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Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Titel: Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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kaum umgedreht, als Olivias Beine unter ihr nachgaben und sie auf den nächsten Stuhl sackte.
    »Olivia«, fragte Grace Fairchild besorgt, »geht es Ihnen gut?«
    Olivia blickte auf und bemühte sich, ihre Übelkeit zu unterdrücken. Mit einem Mal zerriss militärisches Trommeln von der Straße her die Stille der Nacht. Trompeten ertönten, und die Duchess von Richmond eilte durch den Ballsaal und drängte die Männer, erst dann zu gehen, wenn das Dinner serviert worden war.
    »Nur noch eine Stunde!«, flehte sie.
    Offiziere stellten sich an der Tür auf, um einen Abschiedskuss von der reizenden Duchess of Murther zu bekommen. Einige Mädchen weinten, während die anderen mit den übrigen Herren zum Dinner gingen. Und in der Ecke, in der die Anstandsdamen saßen, brach für Olivia die Welt zusammen.
    Ihre Hände hörten nicht auf zu zittern. Sie musste Georgie warnen. Sie musste sie alle warnen.
    Aber sie konnte es nicht. Jeder Kontakt zu ihnen würde Gervaise nur wieder auf ihre Spur führen, und das wäre folgenschwer.
    So war es schon ein Mal gewesen.
    Oh, Jamie.
    Grace berührte sie an der Schulter. »Olivia?«
    Olivia zuckte zusammen. »Oh …«, sagte sie. Sie zwang sich zu einem Lächeln, während sie sich unsicher erhob. »Mir geht es gut. Ich denke, es ist Zeit, nach Hause zu gehen.«
    »Sind Sie sicher, dass es Ihnen gut geht? Sie sind blass.«
    »Das liegt nur an den schlimmen Neuigkeiten.« Olivia nahm ihren Umhang und mied Graces prüfenden Blick. Mit einem gezwungenen Lächeln auf den Lippen drehte sie sich um. »Ich wünschte, ich wäre etwas mehr wie Lady Kate. Sehen Sie doch nur, wie sie die Männer zum Lachen bringt.«
    Grace warf einen Blick zur Duchess, die sich gerade auf die Zehenspitzen stellte, um einen Jungen in grüner Grenadiersuniform zu küssen, der prompt errötete. »Lady Kate ist wirklich unglaublich, nicht wahr?«
    »Sie ist eine Schande «, zischte eine der Frauen in ihrer Nähe.
    Einige andere Damen nickten beifällig.
    »Glashaus«, sagte eine majestätisch anmutende, ältere Dame am Ende der Reihe.
    Alle Blicke wandten sich ihr zu, doch die Frau ignorierte sie. Ihre Tasche und ihren Umhang in der Hand, erhob sie sich hoheitsvoll. Sie war eine hochgewachsene Frau mit einer außerordentlichen Haltung und einem stolzen Gesicht, das von dichtem schneeweißem Haar umrahmt wurde. Sie hatte erst zwei Schritte gemacht, ehe sie aus Versehen mit dem Fuß hängen blieb und beinahe gestürzt wäre. Olivia machte einen Satz nach vorn, um ihr zu Hilfe zu kommen, aber Grace war schon da.
    »Meine liebe Lady Bea«, sagte sie und stützte die elegante Dame. »Passen Sie auf.«
    Die alte Dame tätschelte Graces Wange. »Ach, der letzte Samariter, mein Kind, der letzte Samariter.«
    »Eigentlich heißt es ›barmherzig‹, Lady Bea.«
    »In der Tat«, stimmte die Dame zu. Grace lächelte, als wüsste sie, was die Frau meinte, und geleitete sie weiter.
    »Lady Kates Gesellschafterin«, vertraute Grace Olivia an, als sie vorbeigingen.
    »Mrs Grace!«, kreischte Mrs Bottomly und stürmte auf Olivia zu wie ein besonders dürrer Elefant mit seinen Kälbchen im Schlepptau. »Wir gehen.«
    Mit wippenden Pfauenfedern führte Mrs Bottomly ihre hoffnungsvollen Töchter zur Tür. Olivia blieb nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen. Lady Kate winkte ihr zu, als sie vorbeikam, und umarmte dann einen stämmigen Dragoner. Olivia bemerkte, dass Gervaise nicht mehr bei der Duchess war, und ahnte instinktiv, wo er steckte. Fast hätte sie sich umgedreht, um in der relativen Sicherheit des Ballsaals zu bleiben.
    Natürlich erwartete er sie. Olivia hatte erst ein paar Schritte in die laue Nacht gemacht, als er aus der Menge trat.
    »Ich habe dich vermisst, Livvie«, sagte er und streckte den Arm aus. »Wir werden uns sehen, nicht wahr?«
    Keine Bitte. Ein Befehl, der in freundliche Worte gepackt war. Olivia konnte nichts gegen das Frösteln oder das Zittern tun, die sie erfassten.
    Doch sie konnte sich behaupten. Sie konnte ihm von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten. Die Tage der gesenkten Blicke und der bloßen Hoffnung auf ein Entkommen waren lange vorbei. »Nun … nein, Gervaise«, entgegnete sie genauso liebenswürdig, »das werden wir nicht.«
    Und bevor er etwas erwidern konnte, lief sie die Stufen hinunter und in die Nacht hinaus.

Kapitel 2
    Samstag, 17. Juni, 1815
    Sie waren fort.
    Olivia stand im Foyer ihrer kleinen Pension und starrte auf den abgenutzten Handkoffer auf dem Boden vor ihren Füßen.

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