Unvergesslich wie deine Leidenschaft
ihre Tränen weg. Sie wollte den Moment nicht durch einen Anfall von Traurigkeit ruinieren. „In diesem Fall, ja. Ich werde dich heiraten.“
Er sah überwältigt aus. Fast so, als habe er eigentlich nicht mit ihrer Zustimmung gerechnet. Und dann lächelte er, und die Freude, die sich auf seinem Gesicht widerspiegelte, nahm Kelly den Atem.
Er nahm den Ring aus der kleinen Box und steckte ihn ihr an den Finger.
Danach beugte er sich über den Tisch und küsste sie zärtlich. Er stand auf und zog Kelly auf die Füße.
„Lass uns gehen“, sagte er rau. „Lass uns nach Hause gehen, wo wir ungestört sind. Ich möchte dich ganz fest in den Armen halten.“
Bereitwillig ließ sie sich von ihm an den anderen Gästen vorbei in Richtung Ausgang führen, ohne sich um die neugierige Blicke zu kümmern. Als sie gleich darauf das Restaurant verließen und zu Ryans Wagen gingen, spürte sie nichts von dem kalten Wind, der durch die Straßen wehte.
Endlich einmal war ihr innerlich warm. Nachdem sie so lange wie erstarrt und mutterseelenallein gewesen war, hatte sie das Gefühl, als würde durch ihre Adern wärmender Sonnenschein fluten.
14. KAPITEL
Als Kelly aufwachte, lag sie allein im Bett. Bei einem Blick auf den Wecker stellte sie fest, dass es schon nach neun war. Ryan war also sicher längst im Büro.
Nachdem sie von St. Angelo zurückgekehrt waren, war Kelly in Ryans Schlafzimmer umgezogen. Ohne lange darüber zu diskutieren, hatte er ihr Gepäck einfach in sein Zimmer gebracht, und als es Zeit gewesen war, schlafen zu gehen, hatte er sie zu seinem Bett getragen.
Und sie war geblieben.
Wie leicht sie zu einem angenehmen Zusammenleben zurückgefunden hatten! Es war wie damals.
Nur war es damals leicht gewesen, ihr enges Verhältnis als selbstverständlich hinzunehmen. Die Behaglichkeit und das Vertrauen. Sie hatte keine Ahnung gehabt, wie schnell das alles zerbrechen konnte.
Selbst jetzt fragte sie sich, wie es hatte geschehen können.
Es gab immer einen Grund. Er hatte sie nicht genügend geliebt, ihr nicht vertraut. Ihre Beziehung war zu neu, um eine so schwierige Situation zu überstehen.
Wie auch immer, das Ergebnis blieb dasselbe. Als es schwierig wurde, war ihre Beziehung zerbröselt wie altes Brot.
Das war kein gutes Vorzeichen für ihre gemeinsame Zukunft.
Aber darüber würde sie jetzt nicht nachdenken. Ja, es war dumm, so viel Vertrauen zu ihm zu haben. Aber die Hoffnung war eine starke Macht. Sie brachte einen dazu, bereitwillig die Augen vor der Wahrheit zu verschließen.
Doch vielleicht würden sie es diesmal wirklich schaffen. Selbst wenn das bedeutete, dass sie für immer mit der Bürde würde leben müssen, dass der Mann, den sie liebte, glaubte, sie habe ihn mit einem anderen betrogen. Mit seinem Bruder.
Sie hatte ihn schon so oft damit konfrontieren wollen. Sie wollte noch einmal versuchen, ihn dazu zu bringen, ihr zuzuhören und die Wahrheit zu erfahren. Aber jedes Mal biss sie sich auf die Lippe. Denn was hätte das für einen Sinn?
Womöglich glaubte Ryan ihr nicht. Womöglich doch. Aber würde es die Vergangenheit ändern? Oder ihre Zukunft?
Nicht einmal sie selbst würde sich besser fühlen, denn sie kannte die Wahrheit ja. Ryan glaubte, sie habe ihn belogen. Doch er wollte das vergessen und nach vorn schauen. War sie verrückt, mehr zu wollen, ihm vor Augen zu führen, wie sehr er sich geirrt hatte?
Dieses Dilemma quälte sie jeden Tag, seit sie und Ryan wieder zusammen waren. Einerseits wollte sie, dass er seinen Irrtum einsah, wenn er von ihr erwartete, dass sie ihrer Beziehung eine zweite Chance gab.
Andererseits sagte sie sich, dass ihr Stolz und ihr Zorn ihrem eigenen Glück im Weg standen.
War ein Leben mit Ryan nicht das, was sie letzten Endes wollte? War es da wichtig, wie sie dieses Ziel erreichte?
Gedankenverloren starrte Kelly an die Decke über ihrem Bett.
Ja, es war wichtig. Sie konnte nicht in dem Bewusstsein mit Ryan leben, dass er irgendwo im Hinterkopf hatte, dass sie trotz ihres Versprechens, ihm treu zu sein, mit einem anderen geschlafen hatte.
Sie musste der Wahrheit ins Auge sehen: Ihre größte Angst war, dass Ryan sie noch einmal zurückweisen würde, wenn sie ihn zur Rede stellte. Und falls das passierte, wäre es aus. Sie konnte auf keinen Fall mit jemandem leben, der ihr nicht vertraute.
Sie mochte feige sein, aber es war die nackte Wahrheit: Das, was sie von einer Aussprache abhielt, war ihre Angst. Nicht Stolz. Nicht etwas anderes. Denn falls
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