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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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zu Ende bringst.« Sie musterte mich von Kopf bis Fuß und hob dann eine Braue. »Es fällt mir schwer zu glauben, dass wir dieses Gespräch führen müssen.«
    Ich war ziemlich sauer, und mein Ärger wuchs, als Agnes erneut zu tanzen begann. »Hör mal, wie oft soll ich es noch sagen? Ich habe kein Interesse an diesem Job.«
    »Wunderbar. Dann kann ich wenigstens in dem Wissen weitermachen, dass du nicht verrückt bist.« Agnes unterbrach ihre kleine Ballerina-Nummer so plötzlich, dass ihr der Rock um die Beine wehte. »Ich wollte ihn auch nicht, weißt du. Von den Sibyllen meiner Generation war ich die einzige, die gern darauf verzichtet hätte, ausgewählt zu werden. Es ist eine große Ehre, aber auch eine schwere Bürde. Außerdem muss man mit dem Silbernen Kreis zurechtkommen, und glaub mir, das ist alles andere als ein Vergnügen.«
    Sie wurde ernst. »Es tut mir leid, Cassie. Seit der ersten, die den Job ganz und gar ohne Ausbildung antreten musste, hat es keine richtige Pythia mehr gegeben. Aber du mit deinen Fähigkeiten … Ich schätze, du kannst die Regeln ganz neu bestimmen. Zum Beispiel: Wusstest du, dass du im Augenblick gleich zweimal in der gleichen Zeit bist? Dein Geist eilt draußen mit der Geretteten durch die Straßen, und gleichzeitig bist du hier und redest mit mir. Ich bin zu so etwas nicht imstande. Hinzu kommt: Die meisten unserer Adeptinnen brauchen Jahre, um das zu lernen, was du dir in wenigen Tagen beigebracht hast. Meine Güte, einen anderen Geist mitzunehmen! Das ist echt beeindruckend.«
    Mir war nach Schreien zumute. »Würdest du endlich die Klappe halten und mir zuhören? Ich. Bin. Nicht. Die. Pythia.«
    Agnes trat auf mich zu und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Jetzt bist du es«, sagte sie und verschwand. In der gleichen Sekunde traf mich etwas mit der Wucht eines heranrasenden Lasters. Etwas Ähnliches hatte ich gespürt, als ich in Tomas’ Körper steckte und seine verstärkten Sinne eine erhebliche Ablenkung waren. Diesmal betraf die Schärfung der Sinne nicht das Sehen und Hören, sondern das Wissen um andere Welten, die sich von unserer unterschieden, sie aber überlappten – ich hatte sie immer ein wenig berührt, wenn ich mit Geistern sprach. Jetzt bekam ich viel mehr davon, und die Bilder und Geräusche um mich herum waren so verwirrend, dass ich nicht einmal bemerkte, wie die Zeit wieder zu verstreichen begann. Bis mir jemand in den Fuß stach.
    Ich senkte den Blick und stellte fest, dass mich die böse Sibylle doch erwischt hatte, wenn auch nicht so, wie geplant. Es tat trotzdem verdammt weh, und Blut kam durch den Satin meines kleinen hochhackigen Hausschuhs – es bildete einen immer größer werdenden dunklen Fleck.
    Ich sah zu den kämpfenden Geistern über mir empor.
    »Na schön, ich habe es mir anders überlegt. Ihr könnt sie haben.«
    Eine Gruppe von Geistern löste sich von der Hauptwolke und wogte der jungen Frau entgegen, aber Rasputin reagierte mit der Schnelligkeit eines Vampirs und erreichte sie als Erster. Er packte sie an der Taille, und sie verschwanden, zusammen mit einigen Vampiren, die dem Angriff der Geister entkommen waren. Die Magier sahen, wie ihre Verbündeten die Flucht ergriffen, und sofort folgten sie ihrem Beispiel. Meine kleinen Messer gerieten in Aufregung, verfolgten sie durch die Tür und die Treppe hinauf, und ich ließ sie gewähren.
    Vielleicht veränderte es die Zeitlinie, wenn einige weitere dunkle Magier getötet wurden, aber ich scherte mich nicht darum, war zu müde und all dieser Dinge überdrüssig.
    Ich setzte mich und streifte den Schuh ab. Verdammt! Das irre Miststück hatte fast einen Zeh abgetrennt. Mircea holte ein Taschentuch hervor und reichte es mir, und ich verband die Wunde so gut es ging. Es war keine zu schlimme Sache, es sei denn, es kam zu einer Infektion, was sich beim Zustand dieser Verliese nicht ganz ausschließen ließ. Na großartig.
    Ich sah zu der Armee aus Geistern auf, die mit einer unausgesprochenen Forderung in den Augen über mir schwebten. Ich wusste, was sie wollten, und es hatte keinen Sinn zu versuchen, es ihnen auszureden. Die Kraft, die sie von Rasputins Vampiren gewonnen hatten, reichte ihnen vielleicht für Jahre, aber wer wollte an einem solchen Ort existieren? Sie waren nur an einer Sache interessiert, und ich hatte es ihnen versprochen, doch es gab Bedingungen.
    »Keine Städter und keine Unschuldigen«, sagte ich und bekam ein gespenstisches, kollektives Kopfnicken zur Antwort.

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