Unvergessen wie Dein Kuss
die Wahrheit über Emmas Eltern zu sagen; und dann kam es darauf an, wie er sich verhielt.
Sie hatte große Angst.
23. KAPITEL
E s war ein herrlicher Sommertag in der Kinvara-Bucht. Pen und Isabella hatten einen Picknickkorb an den Strand mitgenommen. Sie waren von den Felsen hierhergeschwommen, saßen nun in der Sonne und unterhielten sich entspannt. Nach den schmerzhaften Ereignissen des vergangenen Tages war das einfach wunderbar.
Pen hatte ein gerötetes Gesicht und wirkte sehr jung. “Bella”, sagte sie.
“Hmm?”, murmelte Isabella. Sie saßen an einem windgeschützten Platz. Isabella fühlte sich träge von der Sonne. Sie wusste, dass sie Marcus die Wahrheit recht bald würde sagen müssen. Aber sie wollte erst
einen
friedlichen Tag genießen, ehe sie und Marcus über die Zukunft sprachen.
“Seit ich in Salterton bin, wurde ich an etwas erinnert, das ich dir längst hätte erzählen sollen”, sagte Pen. Sie zögerte. “Es tut mir leid …”
Isabella öffnete langsam ein Auge und sah unter der Krempe ihrer Strohhaube hervor zu ihrer Schwester. “Noch mehr Geständnisse, Penelope?”, sagte sie. “Du erschreckst mich.”
Isabella hatte den Eindruck, dass Pen selbst ganz erschrocken aussah.
“Es ging um den Brief.”
“Um welchen Brief?”
“Es handelt sich um den Brief, den Marcus an dich geschickt hat und in dem er dich bat, mit ihm zu fliehen.”
“Zu fliehen?”
Pen starrte sie an. “Das hat er dir doch gesagt, oder? Ich habe mich immer gefragt, ob dann alles anders gekommen wäre … Ob du von Ernest fortgelaufen wärest.”
Isabella hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. “Einen Moment mal, Pen. Marcus hat mich niemals gebeten, mit ihm fortzugehen.”
“Aber doch … Ich war so sicher, dass es das sein musste!” Pen biss sich auf die Lippe. “Ich fand den Brief unter der Tür deines Schlafzimmers. Er war an I. S. adressiert. Ich erinnere mich deshalb so genau daran, weil es der Tag nach deiner Hochzeit mit Ernest war und ich mich darüber wunderte, dass jemand deinen Mädchennamen benutzte. Wie dem auch sei, du warst ja natürlich nicht mehr in Standish House, weil du nach dem Frühstück bei Ernest im Brunswick Gardens warst.”
“Ich erinnere mich”, sagte Isabella. “Es regnete.”
Sie bekam ein seltsames Gefühl. An ihrem Hochzeitstag war es sehr heiß gewesen, aber am folgenden Tag war ein Gewitter niedergegangen, und die dräuenden Wolken und der Regen hatten genau zu ihrer damaligen Stimmung gepasst. Selbst jetzt noch verursachte ihr allein der Gedanke daran ein beklemmendes Gefühl in der Magengegend.
“Ja, es regnete”, stimmte Pen zu. “Das war das Problem. Ich steckte den Brief in meine Tasche, um ihn dir zu geben, ehe ihr auf eure Hochzeitsreise gingt. Aber Miss Bentley nahm mich an jenem Nachmittag zur
Royal Academy
mit. Sie muss gedacht haben, dass ich mich bei all dem Trubel um dich vernachlässigt fühlte. Es schüttete nur so, und wir wurden völlig durchnässt. Mein Kleid war hin, und Molly nahm es mit, sobald wir nach Hause gekommen waren. So habe ich den Brief völlig vergessen …” In ihrer Stimme war jetzt eine Spur von Verzweiflung wahrzunehmen. “Erst später, nachdem ihr eure Hochzeitsreise angetreten hattet, brachte Molly das Kleid zurück. Es war gewaschen, getrocknet und geplättet worden, ehe man den Brief fand.” Ihre Stimme schwankte zwischen Lachen und Weinen. “Ich
wusste
, dass er von Marcus war, aber es war dann zu spät, und ich war völlig ratlos, was ich tun sollte …”
Isabella war nun ganz wach. “Woher wusstest du, dass er von Marcus war? Hast du ihn gelesen?”
Pen schüttelte den Kopf. “Nein. Nachdem er einmal durch die Wäsche gegangen war, war er nicht mehr zu lesen. Ich warf ihn weg. Aber ich dachte …” Sie hielt inne und biss sich auf die Lippe. “Ich wusste, dass ihr, du und Marcus, sehr verliebt wart”, sagte sie schließlich. “Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass er dich so leicht aufgeben würde.”
Die Sonne blendete Isabella, und sie blinzelte.
“In einer Nacht sah ich dich einmal aus Salterton Hall schleichen, als wir bei Tante Jane waren”, fügte Pen entschuldigend hinzu. “Und obwohl du und Marcus euch in der Öffentlichkeit immer einwandfrei verhalten habt, wusste ich, dass es ein starkes Band zwischen euch gab. Natürlich war ich zu jung, um alles richtig zu verstehen, aber …” Sie lächelte. “Ich weiß nicht, wie ihr es gemacht habt, das Geheimnis so für euch zu
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