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Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Tochter an. Seine plötzlichen Tränen hätten dem Mädchen oder dem Lied gelten können. Oder ihm selbst.
    Vielleicht drückte sich in der Stimme des Kindes eine Vorahnung aus, aber es konnte auch sein, dass Amys Instinkte durch den Umgang mit so vielen Hunden geschärft waren. Plötzlich war sie sich sicher, dass Carls Zorn nicht nachgelassen hatte, sondern im Verborgenen zu einem gewalttätigen Ausbruch anschwoll.
    Sie wusste , dass das Eisen ohne jede Vorwarnung ausholen und das Gesicht der gebrochenen Frau treffen würde, um sie in zwei Teile und für alle Zeiten zu zerschlagen.
    Als sei Vorahnung etwas so Reales wie Lichtwellen, schien sie sich von Amy zu Brian fortzupflanzen. Während sie noch Luft holte, um zu schreien, setzte er sich bereits in Bewegung. Er hatte keine Zeit, den Tisch zu umrunden. Stattdessen kletterte er vom Fußboden über den Stuhl auf den Tisch.
    Eine Träne fiel auf die Hand, die das Eisen hielt, und die Finger spannten sich um die Waffe.
    Janets Augen wurden groß. Aber Carl hatte ihre Lebensgeister ertränkt. Sie stand einfach nur da, reglos, atemlos und wehrlos unter einer erdrückenden Verzweiflung.
    Während Brian einer Konfrontation entgegenstieg, begriff Amy, dass der Stahlknüppel nicht zwangsläufig die Frau treffen musste, sondern ebenso gut nach dem Kind geschleudert werden konnte, und sie näherte sich Theresa.
    Vom Tisch aus packte Brian die Waffe, als sie sich gerade zu einem Hieb auf Janet senkte, und stürzte sich auf Brockman. Beide gingen zu Boden und landeten in Glasscherben, Limonenscheiben und Tequilapfützen. Amy hatte die Haustür offen gelassen und vom anderen Ende des Hauses erscholl
eine Stimme. »Polizei.« Sie waren ohne Sirenen gekommen.
    »Hier hinten«, rief sie und zog Theresa an sich, während das Lied des Mädchens verklang und von einem Murmeln zu einem Flüstern in der Stille überging.
    Janet stand so starr da, als könnte der Schlag noch kommen, aber Brian erhob sich mit dem Montiereisen in der Hand.
    Geflochtene Ledergürtel quietschten, als zwei Polizisten, beide mit der Hand an der Pistole im Holster, die Küche betraten, kräftige Männer in höchster Alarmbereitschaft. Einer sagte zu Brian, er solle das Eisen aus der Hand legen, und Brian deponierte es auf dem Küchentisch.
    Carl Brockman zog sich mühsam auf die Füße. In seine blutende linke Hand war eine Scherbe Flaschenglas gedrückt. Sein tränenverschmiertes Gesicht war jetzt aschfahl und sein Mund vor Selbstmitleid weich geworden.
    »Hilf mir, Jan«, flehte er und streckte ihr seine blutige Hand hin. »Was soll ich denn jetzt tun? Hilf mir, Baby.«
    Sie machte einen Schritt auf ihn zu, blieb aber gleich wieder stehen. Sie warf einen Blick auf Amy und sah dann Theresa an.
    Mit dem Daumen hatte das Kind sein Lied in seinem Innern verkorkt und die Augen geschlossen. Sein Gesicht war die ganze Zeit über vollkommen ausdruckslos geblieben, als sei das kleine Mädchen taub für alle Androhungen von Gewalt und für das Krachen von Eisen auf Eichenholz.
    Den einzigen Hinweis darauf, dass sie auch nur den geringsten Realitätsbezug besaß, war die Heftigkeit, mit der sie sich an Amys Hand klammerte.
    »Er ist mein Ehemann«, sagte Janet zu den Polizisten. »Er hat mich geschlagen.« Sie hob eine Hand vor ihren Mund und ließ sie wieder sinken. »Mein Ehemann hat mich geschlagen.«

    »O Jan, bitte, tu das nicht.«
    »Er hat auch unseren kleinen Jungen geschlagen. Ihm die Nase blutig geschlagen. Unserem Jimmy.«
    Einer der Polizeibeamten nahm das Eisen vom Tisch, lehnte es außer Carls Reichweite in eine Ecke und wies ihn an, sich auf einen der Küchenstühle zu setzen.
    Es folgten Fragen und unzureichende Antworten und ganz allmählich stellte sich eine neue Form von Schrecken ein: die Erkenntnis eingebüßter Hoffnung und der bittere Preis nicht gehaltener Versprechen.
    Nachdem Amy der Polizei ihre Geschichte erzählt hatte und während die anderen noch ihre Versionen wiedergaben, führte sie Theresa auf der Suche nach dem Jungen aus der Küche und durch den Flur. Er hätte sich überall im Haus aufhalten können, aber es zog sie zu der offenen Haustür.
    Auf der Veranda roch es nach nachtblütigem Jasmin, der durch die weißen Latten eines Spaliers geflochten war. Vorher hatte sie diesen Duft nicht wahrgenommen.
    Die Brise war abgeflaut. In der Stille standen die Eukalyptusbäume da wie Trauergäste.
    Hinter dem dunklen Streifenwagen am Randstein schienen der Junge und der Hund mitten auf der

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