Untitled
Busfahrer größer war?«
Molly verbarg ihr Lächeln hinter der vorgehaltenen Hand. Das war ein Thema gewesen, das er wirklich sehr ausführlich behandelt hatte. »Es gibt Menschen, die fangen vor lauter Nervosität an zu plappern«, meinte sie. Und manche Menschen plapperten, wenn sie sichergehen wollten, dass andere nicht anfingen zu plappern.
Gina ließ sich auf ihr Feldbett fallen und legte den Arm über die Augen. »Oh mein Gott, Molly, was soll ich bloß machen? Dass er heute Abend überhaupt hierher gekommen ist zeigt … Er ist so eindeutig an mir interessiert, aber das liegt wahrscheinlich nur daran, dass er mich für pervers hält.«
»Oh-haa«, erwiderte Molly. »Moment mal. Da komme ich nicht ganz mit.«
Gina setzte sich auf. In ihrem hübschen Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Ernsthaftigkeit, Schrecken und B e lustigung. »Das habe ich dir gar nicht erzählt, aber nach meinem Gespräch mit Lucys Schwester – wir waren im Duschzelt, damit uns niemand sehen konnte – habe ich sie zuerst rausgehen lassen und dann vielleicht eine Minute oder so gewartet, weil ich nicht wollte, dass wir zusammen g e sehen werden. Und bevor ich verschwinden konnte, ist er reingekommen.«
Er. »Leslie Pollard?«, hakte Molly nach.
Gina nickte. »Ich hab total Panik gekriegt, als ich ihn g e sehen hab und ich weiß, dass das blöd war, aber ich hab mich versteckt. Dann hätte ich warten sollen, bis ich die Dusche höre, aber, oh Gott, vielleicht hätte er ja den Vorhang gar nicht vorgezogen, weil er ganz offensichtlich gedacht hat, er wäre alleine da drin …«
Molly fing an zu lachen. »Oje.«
»Du sagst es«, erwiderte Gina. »Oje. Ich beschließe also zur Tür rauszurennen, bloß dass er nicht in einer der U m kleidekabinen war, sondern da drüben vor der Bank, verstehst du?«
Molly nickte. Die Bank im großen Raum.
»Nur in Unterwäsche.« Gina verdrehte die Augen. »Oh mein Gott.«
»Tatsächlich?«, hakte Molly nach. Jones nahm seinen Identitätswechsel anscheinend wirklich sehr ernst. Er trug nur sehr ungern Unterwäsche, aber offensichtlich hielt er es nicht für angemessen, dass Leslie Pollard unten ohne unterwegs war. »Boxershorts oder Slip?«
Gina warf ihr einen missbilligenden Blick zu, aber jetzt fing sie Gott sei Dank auch an zu lachen. »Slip. Sehr, sehr knapper Slip.« Sie schlug die Hand vor den Mund. »Oh mein Gott, Molly, er war … Ich glaube, er duscht mittags, weil er weiß, dass er um diese Zeit alleine ist und dann, du weißt schon, eine intime Sprechstunde mit Dr. Hand abhalten kann.«
Du meine Güte.
»Und jetzt weiß ich das, und er weiß, dass ich es weiß und außerdem denkt er wahrscheinlich, dass ich regelmäßig in der Männerdusche auf der Lauer liege«, fuhr Gina fort. »Und die Tatsache, dass er heute Abend tatsächlich hierher gekommen ist, anstatt sich für alle Ewigkeit vor mir in seinem Zelt zu verkriechen, bedeutet … auf jeden Fall etwas Schreckliches, findest du nicht? Habe ich schon erwähnt, dass er, na ja, einen wahnsinnigen Körperbau hat?«
Molly schüttelte den Kopf. Du meine Güte. »Nein.«
»Oh doch«, sagte Gina, und es klang angesichts des Themas eine Spur zu grimmig. »Wer hätte gedacht, dass sich unter diesen furchtbaren Hemden ein absoluter Gott verbirgt? Und vielleicht ist es das, was mich am allermeisten durc h einanderbringt.«
»Du meinst, weil du … dich zu ihm hingezogen fühlst?«, wollte Molly wissen.
»Nein!«, sagte Gina. »Oh Gott! Eben gerade nicht! Ich habe nichts empfunden. Ich stehe da und er … Weißt du noch, wie ich gesagt habe, er erinnert mich an Hugh Grant?«
Molly nickte. Sie brachte vor Erleichterung kein Wort heraus.
»Also, da habe ich den falschen Hugh genommen. Der Kerl sieht aus wie Hugh Jackman. Und unter den Hüten und der Sonnencreme und der Sonnenbrille hat er sogar Wange n knochen und ein Kinn. Der ist eine total scharfe Schnitte. Und, doch, in gewisser Hinsicht finde ich das wirklich sehr erfreulich, aber …« Sie warf einen Blick auf ihren Schrei b tisch, zu ihrer Digitalkamera. Die hatte sie im Lauf des Tages irgendwann aus ihrer Truhe geholt.
Was, das hatte Molly inzwischen erkannt, bedeutete, dass sie sich heute Nachmittag einige Bilder angeschaut hatte.
Darunter mindestens ein paar von Max.
Mollys Erleichterung angesichts der Tatsache, dass sie sich nicht mit Komplikationen herumschlagen musste, weil Gina ein Auge auf Leslie geworfen hatte, fühlte sich schon deutlich weniger gut an. Sie hatte
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