Unwiderstehlich
anzufassen.
Wie lange war sie schon scharf auf ihn? Und wie lange hatte sie gewusst, dass sie nicht schwach werden durfte, weil dieser Mann die Verkörperung der verbotenen Frucht war? Sie wollte ihn von sich stoßen … und gleichzeitig an sich ziehen. Aber sie blieb stehen, und ließ sich nichts anmerken. Die Sekunden vergingen so langsam wie Stunden, aber schließlich hob er seine Augen, die so azurblau waren wie das Wasser im Schwimmbecken, und sah ihr ins Gesicht. Dieses unfassbar erotische Glühen in seinem Blick war immer noch da. „Ganz schön lange her“, sagte er.
Ganz schön lange her. Mit diesen vier Worten hatte er sie nun doch aus der Fassung gebracht. Mit diesen vier Worten hatte er ihren Schutzwall eingerissen. Wie konnte er sie nur, so kurz nachdem sie über ihren kranken Vater gesprochen hatte, mit dieser verdammten Erinnerung konfrontieren? Jedenfalls hatte er sie erwischt, in einem ihrer seltenen schwachen Momente. Sarah war gleichzeitig erregt und beschämt, kein schönes Gefühl. Sie hatten sich nicht mehr gesehen, seit sie beide Kinder waren – mit Ausnahme einer einzigen Nacht vor so vielen Jahren. Der Gedanke, dass er diese Nacht im Club jetzt gegen sie verwenden wollte, um die Oberhand zu behalten, passte ihr nicht. Ganz und gar nicht.
Sie biss kurz die Zähne zusammen, und als sie dann sprach, wählte sie ihre Worte bewusst aus. Die Methode, in jeder Situation die Kontrolle zu behalten, hatte sie schließlich im Gerichtssaal perfektioniert. Sie kam ihr auch sonst oft zugute.
„Lass mich bitte los.“ Sie lächelte. „Sonst rutschst du womöglich noch aus und fällst ins Wasser. Womit ich natürlich nicht das Geringste zu tun haben würde.“
Seine Lippen zuckten in der Andeutung eines Lächelns. Sein blondes Haar leuchtete, und seine blauen Augen blitzten boshaft. „Wenn du an unsere Kindheit zurückdenkst, solltest du doch wissen, dass ich niemals nachgebe.“
Ihre Kindheit! Er hatte über ihre gemeinsamen Kindertage gesprochen, nicht über die Nacht im Club. Erleichterung durchströmte sie – und weckte ihre durchs Jurastudium geschulte Kampfeslust. „Aber nur, weil ich dich damals nie zum Nachgeben gezwungen hätte. Das ist heute anders.“ Sie hob das Kinn. „Ich habe mich verändert.“
Er lachte leise, trat einen Schritt zurück und hob in einer scherzhaften „Ich ergebe mich“-Geste die Hände. „Wenn das nicht so wäre, dann hättest du auch nicht so viele Fälle gewonnen.“ Noch bevor sie die Tatsache verdauen konnte, dass er offenbar ihren juristischen Werdegang verfolgt hatte, fügte er hinzu: „Auch andere Dinge können sich ändern, Sarah. Familienfehden fangen irgendwie an – und irgendwann enden sie. Wir könnten den Stein gemeinsam ins Rollen bringen, zum Beispiel bei einer Tasse Kaffee.“
Oder im Bett. Sie verdrängte den schamlosen Gedanken und zischte wütend: „Spar dir das Süßholzraspeln!“
Sie war über das Ziel hinausgeschossen, bemerkte sie erschrocken. Sie legte damit ihre Karten offen, zeigte ihm, dass seine Worte ihr unter die Haut gegangen waren. Um sich weniger nackt zu fühlen, griff sie zu dem kleinen Handtuch, das am Beckenrand für sie bereitlag, und legte es sich um die Schultern. „Chocolate Delights steht nicht zum Verkauf.“
Seine Augen verengten sich fast unmerklich. „Du willst also die Firma übernehmen und versuchen, sie zu retten“, sagte er. „Das ist gut.“ Er lächelte. „Und du willst dich nicht mit mir auf einen Kaffee treffen, stimmt’s?“
„Auf keinen Fall.“
Er lächelte wieder. „Nicht mal dann, wenn ich verspreche, nicht übers Geschäft zu reden?“
„Nicht mal dann.“
„Ich habe schließlich schon die Firma von meinem Vater übernommen“, erklärte er. „Ich könnte dir also helfen.“
„Mir oder dir?“, fragte sie sarkastisch, zutiefst davon überzeugt, dass er ein Problem darstellte … Nein, mehr als das! Er war gefährlich, denn sie wollte so gern Ja sagen. Mit ihm Kaffee trinken. Mit ihm schlafen. Und so viel mehr!
„Wenn ich sage, dass es uns beiden hilft“, fragte er, „Reißt du mir dann den Kopf ab?“
„Wenn du das behauptest, dann würde ich denken, dass du noch andere egoistische Hintergedanken hättest. Und damit bleibt das Date mit einem Becher Ben & Jerry’s Eiscreme meine beste Option für heute Abend.“
Die lässige Bemerkung war ein gut gezielter Treffer, denn Ryan hatte bei Deluxe gerade eine neue Eiscreme-Linie auf den Markt gebracht, die unmittelbar
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