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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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sich nicht vorhandenes Haar aus den Augen. »Mann o Mann«, sagte er. Ein äußerst Wortgewandter junger Mann. »Mach dir wegen Alex keine Sorgen.« Sie lächelte den Tankwart wieder an. Die Stachelfrisur machte ihn acht Zentimeter größer. »Er ist in Ordnung. Bloß noch ein Cop aus Washington.«
    »O Mann! Jezzie, hol dich der Teufel! Himmel noch mal! Du und deine Copfreunde.« Rory fuhr auf den Stiefelabsätzen herum, als hätte er sich an einer Fackel verbrannt. Er mußte hier draußen schon jede Menge Verrückte gesehen haben, wenn er in der Nachtschicht gleich neben der Autobahn arbeitete. Wir zwei waren auf jeden Fall verrückt. Erzähl mir davon. Was für andere Copfreunde?
    Keine Viertelstunde später waren wir an Jezzies Haus am See. Es war ein kleines Holzhaus direkt über dem Wasser, umgeben von Fichten und Birken. Das Wetter war fast vollkommen. Altweibersommer, später, als er hätte kommen dürfen. Der Treibhauseffekt.
    »Du hast mir gar nicht gesagt, daß du eine Großgrundbesitzerin bist«, sagte ich, als wir eine malerische, kurvenreiche Straße entlang auf das Cottage zurasten.
    »Kaum, Alex. Mein Großvater hat das Anwesen meiner Mutter hinterlassen. Opa war ein Ganove und ein Dieb. Zu seiner Zeit hat er es zu ein bißchen Geld gebracht. Der einzige in unserer Familie, der das je geschafft hat. Verbrechen scheint sich auszuzahlen.«
    »So heißt es.«
    Ich sprang vom Motorrad und streckte sofort die Rückenmuskeln, dann die Beine. Wir gingen ins Haus. Die Tür war nicht abgeschlossen, was meiner Phantasie Nahrung gab.
    Jezzie schaute in den Kühlschrank, der großzügig bestückt war. Sie legte ein Band von Bruce Springsteen ein, dann ging sie hinaus.
    Ich folgte ihr hinunter zu dem schimmernden, schwarzblauen Wasser. Ein neuer Landesteg war angebaut worden. Ein schmaler Weg führte zu einem breiteren Steg mit angeschraubten Stühlen und einem Tisch. Ich hörte die laufende Musik aus dem Album »Nebraska«.
    Jezzie zog die Stiefel aus, dann die blaugestreiften Socken. Sie tauchte einen Fuß in das völlig unbewegte Wasser.
    Ihre langen Beine waren wunderbar athletisch. Sie hatte auch lange Füße, hübsch geformt, so schön, wie Füße irgend sein können. Im Augenblick erinnerte sie mich an Frauen, die die University of Florida, Miami, South Carolina, Vanderbilt besucht haben. Ich hatte noch keine Stelle an ihr entdeckt, die nicht ein ganz besonderer Anblick gewesen wäre.
    »Glaub's oder nicht, das Wasser hat vierundzwanzig Grad«, sagte sie mit einem dicken Zeitlupenlächeln.
    »Ganz genau?« fragte ich.
    »Aber ja. Aufs Grad genau. Bist du tapfer oder ein Feigling?«
    »Was werden die Nachbarn dazu sagen? Ich habe meine Badehose nicht eingepackt. Überhaupt nichts.«
    »Das war doch der Plan: kein Plan. Stell dir das mal vor. Ein ganzer Samstag ohne Plan. Kein Prozeß. Keine Interviews. Kein Beschuß von den Dunnes. Denk bloß, wie Thomas Dunne diese Woche auf Larry King losgegangen ist. Wie er sich über die Ermittlung beschwert hat, die zum Prozeß geführt hat, dauernd wieder über mich hergezogen ist. Kein welterschütterndes Kidnapping, das dich belastet. Bloß wir beide, hier draußen, mitten im Nirgendwo.«
    »Mir gefällt, wie das klingt«, sagte ich zu Jezzie. »Mitten im Nirgendwo.« Ich schaute mich um, folgte der Linie, wo die Fichten an den klaren blauen Himmel grenzten.
    »Dann nennen wir diesen Ort so. Mitten im Nirgendwo, North Carolina.«
    »Im Ernst, Jez. Was ist mit den Nachbarn? Wir sind in einem rassistischen Bundesstaat. Ich will keine verbrannten Fußsohlen kriegen.«
    Sie lächelte. »Da ist niemand in einem Umkreis von mindestens drei Kilometern, Alex. Keine anderen Häuser, glaub's oder nicht. Es ist zu früh für alle, bis auf die Barschfischer.«
    »Ich habe auch keine Lust, ein paar rassistischen, hinterwäldlerischen Barschfischern zu begegnen«, sagte ich. »In ihren Augen bin ich vielleicht ein schwarzer Barsch. Ich habe Flußfahrt von James Dickey gelesen.«
    »Die Fischer sind alle am Südzipfel des Sees. Vertrau mir, Alex. Ich ziehe dich aus. Damit du es ein bißchen bequemer hast.«
    »Wir ziehen uns gegenseitig aus.« Ich ergab mich ihr und dem langsamen Tempo des vollkommenen Morgens.
    Wir zogen uns auf dem Landesteg gegenseitig aus. Die Morgensonne war angenehm warm, und ich spürte die Seebrise, die unsere nackte Haut fächelte.
    Ich probierte das Wasser mit dem Fuß aus, bis zum Knöchel. Jezzie hatte nicht übertrieben, was die Temperatur

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