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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Thomas Dunne etwas mit der Entführung zu tun hatte? Inzwischen schloß ich nichts mehr aus. Ich war paranoid gegenüber so vielem geworden, was mit dem Kidnappingfall zusammenhing. Steckte mehr hinter der Meldung aus Kalifornien, als es den Anschein hatte? Ich hatte zweimal um Erlaubnis gebeten, in Kalifornien ermitteln zu dürfen. Sie war beide Male verweigert worden. Jezzie half mir. Sie hatte eine Kontaktperson in Kalifornien, aber bis jetzt war nichts dabei herausgekommen. Wir schauten die Nachrichten vom Wohnzimmerboden aus an. Janelle und Damon kuschelten sich an mich. Vor den Nachrichten hatten wir unser Video vom Kindergarten Cop zum zehnten, zwölften oder vielleicht zum zwanzigsten Mal angeschaut.
    Die Kinder meinten, ich sollte statt Arnold Schwarzenegger in dem Film mitspielen. Ich war der Meinung, Arnold entwickle sich zu einem recht guten Komiker. Oder vielleicht war mir Schwarzenegger immer noch lieber als ein Wiedersehen mit Benji oder Susi und Strolch .
    Nana war in der Küche und spielte mit Tante Tia Binokel. Ich konnte das Telefon an der Küchenwand sehen. Der Hörer baumelte herunter, damit wir nicht von Reportern oder anderen Spinnern du jour angerufen werden konnten.
    Die Anrufe, die ich an jenem Abend von der Presse bekommen hatte, drehten sich alle um dieselben Fragen. Konnte ich Soneji/Murphy in einem vollen Gerichtssaal hypnotisieren? Würde Soneji je sagen, was Maggie Rose Dunne zugestoßen war? Hielt ich ihn für psychotisch oder für einen Soziopathen? Nein, kein Kommentar.
    Gegen ein Uhr morgens klingelte es an der Haustür. Nana war schon lange nach oben gegangen. Ich hatte Janelle und Damon gegen neun ins Bett gebracht, nachdem wir uns noch etwas in David Macaulays magisches Buch Black and White vertieft hatten.
    Ich ging in das dunkle Eßzimmer und zog die Chintzvorhänge zurück. Es war Jezzie. Sie war pünktlich.
    Ich ging auf die Veranda hinaus und umarmte Jezzie. »Fahren wir, Alex«, flüsterte sie. Sie hatte einen Plan. Sie sagte, ihr Plan sei gar kein Plan, aber das war bei Jezzie selten der Fall.
     
    In jener Nacht verschlang Jezzies Motorrad tatsächlich die Straße. Wir fuhren am anderen Verkehr vorbei, als stünde er still, erstarrt in Zeit und Raum. Wir fuhren an dunklen Häusern vorbei, Rasenflächen, an allem anderen auf der Welt. Im dritten Gang.
    Ich wartete darauf, daß sie in den vierten, dann in den fünften Gang schaltete. Die BMW dröhnte gleichmäßig und reibungslos unter uns, und der Motorradscheinwerfer strahlte die Straße durchdringend an.
    Jezzie wechselte mühelos die Fahrspur, während wir in den vierten Gang übergingen und dann in die Geschwindigkeit des fünften hinaufschalteten. Wir fuhren auf dem George Washington Parkway zweihundert, dann zweihundertzehn auf der 95. Jezzie hatte einmal zu mir gesagt, sie sei noch nie Motorrad gefahren, ohne es wenigstens auf hundertfünfzig zu bringen. Ich glaubte ihr.
    Wir hörten mit der Raserei durch Zeit und Raum nicht auf, bis wir herunterkamen, bis wir an einer verkommenen MobilTankstelle in Lumberton, North Carolina, landeten.
    Es war fast sechs Uhr morgens. In den Augen des Tankwarts müssen wir völlig verrückt ausgesehen haben. Schwarzer Mann, blonde weiße Frau. Starkes Motorrad. Heute nacht war ja schwer was los in dem alten Kaff.
    Der Tankwart sah auch ziemlich daneben aus. Er trug über den grauen Farmerjeans Skateboardpolster. Er war Anfang Zwanzig, mit einem Stachelhaarschnitt, den man eher an den Stranden von Kalifornien zu sehen bekommt als in diesem Teil des Landes. Wie hatte es die Frisur so schnell nach Lumberton, North Carolina, geschafft? War auch das bloß Wahnsinn, der in der Luft lag? Ein freier Ideenstrom?
    »Morgen, Rory.« Jezzie lächelte den Jungen an.
    Sie schaute zwischen zwei Benzinpumpen hindurch und zwinkerte mir zu.
    »Rory hat hier die Schicht zwischen elf und sieben. Die einzige geöffnete Tankstelle auf achtzig Kilometern in beiden Richtungen. Erzähl niemandem, du bist dir da nicht so sicher.« Sie senkte die Stimme. »Rory verkauft hier in der Gegend Aufputsch- und Beruhigungsmittel. Alles, was einen durch die Nacht bringt. Hummeln fürs Hirn, schwarze Kapseln, Diazepam?«
    Sie war in einen leicht schleppenden Tonfall übergegangen, der hübsch klang. Das blonde Haar war ganz verweht, was mir auch gefiel. »Ekstasy, Metaamphetamin?« fuhr sie mit der Speisekarte fort. Rory schaute sie kopfschüttelnd an, als wäre sie verrückt. Ich merkte, daß er sie mochte. Er strich

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