Unvergessen wie Dein Kuss
kalt gewordenem Tee in dem Sessel saßen, erzählte Isabella ihm von dem Brief, den Pen gefunden hatte, von Freddie – und von India.
“Das Bemerkenswerteste ist”, sagte sie, “dass es India war, die Warwick überhaupt erst auf Freddies Schwächen hingewiesen hat. Das war der Hebel, den er brauchte, um ihn in seine Gewalt zu bekommen. Ich bin sicher, dass sie ihm nicht schaden wollte, aber ungewollt wurde sie sein Unglück.” Isabella rieb ihre Wange an Marcus’ Schulter und kuschelte sich noch tiefer in seine Armbeuge. “Freddie sagte mir, dass er India geliebt hat, seit sie Kinder waren. Er wusste damals nicht, dass Warwick ihr Liebhaber gewesen war.” Sie hielt einen Augenblick inne und fuhr dann fort: “Nun, er wusste schon, dass India einen Liebhaber und auch ein Kind hatte; denn sie vertraute ihm immer alles an. Er war überhaupt der Einzige, dem sie das alles erzählt hat. Aber sie nannte niemals Warwicks Namen, und Freddie hat auch nie gefragt. Er und Warwick arbeiteten jahrelang zusammen, wussten aber nichts von alledem.”
Marcus drückte einen Kuss auf ihre Stirn.
“Der Brief, den Pen gefunden hatte”, sagte er. “Hat es dir etwas ausgemacht, dass der Brief weder von mir kam noch an dich gerichtet war?” Er seufzte. “Ich wünschte, ich hätte mich mehr angestrengt, um dich zu finden, Bella, und mit dir zu sprechen. Ich habe dich so sehr geliebt. Ich wäre mit dir geflohen, ob verheiratet oder nicht …”
Isabella lächelte. “Keine Entschuldigungen mehr, Marcus. Nicht jetzt, wo alles vergeben und vergessen ist.” Dabei legte sie einen Finger auf seine Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. “Und ich brauche keine alten Briefe”, fügte sie hinzu, “nicht, wenn ich dich habe.”
Ein weiteres Mal überließ sie sich der Wärme seiner Umarmung.
Welch eine Nachricht! Eine gewisse lebensfrohe Fürstin, über deren Enttäuschung von den Liebesfähigkeiten englischer Männer hier im vergangenen Jahr berichtet wurde, hat dauerhaftes Glück gefunden bei ihrem eigenen Adonis in Gestalt des Earl of S. Man darf annehmen, dass der Earl Erfolg hatte, die Meinung der Dame zu ändern, wonach englische Männer die weitaus schlechtesten Liebhaber auf der ganzen Welt seien. Denn offenbar erwartet das Paar in einigen Monaten sein erstes Kind. Welche Freude! Welche Begeisterung! Wir wünschen dem Earl und der Countess für die Zukunft viel, viel Glück und immerwährende Liebe.
aus: The Gentlemen’s Athenian Mercury, 18. Mai 1817
– ENDE –
Weitere Kostenlose Bücher