Unvergesslich wie deine Leidenschaft
Frage als reine Höflichkeitsfloskel.
„Danke, gut, obwohl ich ein bisschen nervös bin.“
Ihre Ehrlichkeit schien ihn zu überraschen.
Ryan unterhielt sich mit seinen Freunden und seiner Mutter. Kelly saß still neben ihm und beobachtete, was um sie herum vor sich ging. Niemand versuchte, sie in die Unterhaltung miteinzubeziehen, und als sie einmal eine Bemerkung machte, sagte ihr das betretene Schweigen, das folgte, alles.
Sie tolerierten sie Ryan zuliebe. Aber ihr entgingen die Blicke nicht, die sie ihm zuwarfen, wenn sie dachten, sie merke es nicht. Blicke, die ganz klar besagten: Bist du verrückt?
Als das Essen serviert wurde, war sie sehr erleichtert. Endlich etwas, worauf sie sich konzentrieren konnte. Sie fühlte sich fehl am Platz. Wie auf dem Präsentierteller. Dieser Abend war einer der schlimmsten in ihrem Leben, und sie konnte es kaum abwarten, mit Ryan aufzubrechen.
Das Essen fühlte sich wie Stroh in ihrem Mund an, und nach ein paar Bissen gab sie es auf. Sie wollte sich nicht dazu zwingen, es zu verzehren. Stattdessen nippte sie an ihrem Wasser und stellte sich vor, sie wäre wieder mit Ryan am Strand, wo sie im Mondschein tanzten.
Genau das war ihr Problem. Sie lebte in einer Fantasiewelt und mied die Wirklichkeit. Ihre Realität war, dass sie hier beim Essen am Tisch saß, während fünf andere Leute über sie urteilten. Ihre Realität war, dass sie mit einem Mann lebte – einem Mann, den sie heiraten wollte –, der glaubte, ihr Sünden vergeben zu müssen, die sie nicht begangen hatte.
An welchem Punkt in ihrem Leben hatte sie entschieden, dass sie nichts Besseres als das verdient hatte?
Es war eine erstaunliche Erkenntnis. Die Scheuklappen waren weg.
Warum fand sie sich mit all dem ab?
Spätestens als sie sah, dass Jarrod auf den Tisch zukam, war sie bereit, die ganze Farce zu beenden. Er begrüßte seine Mom mit einem Küsschen. Dann winkte er den anderen zu, ehe sein Blick zu ihr und Ryan wanderte.
Kelly brach der kalte Schweiß aus. Ryan versteifte sich, und die anderen verfielen in Schweigen.
Es war, als warteten alle auf das unvermeidliche Feuergefecht. Kellys Herz raste. Ihr krampfte sich der Magen zusammen, und am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. Aber diese Scham wurde überflügelt von einer unglaublichen Wut.
„Entschuldigung, dass ich zu spät komme“, sagte er. „Ich stand im Stau.“
Als er sich neben seine Mutter setzte, wurde Kelly ganz übel. Sie war so verletzt, so am Boden zerstört, dass sie nur noch sterben wollte. Sie weigerte sich, Ryan anzusehen. Wie konnte er ihr das antun? Sie glaubte zwar keine Sekunde, dass er seinen Bruder selbst eingeladen hatte … oder? Aber warum hatte er nicht klar und deutlich gesagt, dass er nicht willkommen war?
Alle starrten sie an. Wahrscheinlich dachten sie, dass sie jede Demütigung verdiente, die ihr heute Abend widerfuhr. Aber sie erwiderte keinen der Blicke. Sie würde niemandem die Befriedigung geben, sie dermaßen erschüttert zu sehen.
Stattdessen blickte sie Jarrod Beardsley und seine Mutter fest an.
Wie die beiden sie hassen mussten! Die Kälte in Ramona Beardsleys Augen traf Kelly. Sie signalisierten ihr: Du wirst nicht gewinnen. Ich werde es niemals zulassen .
Was hatte sie getan, außer Ryan zu lieben? Es reichte.
Sie verdiente etwas Besseres.
Sie hatte es satt, den Sündenbock abzugeben.
Sie hatte genug davon, dass sie von oben herab angesehen und verurteilt wurde, dass ihr vergeben wurde.
Mit einem gezwungenen Lächeln in Ryans Richtung schob Kelly ihren Stuhl zurück und erhob sich langsam. Dann warf sie Jarrod und seiner Mutter über den Tisch hinweg einen hasserfüllten Blick zu. Es war ihr egal, ob die beiden sie jemals akzeptieren würden. Sie akzeptierte die beiden nicht. Im Gegenteil. Sie konnten sich zum Teufel scheren.
Dann wandte sie sich an die Tischrunde. „Ich habe die Nase voll. Ihr sitzt alle die ganze Zeit da und starrt mich missbilligend an. Ihr habt Ryan mitleidige Blicke zugeworfen. Ihr habt mich beurteilt und entschieden, dass ich nicht gut genug für euch bin. Ihr könnt mir alle gestohlen bleiben.“
Als sie Jarrod direkt ansprach, bebte ihre Stimme vor Zorn, obwohl sie leise sprach. „Du widerwärtiger Mistkerl. Halte dich von mir und meinem Kind fern. Ich will verdammt sein, bevor ich dich noch mal in meiner Nähe dulde.“
Ryan machte Anstalten, aufzustehen, doch sie bremste ihn. „Bleib sitzen. Du wirst doch deine Familie und deine Freunde nicht
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