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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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meisten Menschen hätten sie vermutlich für leer gehalten: kalte, feuchte Zimmer, die so weit unter der Wasserlinie lagen, dass man sie nicht als Lager verwenden konnte. Doch für mich waren die moosigen Wände und glitschigen Böden voller phantomhafter Spuren, den Resten von einst mächtigen Geistern, die hier über viele Jahrhunderte hinweg gespukt hatten.
    Ich versuchte, meine Schilde zu verstärken, konnte sie aber nicht ganz heben, da ich sonst nicht mehr dazu in der Lage gewesen wäre, meine Verbündeten zu kontaktieren. Was dazu führte, dass mir von allen Seiten Eindrücke entgegenströmten: vage Impressionen von längst vergangenen Leben und erlittenen Foltern. Ich sah, wie römische Soldaten einem Jungen alle vom Gericht verfügten Peitschenhiebe gaben, obwohl er längst tot war. Direkt hinter ihnen drohte ein mittelalterlicher Hexenjäger einer hochschwangeren jungen Frau, die um das Leben ihres ungeborenen Kindes flehte. Ich schirmte mich etwas mehr ab, um die schlimmsten der verblassten Schrecken von mir fernzuhalten, aber gelegentlich präsentierte sich mir das eine oder andere grauenhafte Bild. Wohin ich auch sah, überall gab es die glühenden Linien von Geisterspuren. Sie erstreckten sich über den Boden und die Wände, woben komplexe Muster in der Luft, so dicht beieinander, dass sie einen grünlichen Dunst bildeten. Sie erhellten die unteren Verliese so sehr, dass ich schließlich auf die Fackel verzichtete, die ich weiter oben aus einer Wandhalterung genommen hatte. Ich brauchte sie nicht mehr.
    Das Grässlichste kam zum Schluss. Ich folgte den Geistern zu einem kleinen, weiter innen gelegenen Raum und hörte ein Schluchzen, noch bevor sich die Tür öffnete. Es hörte abrupt auf, als ich mich näherte, und die schwere Klinke bewegte sich in meiner Hand. Die Tür flog auf, und Louis-Cesar starrte mich an. Für einen Moment fragte ich mich, ob irgendetwas schrecklich schiefgegangen war. Der Morgenmantel war bis zum Nabel offen, und unter dem schweren kirschroten Brokat zeigte sich eine dunkle Farbe. Er blutete aus Bissen in Hals und Brust, und sein Gesicht war aschfahl. Als er mich erkannte, schwankte er, und ich hielt ihn gerade noch rechtzeitig fest, bevor er das Gleichgewicht verlieren und fallen konnte.
    Hinter ihm bemerkte ich eine Gestalt, die auf dem Boden kniete, gehüllt in eine Dunkelheit, die ich eine Sekunde später als Kapuzenmantel erkannte. Langsam hob sie den Kopf, und ich sah etwas, das ein bärtiges Skelett zu sein schien. Haut in der Farbe von schimmeligem Schweizer Käse bedeckte die zarten Knochen des Gesichts, und nur die brennenden bernsteinfarbenen Augen wiesen auf Leben hin. »Radu?«, vermutete ich.
    Eine knochige Hand strich die Kapuze zurück. Ich musterte das Etwas, das einst den Spitznamen »der Hübsche« getragen hatte, und mir wurde übel. O ja, sie hatten ihn gebändigt, aber nicht mit Fesseln. Das war auch gar nicht nötig gewesen, nachdem sie ihn fast hatten verhungern lassen. Ich wusste nicht, ob Blutmangel für einen Vampir den Tod bedeuten konnte, aber das Ding dort auf dem Boden sah nicht lebendig aus. Nie zuvor hatte ich so etwas gesehen. »Ah, wir sind gekommen, um zu helfen. Hat Mircea Ihnen davon erzählt?« Das in der Ecke kauernde Wesen antwortete nicht. Ich hoffte, dass Mircea recht hatte, was den geistigen Zustand betraf, begann aber daran zu zweifeln. »Wir, äh, sollten besser von hier verschwinden. Können Sie gehen?«
    »Er kann nicht gehen,
Dulceatà«,
sagte Mircea mit matter, ausdrucksloser Stimme. Er setzte sich neben der Tür auf den Boden und neigte den Kopf so an die Wand zurück, als hätte er nicht mehr die Kraft, ihn aufrecht zu halten. »Ich habe ihm so viel Blut gegeben, wie ich ihm geben kann, ohne das Leben dieses Körpers zu riskieren, aber es genügt nicht. Er hungert seit Jahren und ist nur deshalb einigermaßen bei Bewusstsein geblieben, weil er manchmal eine Ratte fängt. Wochenlang besucht ihn niemand, und wenn jemand kommt, dann nur mit der Absicht, ihn zu foltern.«
    Ich zwang mich, den Blick auf die ausgemergelte Gestalt zu richten. Der Kapuzenmantel verbarg den größten Teil des Körpers, aber ich wäre vermutlich in der Lage gewesen, ihn zu tragen. Die Frau, in der ich steckte, war alles andere als kräftig gebaut, aber Radu bestand praktisch nur noch aus Haut und Knochen. Allerdings wäre mir eine andere Lösung lieber gewesen – mir lag nichts daran, ihn zu berühren. Allein die Vorstellung, dass seine dürren Hände

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