten vorhersagte, hatte gewonnen.
    Ja, genau, der hier würde nicht sehr lange bleiben.
    Das Gute war, dass der Kerl trotz seiner grauen Haare immer noch halbwegs jung wirkte. Er konnte im Verlauf seines zwei- bis dreiwöchigen Aufenthaltes also zumindest etwas bewegen – zum Beispiel Pater Ben helfen, diesen neuen Brunnen zu graben.
    Doch dann sah sie, wie Leslie Pollard seinen Seesack schulterte und nach einem Gehstock griff, der neben dem Se e sack auf dem Boden gelegen hatte. Großartig. Er ähnelte dem Stock, den Max während seiner Zeit in der Reha-Klinik b e nutzt hatte.
    Perfekt. Ein Typ-B-Freiwilliger, der nicht nur nicht ohne Hilfe gehen konnte, sondern sie darüber hinaus bei jeder B e gegnung an den Mann erinnern würde, den sie mehr als alles andere vergessen wollte.
    Gina zwang sich zu einem Lächeln. »Nun, willkommen. Würden Sie mich bitte einen Augenblick entschuldigen. Ich besorge mir mal ein bisschen Wasser, um mich zu, Sie wissen schon, zu ent-kotzen.«
    Er lächelte irgendwie unbestimmt, abgelenkt durch die G e schehnisse im Lager. Aber Gina war schon für kleine Gaben dankbar. Manchmal wurde Typ B mit deaktivierter Humorfunktion geliefert und ein unbestimmtes Lächeln war sehr viel besser als gar keines.
    »In der Tat«, sagte er. »Wenn Sie mir einfach nur mein Zelt zeigen möchten …?«
    »Ahm, ja«, erwiderte Gina. »Was das betrifft: Sehen Sie, wir erwarten demnächst Nachschub, aber bis dahin müssen wir uns ein Quartier teilen, fürchte ich.«
    Er nickte, ohne richtig zuzuhören, und blickte sich um. »Natürlich. Glauben Sie mir, nach dieser Busfahrt kann ich überall schlafen.«
    Das würde Gina erst glauben, wenn sie es gesehen hatte. Trotzdem brachte sie noch ein Lächeln zustande. »Gut. Weil ich nämlich ein bisschen Platz für Ihre Sachen gemacht habe, und zwar in dem Zelt, das ich mit meiner Freundin Molly Anderson …«
    »Wie bitte?«
    Und schlagartig hatte sie Leslie Pollards ungeteilte Au f merksamkeit. Sein Blick war mit einem Mal so scharf g e worden, es war fast ein bisschen beängstigend. Sie wich einen Schritt zurück und überlegte eine Sekunde lang, ob sie sich vielleicht vollkommen verschätzt hatte und er nicht Typ B war, sondern Typ A.
    Aber dann blinzelte er mehrmals schnell mit den Auge n lidern, fast wie bei einer schlechten Hugh-Grant-Imitation, und sagte: »Ich bitte um Verzeihung? Sie haben in Ihrem Zelt ein bisschen Platz gemacht? Das geht nicht. Nein, ich fürchte, das geht ganz und gar nicht. Hat AAI denn gar keine Regeln für – Geschlechtertrennung, das Zusammenwohnen? Steht Ihr Zelt vielleicht allen Fremden … fremden Männern offen?«
    Er meinte es ernst. Allem Anschein nach war Leslie Pollard noch prüder als Schwester Doppel-M.
    »Wenn Sie mich hätten ausreden lassen«, sagte Gina, »dann hätten Sie mich sagen hören, dass meine Mi t bewohnerin und ich während der kommenden Tage sowieso fast die ganze Zeit im Krankenhauszelt sein werden. Selbst ohne die Invasion der Kotz-Monster haben wir ein paar Patienten – kleine Mädchen –, die rund um die Uhr betreut werden müssen. Nachts haben Sie das Zelt ganz für sich alleine. Und wenn Sie sich tagsüber etwas holen wollen, dann klopfen Sie eben an, bevor Sie hereinkommen. Ich habe einen Schrankkoffer für Sie leer geräumt. Der Schlüssel steckt im Schloss. Er ist nicht besonders groß, aber legen Sie sämtliche Wertsachen dort hinein, und schließen Sie immer ab. Schwester Leah ist total klepto.«
    Leslie blinzelte sie an.
    »Das war ein Witz«, sagte Gina. Das mit dem Humor hatte sie wohl falsch eingeschätzt. »Wir haben nicht mal eine Schwester Leah hier und … Vergessen Sie’s. Das dritte Zelt auf der linken Seite. Davor steht ein Tisch mit einer Teekanne und einem Schild: ›Willkommen, Miss Pollard‹. Bitte, fühlen Sie sich wie zu Hause.«
    Und mit diesen Worten patschte sie davon, um sich ein bisschen Wasser zu besorgen.
     
    Leslie Pollard stand mit all seinen Sachen im Eingang des Zeltes.
    Dort auf dem Tisch entdeckte er die Teekanne – Earl Grey –, von der – wie hieß sie doch gleich? – Gina gesprochen hatte. Direkt daneben standen ein Wasserkessel, eine Dose mit

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