Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
Vom Netzwerk:
Wolfshunde – warteten in geordneten Reihen auf Einlegeböden hinter offenen Vitrinentüren. Andere standen unordentlich auf einer Arbeitsplatte in der Küche.
    Zitternd, blass und mit Tränen auf den Wangen nahm Janet Brockman zwei Hirtenhunde von der Arbeitsfläche und trug sie zum Tisch.
    Das Montiereisen wurde hoch in die Luft gehoben, senkte sich, während sie die Streuer auf den Tisch stellte, und verfehlte nur knapp ihre eilig zurückgezogenen Hände. Von der Stelle, an der das Werkzeug auftraf, sprühten erst Salz und Keramiksplitter, dann Pfeffer und scharfkantige Scherben.
    Auf das zweifache Krachen von Eisen auf Holz folgte Carls Befehl: »Die nächsten zwei.«
    Während sie das Geschehen aus dem dunklen Flur beobachtete, ahnte Amy Redwing, dass Janet diese Sammlung kostbar sein musste, das einzige Geordnete in ihrem ungeordneten Leben. In diesen kleinen Keramikhunden fand die Frau eine Art Hoffnung.
    Carl war das anscheinend auch klar. Er hatte die Absicht, sowohl die Figürchen als auch den verbliebenen Lebensmut seiner Frau zu zerschmettern.
    Das kleine Mädchen hatte neben dem Kühlschrank Zuflucht gesucht und drückte ein ramponiertes rosa Kaninchen
an sich, bei dem es sich auch um ein Hundespielzeug handeln mochte. Seine Augen, die wie Edelsteine funkelten, schienen auf eine Landschaft in ihrem Inneren gerichtet.
    Mit einer kleinen, aber klaren Stimme sang sie in einer Sprache, die Amy nicht erkannte. Die betörende Melodie klang keltisch.
    Jimmy, der Junge, hatte offenbar einen anderen Zufluchtsort gefunden.
    Da ihr bewusst war, dass ihr Mann ebenso gern ihre Finger zerschmettert hätte wie die Salz- und Pfefferstreuer, zuckte Janet bei dem Klang, mit dem das Eisen durch die Luft sauste, zurück. Sie ließ ein Pärchen Keramikdalmatiner auf den Tisch fallen.
    Als die Waffe ihr rechtes Handgelenk streifte, stieß sie einen Schrei aus und wich zurück, lehnte sich geduckt an den Ofen und hielt sich die Arme vor die Brust.
    Als das Werkzeug auf das Eichenholz krachte und sowohl Salz- als auch Pfefferstreuer verfehlte, packte Carl einen der Dalmatiner und warf ihn seiner Frau ins Gesicht. Das Figürchen prallte von ihrer Stirn ab, schlug gegen die Ofentür und fiel zersplittert auf den Fußboden.
    Amy betrat die Küche. Brian drängte sich an ihr vorbei und sagte: »Lassen Sie sie in Ruhe, Carl.«
    Der Kopf des Säufers drehte sich mit der Bedrohlichkeit eines Krokodils, und eine Grausamkeit wie aus uralter Zeit verlieh seinen Augen ihre Kälte.
    Amy hatte das Gefühl, dass in Brockmans Körper mehr als nur der Mann selbst lebte, ganz so, als hätte er einem nächtlichen Besucher die Tür geöffnet und sein Herz zu einer Löwengrube gemacht.
    »Ist das jetzt Ihre Frau?«, fragte Carl Brian. »Ist das Ihr Haus? Meine Theresa dort drüben – ist sie jetzt Ihre Tochter? «

    Das liebliche Lied des Mädchens erklang weiterhin. Seine Stimme so klar wie Luft und so eigentümlich wie seine Augen, aber geheimnisvoll in ihrer Klarheit und sanft in ihrer Fremdartigkeit.
    »Es ist Ihr Haus, Carl«, sagte Brian. »Alles hier gehört Ihnen. Weshalb also sollten Sie etwas davon zertrümmern?«
    Carl wollte etwas sagen, doch dann seufzte er nur matt.
    Die Flut abscheulicher Gefühle in ihm schien sich zurückzuziehen und ließ sein Gesicht so glatt zurück wie überspülten Sand.
    Ohne die Wut, die er bisher an den Tag gelegt hatte, sagte er: »Sehen Sie … so, wie die Dinge liegen … ist Zertrümmern die beste Lösung.«
    Brian ging einen Schritt auf den Tisch zu, der zwischen ihnen stand, und sagte: »So, wie die Dinge liegen? Helfen Sie mir zu verstehen, wie die Dinge liegen.«
    Die Augen unter den schweren Lidern wirkten schläfrig, doch es konnte gut sein, dass in dem reptilienhaften Verstand dahinter immense Berechnung unermüdlich zugange war.
    »Falsch«, sagte Carl. »Die Dinge liegen völlig falsch.«
    »Welche Dinge?«
    Seine Stimme klang merkwürdig stumpf in ihrer tiefen Melancholie. »Man wacht mitten in der Nacht auf, wenn es stockdunkel und still genug ist, um endlich mal nachzudenken, und dann kann man fühlen, wie falsch das alles ist und dass es sich auf keine Weise jemals in Ordnung bringen lässt. Auf keine Weise jemals.«
    Theresas Stimme, so klar und silbrig wie die Musik des Dudelsacks einer irischen Band, bewirkte, dass sich Amys Nackenhaare sträubten, denn die Worte des Mädchens, was auch immer sie bedeuteten, vermittelten ein Gefühl von Sehnsucht und Verlust.

    Brockman sah seine

Weitere Kostenlose Bücher