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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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irgendwo die Alarmglocken schrillen, wenn bekannt wird, dass ich mich Hals über Kopf in einen Neuankömmling im Lager verliebt habe. Und er hat Recht. Die Leute reden und …« Sie schüttelte den Kopf. »Sosehr ich es möchte, aber in absehbarer Zeit werde ich mich nicht in sein Zelt schleichen. Er sagt, hier gibt es keine Diskretion und dass wir monatelang warten müssen, bevor wir, ich weiß auch nicht, wenigstens Händchen halten dürfen …«
    »Mein Gott.«
    »Er sagt, dass er nicht einmal zu oft zum Tee kommen will, weil das die Aufmerksamkeit auf mich lenken könnte.«
    »Nicht unbedingt«, widersprach Gina. »Die Leute sehen das, was sie sehen wollen, besonders, wenn wir ihnen ein bisschen dabei helfen. Also lade ich ihn zum Tee ein. Ich sitze beim Abendessen neben ihm, und dann kannst du dich zu uns setzen, stimmt’s? Ich schreibe ein paar Briefe – an Pammy im Büro in Nairobi. Und hast du nicht erzählt, dass Electra nach Sri Lanka wollte? Dann schreibe ich ihr auch. Ich habe einen unglaublich faszinierenden Mann kennen gelernt … Und dann, ein paar Monate später, lasse ich ihn fallen und du schnappst ihn dir, noch bevor er auf dem Boden aufschlägt. Du Schlampe.«
    Molly fing an zu lachen. Das war ein Hoffnungsschimmer. »Das soll funktionieren?«
    »Darauf kannst du deinen Arsch verwetten«, meinte Gina. »So, und jetzt die Eine-Million-Dollar-Frage. Weiß Jones …«
    »Leslie. So heißt er jetzt.«
    »Genau. Weiß er eigentlich, dass du das Lager nicht ohne bewaffnete Begleitung verlassen kannst, weil du sonst w o möglich gejagt und umgebracht wirst? Und das war ein wör t liches Zitat, das wir Lucys Schwester zu verdanken haben.«
    »Ach, komm schon«, sagte Molly. »Das ist doch total übertrieben, das weißt du doch.« Und sie hatte tatsächlich geglaubt, die Eine-Million-Dollar-Frage hätte irgendetwas mit Penis-Namen zu tun. Dabei hätte sie sich eigentlich denken können, dass Gina sich eine Frage ausdachte, die ihr noch unangenehmer war.
    Gina ließ nicht locker. »Weiß er Bescheid?« »Du weißt genau, dass er davon keine Ahnung hat«, entgegnete Molly. »Und, nein, ich werde es ihm nicht verraten. Nicht gleich jedenfalls. Er wird schon genug schlechte Laune bekommen, wenn er erfährt, dass du weißt, wer er ist. Gina, er hat gesagt, er geht weg, wenn ich seine Regeln nicht akzeptiere.«
    »Tja, also dann, einverstanden«, sagte Gina und setzte sich im Schneidersitz auf ihr Bett. »Ich verrate es ihm nicht. Wenn du mir erlaubst, dass ich Lucy auch helfen kann.«

8
     
    Hamburg, Deutschland
    21. Juni 2005
    Gegenwart
     
    Nachdem er fertiggeweint hatte, rief Ginas Bruder Victor zurück. Er hatte eine lächerliche Ausrede vorgeschoben und einfach aufgelegt – angeblich ein Anruf auf der anderen Leitung. Jules hatte es ihm keine Sekunde lang abgenommen. Was sagst du da? Meine Schwester, die bei einem schrec k lichen Terroranschlag ums Leben gekommen sein soll, ist doch nicht tot? Oh, hoppla, da kommt ein Anruf von der Bibliothek. Ich habe ein Buch bestellt, und das ist endlich reingekommen …
    Na klar, na klar.
    »Und es ist ganz bestimmt nicht Gina?«, wollte Victor jetzt wissen.
    »Ganz bestimmt nicht.« Jules erzählte ihm alles, was er gerade eben erst Max erzählt hatte. »Und es ist auch nicht so, dass ihre Leiche vielleicht mit einer anderen vertauscht worden wäre. In dieser Leichenhalle liegt sie jedenfalls nicht. Und bis jetzt sind alle DNA-Testergebnisse negativ au s gefallen.« Er holte tief Luft. »Aber das bedeutet nicht, dass sie nicht tot ist.«
    Das sagte er in letzter Zeit oft, er, der kleine Schicksal s bote, der Düsternis und Verzweiflung säte, während er sich seinen Weg durch Hamburgs Straßen bahnte – na ja, eigen t lich wurde er ja gefahren.
    Sein Fahrer war groß gewachsen und blond und hatte einen süßen Akzent, aber leider, leider ungefähr so schwul wie ein Novembertag in Schenectady. Er schlängelte sich elegant durch die belebte Stadt und brachte Jules auf Max’ Bitte hin zum Schauplatz der Explosion.
    Jules wäre eigentlich lieber bei seinem Boss in Ginas Hotel gewesen. Er wusste gar nicht, was eine genaue Besichtigung der Schäden eigentlich bringen sollte. Aber die Frage nach dem Warum gehörte nicht zu seinen Aufgaben. Friss oder stirb, eine andere Wahl hatte er nicht.
    Aber eigentlich kam ihm dieser Auftrag ziemlich sinnlos vor – es sei denn, Max dachte, er könnte vielleicht etwas von Ginas Sachen in den Trümmern finden – einen Schuh

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