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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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Brennpaste und eine offensichtlich viel benutzte Tupperdose mit Feigenkeksen. Schon beim bloßen Anblick fing sein Magen an zu knurren. Das hatte aber nicht viel zu sagen, da sein Magen zurzeit sowieso ziemlich ununte r brochen knurrte, weil er sein Gewicht halten wollte.
    Auch das Schild, das sie ihm beschrieben hatte, war da: »Willkommen in unserem Heim, Miss Pollard.«
    Wenn man überhaupt von einem Heim sprechen konnte. Denn das hier war eines der schäbigsten Zelte, die er in seinem ganzen Leben gesehen hatte. Die Außenhaut war so oft geflickt worden, dass mehr Flicken als ursprüngliche Zel t bahn zu sehen war. Und das Gestänge erinnerte ihn an einen gekrümmten Maultierrücken. Es war alt und hässlich und würde einem Sturm vermutlich nicht standhalten, aber an einem ganz normalen Tag erfüllte es seinen Zweck.
    Als ob es hier im Lager überhaupt normale Tage gab – in dieser Ansammlung von Gutmenschen, einer heiliger als der andere, deren Mission darin bestand, ausgerechnet diese b e sonders heruntergekommene Ecke einer hoffnungslos ve r lorenen Welt zu retten.
    Es konnte jedoch keinen Zweifel geben, dass es in diesem Teil Afrikas mehr Priester und Nonnen pro Quadratkilometer gab als in jedem anderen Teil der Erde, den er schon bereist hatte. Wenn jemand auf der Suche nach Erlösung war, dann war er hier genau richtig.
    Und doch ging Gina mit ihren dunkelbraunen Haaren und der Traumfigur wie selbstverständlich davon aus, dass es keinen … ja, was eigentlich? Interessierte? Oder vielleicht niemandem auffiel, dass die Freiwilligen plötzlich gemischt-geschlechtliche Schlafquartiere hatten?
    Nach den Regeln und Regularien von AAI – man hatte ihm im Büro in Nairobi ein ganzes Büchlein in die Hand gedrückt – war es unverheirateten Männern und Frauen nicht gestattet, »individuelle Freundschaften zu schließen«. Darunter fiel auch jedes Verlassen des Lagers. Die Hilfskräfte wurden dazu ermutigt, Reisen und andere Unternehmungen in Gruppen zu unternehmen. Die magische Zahl dafür lautete drei.
    Das Büchlein behauptete, dass diese Regeln sowohl dem Schutz der Hilfskräfte wie auch als eindeutiges Beispiel dafür dienen sollten, dass AAI den allergrößten Respekt vor den unterschiedlichen Bräuchen und Kulturen Kenias hatte.
    Von daher … ein gemeinsames Zelt mit zwei sehr attraktiven Frauen?
    Äußerst unwahrscheinlich.
    Ungläubig hatte er die Nazi-Nonne mit der eisernen Miene aufgesucht. Er wollte aus erster Quelle erfahren, wo er heute Nacht schlafen sollte.
    Aber offensichtlich verfolgte man hier im Lager eine Art Hätschele-die-Neuen-Strategie, und Schwester Brunhilde war ebenfalls der Meinung gewesen, dass das Problem der momentanen Überfüllung am besten dadurch zu lösen war, dass er vorübergehend in diesem Zelt blieb, während die beiden Frauen im Krankenhauszelt schliefen – wo denn da? Auf dem Fußboden? Sie ließ ihn wissen, dass ihrem aufmer k samen Blick nichts entging. Und ihm war schon bei ihrem bloßen Anblick klar geworden, dass sie der Typ war, der zum Schlafen nur ein Auge zumachte.
    Wenn sie überhaupt schlief.
    Da war er also.
    Er legte seinen Gehstock und seine Tasche auf das Bett, das der Tür am nächsten stand und an dessen Metallgestell die leere Truhe festgekettet war.
    Die beiden Frauen hatten auf die Innenseiten der obersten Zeltbahnen bunt gemusterte Stoffe genäht, die an manchen Stellen bauschige Bögen bildeten. Dadurch wirkte das Zelt irgendwie exotisch und alles andere als armselig. Auf ihren Pritschen lagen Decken in kräftigen Farben, dazu ein gemü t licher, selbst gemachter Tisch und ebensolche Stühle sowie aus alten Kisten gefertigte, überquellende Bücherregale.
    Jede nur mögliche gerade Fläche war mit Kerzen und Schnitzereien und kleinem Schnickschnack und Fotos und Zeichnungen und Sammelobjekten voll gestellt, und jedes Stück hatte seine eigene Geschichte, sodass dieses au s geblichene Zelt in dieser gottverlassenen Ecke der Welt heimeliger wirkte als jeder Ort, an dem er in den letzten Jahren gewesen war, heimeliger als alles, woran er sich e r innern konnte.
    Allerdings lag auf dem Tisch noch ein Zettel: »Nur Wasser aus Flaschen trinken«, mit sechs Ausrufezeichen und dreifach unterstrichen.
    Das erinnerte ihn an die kotzenden Priester. Wenn er jetzt hinausging und seine Hilfe anbot, würde ihn das seinem Seelenheil ein Stückchen näher bringen.
    Es würde ihn auch vor der Versuchung bewahren, persö n liche Papiere, Briefe, Tagebücher zu

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