Unwiderstehlich untot
haben!«
»Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich nicht Anspruch auf dich erhoben hätte?« In Mirceas Gesicht zeigte sich etwas, das dem Vampir-Äquivalent von vorsichtiger Zurückhaltung nahe kam. Na prächtig. Das lief so gut, wie ich erwartet hatte.
»Nein, das meine ich nicht.«
Ich legte eine Pause ein, sammelte meine Gedanken und suchte nach den richtigen Worten. »Ich habe es immer für einen Vorteil gehalten, nicht gebunden zu sein. Es erschien mir besser, anderen Personen nicht zu nahe zu kommen – um ihnen nicht zu schaden, sie nicht zu verletzen. Manchmal empfinde ich noch immer auf diese Weise. Ich bin mehr eine Zielscheibe als jemals zuvor, mehr ein Risiko für andere. Aber daran wird sich nichts mehr ändern, und ich kann nicht den Rest meines Lebens damit verbringen, vor allen wegzulaufen…«
»Dulceatjä«, sagte Mircea geduldig, »auch auf mich hat man es abgesehen, und dabei spielt es überhaupt keine Rolle, was du tust. Und ich versichere dir: Ich bin sehr wohl in der Lage, auf mich aufzupassen.«
Ich schüttelte den Kopf. »In dieser Hinsicht kann niemand sicher sein, jetzt nicht mehr. Fast hätte es Rafe erwischt. Wir haben Sal verloren…«
Mircea schloss die Augen, und etwas huschte durch sein Gesicht. »Wenn ich ihrem Wunsch entsprochen und die Verbindung gelöst hätte, wäre Tony nicht imstande gewesen, sie für seine Zwecke zu benutzen.«
»Er hätte jemand anders gefunden. Die Probleme innerhalb unseres Bündnisses machten uns verwundbar. Diese schwache Stelle nutzte er aus.«
»Trotzdem werde ich mich deshalb immer schuldig fühlen. Und auch wegen Nicus Tod.«
Ich schluckte. Damit versuchte ich selbst noch immer klarzukommen. Er war bei dem Versuch gestorben, mich zu schützen, und ich hatte ihn kaum gekannt. Bei unseren wenigen Gesprächen hatte ich ihn praktisch angepflaumt. Ich musste Mircea Recht geben: In Hinsicht auf Vampire gab es noch immer viele Dinge, die ich nicht verstand.
»Wenigstens ist mit Marco alles in Ordnung«, sagte ich und dachte an unsere letzte Begegnung. Er lag im Krankenhaus, während das Penthouse renoviert wurde. Für jemanden, der fast gepfählt worden war, hatte er erstaunlich fröhlich gewirkt. Das Holzstück hätte jeden Vampir unter dem Meisterstatus getötet, aber Sal war zum Glück nicht in der Lage gewesen, ihn auch noch zu köpfen. Marco würde sich erholen.
»Aber mir scheint, ich bin für eine Weile außer Gefecht gesetzt«, hatte er mir mitgeteilt und dann ein Geräusch von sich gegeben, das verdächtig nach einem Kichern geklungen hatte. Ich hatte ihn angestarrt – so glücklich hatte ich ihn nie zuvor gesehen.
»Ich bin in letzter Zeit zu beschäftigt gewesen«, sagte Mircea und beobachtete, wie Be Gehrenswert ein rosarotes Negligé von einer Ankleidepuppe zog, während ein tapferer Verkäufer versuchte, ihre Füße Größe achtundvierzig in Schuhe der Größe vierzig zu zwängen.
»Ich fürchte, das passt nicht«, ächzte der schwitzende Verkäufer.
»Wie oft ich das gehört habe! Wenn ich jedes Mal einen Cent dafür bekommen hätte…« Be quetschte ihre Füße in die Schuhe und legte gleichzeitig das Negligé zu den ausgewählten Sachen.
»Du hast getan, was du konntest«, sagte ich zu Mircea. »Mehr kann man von niemandem verlangen. Ich glaube… ich glaube, mir ist etwas Wichtiges klar geworden. Ich kann den Personen, an denen mir etwas liegt, keine Sicherheit gewähren, indem ich mich von ihnen distanziere. Sie sind trotzdem in Gefahr und werden es immer sein. Ich muss sie einfach jetzt lieben, solange ich kann. Denn wir haben nur das fetzt«
»Ich fürchte, da kann ich dir nicht ganz folgen, Dulceatjä«, sagte Mircea sanft. »Du möchtest engere Beziehungen, und doch weist du mich ab?«
»Vielleicht habe ich es nicht richtig ausgedrückt«, erwiderte ich hilflos. »Ich wollte auf Folgendes hinaus… Der Geis, unter dessen Wirkung wir standen, gab uns Gefühle füreinander. Aber es waren Gefühle, die wir sonst vielleicht nie gehabt hätten. Ich brauche Zeit, um herauszufinden, ob das, was ich fühle, auf etwas Dauerhafterem als einem außer Rand und Band geratenen Zauber basiert. Ich möchte dich kennenlernen. Und ich möchte dir Gelegenheit geben, mich kennenzulernen.«
»Du möchtest umworben werden?«
»Wenn du es so nennen willst. Ja, vielleicht möchte ich das.« Mircea wirkte nachdenklich, und fast hätte ich mich dazu hinreißen lassen, ihn nach der geheimnisvollen Brünetten zu fragen. Aber dann ließ ich den
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