Untitled
dritten Grades erlitten." "Das fühle ich, Doc", erklärte der Terraner trocken. "Sie können mich in einer halben Stunde abholen lassen."
Der Arzt schaltete resigniert ab. Mobirase griff nach seinem Fruchtgetränk. Ich musterte ihn prüfend. Die Zeit drängte. Nicht nur wegen seiner Verbrennungen, sondern auch wegen anderer Dinge.
"Vor einigen Jahrhunderten hätte man Sie auf der Erde ein ‚leichtsinniges Huhn'
genannt, Szonan."
Er wiegte überlegend den Kopf.
"Hmm - sicherlich nicht, Sir. Leute aus Biafra bekamen diesen Begriff wohl
niemals zu hören. Bedauerlich, denn er drückt wohltuende Besorgnis aus."
"Und die steht jedem Menschen zu, nicht wahr?"
Er lächelte erneut.
"Was heute selbstverständlich ist, war nicht immer Gegenstand der öffentlichen Meinung, nicht einmal Gegenstand einer weltweiten Diskussion. Damit wären wir aber wieder indirekt bei unserem Thema angelangt, Sir."
Ich drückte auf einen Schaltknopf in der Lehne meines Arbeitssessels. Die Sichtabschirmung vor der großen Panzerplastwand öffnete sich. Wir konnten nun in einen vorgelagerten Saal hineinsehen. Umgekehrt war es nicht möglich. Etwa hundert Männer und Frauen des wissenschaftlichen Internstabes waren mit der Auswertung der letzten Nach-
richten beschäftigt. Es waren zumeist Mathematiker, Mathelogiker, Galaktopsychologen und Anthropologen mit verschiedenen Fachrichtungen. Das gedämpfte Summen der Rechengehirne, das Klicken der automatischen Auswerfer und Übermittlungsschaltungen wurde von der Kontrollaufnahme in mein Arbeitszimmer übertragen. Es war ein bedrückendes Geräusch.
Ich beobachtete die huschenden Leuchtanzeigen und Diagrammschirme. Weiter rechts befand sich die Klarschriftgalerie. Wichtige Nachrichten oder Auswertungen, die einen Wahrscheinlichkeitskoeffizienten von mehr als fünfundsiebzig Prozent besaßen, wurden direkt an mich übermittelt.
Ich dachte an einen Mann namens Kyras Tosmatil. Er war ein USO-Spezialist gewesen. Nun ruhte er auf dem Friedhof einer Pioniersiedlung, die sich auf einem Planeten im Antrus-System befand.
Antrus IV, ein hochentwickelter Planet innerhalb der Plejadengruppe, kämpfte um seine Autarkie, obwohl jedermann auf Antrus wußte, daß die gesetzlich vorgeschriebene Besiedlungsfrist von einhundert Jahren noch lange nicht abgelaufen war. Rhodans Abwesenheit und die beginnende Zerrüttung der Imperiumsfinanzen trugen bittere Früchte.
Vor drei Monaten hatten die Antruser unter Führung ihres Administrators Rayan Homend versucht, die Regierungsneuwahlen zu verhindern, von Terra abzufallen und ihre außenpolitische Autarkie zu erzwingen.
Ich hatte rechtzeitig genug von den Vorkommnissen erfahren. Mein Informant war Captain Kyras Tosmatil gewesen.
Da ich es nicht für richtig hielt, die Antruser durch das plötzliche Erscheinen einer USO-Landungsflotte über Recht oder Unrecht zu belehren, hatte ich Homer G. Adams den Finanzminister des Solaren Imperiums, gebeten, nach Antrus IV zu fliegen und die Einheimischen an den Inhalt der Verträge zu erinnern. Homer G. Adams hatte außerdem in einer TV-Ansprache zu bedenken gegeben, in welch starkem Maße Antrus IV wirtschaftlich mit Terra verknüpft war. Der Aufbau der antrusischen Schwerindustrie hatte allein neunhundertundfünf Milliarden Solar verschlungen.
Die beginnende Revolte hatte sich von selbst erledigt; unblutig, in aller Stille.
Nur der amtierende Regierungschef hatte einen anderen Weg gewählt. Rayan Homend war heimlich mit der stattlichen Summe von acht Milliarden Solar verschwunden. Die Nachforschungen meines Spezialistenteams wären ergebnislos verlaufen, wenn man nicht einen Hilferuf des auf Antrus II stationierten Spezialisten Kyras Tosmatil aufgefangen hätte.
Man fand ihn als Sterbenden. Tosmatil konnte keine Aussagen machen, aber es gelang ihm noch, meinem Team eine Mikrokassette auszuhändigen. Die Auswertung der Ton- und Bildaufzeichnungen hatten den als betrügerischen Gesetzesübertreter eingestuften Administrator über Nacht zur galaktischen Schlüsselfigur erhoben.
Die Aufklärung der Tatsache, daß es Homend gelungen war, unbemerkt mit acht Milliarden Solar zu fliehen, war relativ einfach gewesen. Die
Riesenunterschlagung war von langer Hand vorbereitet worden. Niemand hätte es feststellen können, wenn meine Leute nicht auf die Spur von Duplo-Banknoten gekommen wären, die sich plötzlich im Umlauf befanden.
Seit wenigen Stunden wußte ich, daß Rayan Homend das Verbrechen begangen hatte, sich
Weitere Kostenlose Bücher