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Unvermeidlich

Unvermeidlich

Titel: Unvermeidlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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hat. Da war ich schon in sie verliebt, aber ich hätte mich nie gewagt, auch nur einen Schritt in diese Richtung zu machen. Ich wusste, dass sie glücklich war. Er war mein bester Freund und in dieser Konstellation hatte ich nichts zu suchen. Selbst nach dem Autounfall, bei dem er ums Leben gekommen ist, habe ich mich noch für mindestens 2 Jahre komplett zurückgehalten. Ich hatte Beziehungen mit anderen Frauen und habe immer versucht, deine Mutter aus dem Kopf zu bekommen.“
    So langsam bekommt die Geschichte einen vertrauten Touch.
    „Ich habe lange gebraucht, um deine Mutter davon zu überzeugen, dass es okay ist, sich neu zu verlieben. Es hat noch viel länger gedauert, bis sie ihre Gefühle für mich zulassen konnte. All das war verwirrend für sie. Sie hat sich schuldig gefühlt, als würde sie ihren verstorbenen Ehemann mit mir betrügen. Wir haben uns nie aus den Augen verloren und ich habe auch damals schon Jakob mit großgezogen. Das ist natürlich bei den Frauen, mit denen ich ausgegangen bin, nie besonders gut angekommen. Aber es hat mich nicht interessiert und das hat immer schnell zu einem Ende jedes Beziehungsanfangs geführt. Meine Gefühle habe ich lange für mich behalten, aber den Kontakt zu ihr komplett abzubrechen, dazu hatte ich keine Kraft.“
    „Papa …“, seufze ich und will gerade aufstehen, als er mir eine Hand auf den Unterarm legt.
    „Alexander war gestern bei uns. Er hat uns alles erzählt.“
    Ich glaube, mein gesamter Blutvorrat versucht sich in meinen Wangen anzusiedeln, nur um wenige Sekunden später in meine Magengegend zu rauschen. Mir ist schwindelig und übel.
    „Warum hat er das getan?“, schluchze ich und schlage mir erschrocken die Hand vor den Mund. Ich habe meine Emotionen überhaupt nicht mehr im Griff. Im letzten Moment schaffe ich es, die volle Kaffeetasse auf dem kleinen Beistelltisch neben dem Sessel abzustellen.
    „Weil er dich liebt.“ Mein Vater ist erstaunlich entspannt. Ich weiß nicht, ob das die Ruhe vor dem Sturm ist. Er greift in die Brusttasche seines Hemdes und reicht mir sein sauberes, frisch gebügeltes Stofftaschentuch. Doch als ich es nicht annehme, weil meine Finger furchtbar zittern, wischt er mir die Tränen ab. „Meinst du, ich bin blind? Ich sehe schon seit mindestens einem Jahr, dass Alex mehr als nur Annas Onkel ist. Ich habe das kommen sehen und ich wünschte, ich hätte früher etwas gesagt. Die ganze Geschichte war letztendlich unvermeidlich. Wärst du damals nicht so jung gewesen, wärst du vermutlich bei ihm gelandet und nicht bei Steffen hängengeblieben.“
    „Bist du nicht sauer?“, hickse ich. Fantastisch. Jetzt hab ich mir auch noch einen Schluckauf angeheult. Ich nehme das Taschentuch und wische mir die Nase ab.
    „Warum sollte ich sauer sein? Alexander hat mir erzählt, wo du dich da reingesteigert hast, aber so ganz verstehe ich es nicht. In welchem Leben hat Steffen verdient, dass du ihn in der ganzen Geschichte berücksichtigst? Es besteht keinerlei Verwandtschaft zu Alex, weder genetisch noch angeheiratet. Alles andere ist doch uninteressant. Dein geschiedener Bruder lebt glücklich in einer Dreierbeziehung und aus der Konstellation werde ich bald wieder Opa. Glaubst du ernsthaft, dass es mich da noch schocken könnte, dass du dich in den Bruder von Annas Vater verliebst? Deine Mutter und ich, wir wollen unsere Kinder nur glücklich sehen. Alles andere ist Nebensache.“
    Ich kann nicht anders, ich muss ihn umarmen. „Du bist der Beste, Papa“, nuschele ich an seinem kratzigen Hals. Anscheinend hatte er noch nicht mal Zeit, sich zu rasieren, was sehr untypisch für ihn ist.
    „Wann bist du eigentlich losgefahren, dass du jetzt schon hier bist? Hast du überhaupt geschlafen?“
    „Um 3 Uhr heute Nacht sind wir los, nachdem wir alles ausdiskutiert hatten. Also nein, ich habe noch nicht geschlafen.“
    „So dringend war es … Moment! Wir?“
    „Ja, wir. Ich und der junge Mann, der gerade am Strand sitzt und sicher auch einen Kaffee gebrauchen könnte.“
    „Alex ist hier?“, frage ich leise und versuche krampfhaft mein breites Grinsen in den Griff zu bekommen.
    „Du bist zwar ein schlaues Mädchen, aber manchmal bist du ganz schön schwer von Begriff. Na los, geh schon. Ich mache auf der Couch noch ein bisschen die Augen zu, bis Anna aufsteht.“
     
    Um diese frühe Uhrzeit ist er die einzige Menschenseele am Strand, aber ich hätte ihn auch so nicht verfehlt. Er sitzt direkt am Ufer und sieht den

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