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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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den Mund weit aufgerissen und waren beim Verschlingen anderer Geister erstarrt. Die Frau mit dem langen Haar schien aus einem dreidimensionalen Foto zu kommen. »Was?« Ich wich vor der Sibylle und ihrem Messer zurück, was den Vorteil hatte, dass ich dadurch auch Distanz zu diesem Neuankömmling gewann. »Die auf dem Monitor deines Computers«, fuhr die Frau fort. »Im Büro. Das war clever, findest du nicht?« Sie sah zu Louis-César, machte aber keine Anstalten, sich ihm zu nähern. Der Blick ihrer großen blauen Augen kehrte zu mir zurück, und ihr Gesicht gewann einen Ausdruck, der ein wenig gereizt wirkte. »Na? Habe ich nicht wenigstens ein Dankeschön dafür verdient, dein Leben gerettet zu haben? Der Nachruf war echt. Wenn du das Büro nicht verlassen hättest, wärst du von Rasputins Männern gefunden worden. Du hättest es geschafft, ihnen zu entkommen, aber einige Straßen weiter wärst du von Antonios Vampiren erschossen worden. Ich habe dich mit dem Nachruf gewarnt. Clever, findest du nicht?«
    »Wer bist du?« Mir fiel die Antwort ein, noch während ich die Frage stellte, aber ich wollte die Wahrheit von ihr hören.
    Die junge Frau lächelte, und ihre Grübchen waren fast so groß wie Louis-Césars. »Ich heiße Agnes, aber diesen Namen benutzt niemand mehr. Manchmal glaube ich, dass sich die Leute nicht einmal daran erinnern.«
    »Du bist die Pythia.«
    »Ins Schwarze getroffen.«
    »Aber … aber du scheinst noch jünger zu sein als ich. Man hat mir gesagt, du wärst sehr alt und lägst im Sterben.«
    Agnes zuckte kurz mit den Schultern, und dadurch bemerkte ich, was sie trug: ein hochgeschlossenes Kleid von der Art, die auch Eugenie für mich ausgewählt hätte. Es sah wie nach einer Teegesellschaft um 1880 aus. »Wieder ein Treffer, fürchte ich. Es ist durchaus möglich, dass mir dieser kleine Ausflug den Rest gibt. Meine Kraft lässt schon seit einer ganzen Weile nach, und über vierhundert Jahre hinweg zurechtzukommen … Das erfordert ziemlich viel Mühe.« Sie klang nicht übermäßig bewegt von ihrem bevorstehenden Ableben. »Wie dem auch sei, nach einer Weile lernt man, der eigenen Seele das gewünschte Erscheinungsbild zu geben. Ich sehe mich lieber so, wie ich einmal gewesen bin. In letzter Zeit habe ich sogar mehr Zeit außerhalb der alten Hülle verbracht als in ihr.« Sie krümmte die Finger. »Arthritis, weißt du.« Ich starrte sie an. Aus irgendeinem Grund hatte ich mir die Pythia etwas … erhabener vorgestellt. »Was machst du hier?«
    Agnes lachte. »Ich löse ein Problem, was sonst.« Sie beugte sich über das verzerrte Gesicht der Frau, die mir ein Messer ins Herz stoßen wollte. Ich hatte mich bewegt, aber die Sibylle nicht. Sie blickte noch immer mit finsterer Miene nach oben und hielt das Messer auf ihr Ziel gerichtet. »Zwanzig Jahre habe ich damit verbracht, diese Frau auszubilden. Man sollte meinen, das hätte Spuren hinterlassen, nicht wahr? Aber sieh sie dir nur an.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin hier, weil dieses Durcheinander zum Teil meine Schuld ist. Ich beschloss, deine Mutter als meine Nachfolgerin vorzubereiten. Fast ein Jahrzehnt habe ich sie ausgebildet, und als sie sich in deinen Vater verliebte … Ich verbot es, davon überzeugt, dass es zu ihrem Besten war. Lieber Himmel, er gehörte zur Vampir Mafia! Wohl kaum ein geeigneter Partner für meine wundervolle Kreation.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ich hätte sie finden können.« Tränen glitzerten in Agnes’ großen blauen Augen. »Wenn sie sich nicht um ihre Berufung scherte, wenn sie alles so einfach wegwerfen konnte … Ich sagte mir, dass ich sie nicht brauchte. Ich beschloss, noch einmal von vorn zu beginnen und eine andere Nachfolgerin auszuwählen, um sie zu einem glänzenden Stern zu machen. Aber … ich brachte es nicht fertig. Ich war zu stolz zuzugeben, dass nicht meine Anleitung Lizzy zu dem machte, was sie war, sondern das Talent in ihr. Ich habe nicht nach ihr gesucht, und der Vampirboss deines Vaters ließ sie umbringen, um dich zu bekommen.« Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte. Ich stand einfach nur da. Erhoffte sie sich Mitleid von mir? Ich hielt nichts davon, ihr einen Tritt zu geben, während sie am Boden lag – immerhin war sie in Wirklichkeit alt und schwach –, aber mir stand auch nicht der Sinn danach, ihr Trost zuzusprechen. Ich verschränkte einfach nur die Arme und wartete.
    »Du bist nicht der mitfühlende Typ, wie?«, fragte Agnes nach einer Weile und sah mich

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