Urangst
Glut erzeugen, dass wir wegen unseres Beitrags zur globalen Erwärmung Ärger kriegen.«
Er warf einen Blick auf den Wagen. »Alle sehen zu.«
»Nach Carl können sie vielleicht genau das gebrauchen. Zu sehen, wie Leute sich küssen.«
Er küsste sie. Und sie machte ihre Sache wirklich gut.
»Sogar der Hund sieht zu«, sagte er.
»Nickie fragt sich sicher, wie viel ich dann wohl für dich bezahlt habe, nachdem ich für sie zweitausend hingeblättert habe.«
»Du darfst mir jederzeit ein Halsband anlegen.«
»Belassen wir es für den Moment bei Küssen.« Sie küsste ihn noch einmal, bevor sie zum Auto zurückkehrte.
Er sah ihr nach, als sie fortfuhr, und ging dann nach oben. Seine Wohnung war geräumig, mit Parkett aus Santos Mahagoni und buttergelben Wänden.
Die minimalistisch moderne Einrichtung und die dezente japanische Kunst vermittelten weniger den Eindruck einer Junggesellenbude, sondern erinnerten eher an die Klause eines Mönchs. Er hatte nur die Außenmauern und die tragenden Wände stehen lassen, zur Unterteilung neue Zwischenwände eingezogen und diese Räume eingerichtet, bevor er Amy begegnet war. Jetzt wollte er kein Junggeselle und auch kein Mönch mehr sein.
Er zog seine Kleider aus, die nach Tequila rochen, und stellte sich unter die Dusche. Vielleicht würde das heiße Wasser ihn schläfrig machen.
Da er anschließend immer noch so munter war wie eine Eule, zog er Jeans und ein Hawaiihemd an. Um zwei Uhr sechsundfünfzig fühlte er sich wach genug, um den neuen Tag in Angriff zu nehmen.
Mit einem Becher frisch gebrühtem Kaffee setzte er sich an den Computer in seinem Arbeitszimmer. Er hatte Arbeit zu erledigen, bevor der Schlafmangel seine Konzentration von den Rändern her schmelzen ließ.
Zwei E-Mails erwarteten ihn. Der Absender war Schweinehirte .
Vanessa. Seit über fünf Monaten hatte sie sich nicht mehr bei ihm gemeldet. Er hatte geglaubt, er würde nie mehr etwas von ihr hören.
Eine Zeit lang starrte er den Bildschirm an. Es widerstrebte ihm, ihr erneut einen Platz in seinem Leben einzuräumen. Wenn er ihre Nachrichten nicht las, nie mehr antwortete, würde er sie vielleicht mit der Zeit loswerden.
Gemeinsam mit ihr würde aber auch Hope für alle Zeiten verschwinden. Hope würde verloren sein. Der Preis dafür, Vanessa aus seinem Leben auszusperren, war zu hoch.
Er öffnete die erste E-Mail.
Piggy wünscht sich einen Welpen. Hast du so was Blödes schon mal gehört? Wie kann ein Ferkel für einen Welpen sorgen, wenn der Welpe gescheiter ist? Mir sind schon Zimmerpflanzen begegnet, die klüger waren als Piggy.
Brian schloss die Augen. Zu spät. Er hatte sich ihr geöffnet, und jetzt war sie auch in den beleuchteten Räumen seines Innern wieder lebendig, nicht nur in den dunklen Winkeln der Erinnerung.
Wie geht es dir, Bry? Hast du schon Krebs? Du wirst nächste Woche erst vierunddreißig, aber ständig sterben Menschen jung an Krebs. Es besteht also berechtigte Hoffnung.
Nachdem er ihre Nachricht ausgedruckt hatte, speicherte er die E-Mail unter Vanessa ab.
Um zu vermeiden, dass der Kaffee aus dem Becher schwappte, hielt er ihn mit beiden Händen. Er schmeckte zwar, aber jetzt war Kaffee nicht mehr das, was er brauchte.
Aus dem Sideboard im Esszimmer holte er eine Flasche Cognac. Er nahm sie mit ins Arbeitszimmer und goss einen großzügigen Schuss Rémy Martin in seinen Kaffeebecher.
Er trank normalerweise kaum etwas. Den Cognac hielt er für Besucher bereit. Heute Nacht hatte sich ein unwillkommener Gast eingestellt, der nur im Geiste anwesend war.
Eine Zeit lang schlenderte er durch die Wohnung, trank den Kaffee und wartete darauf, dass der Cognac seiner Nervosität die Spitze nahm.
Amy hatte Recht: Carl Brockman war harmlos. Der Säufer stank zwar nach Tequila, aber Vanessa roch sogar aus der Ferne nach Schwefel.
Als Brian sich dazu in der Lage fühlte, kehrte er an seinen Computer zurück und öffnete die zweite E-Mail.
He, Bry, habe ganz vergessen, dir was Komisches zu berichten.
Ohne weiterzulesen drückte er auf die Taste DRUCKEN und legte die E-Mail dann unter Vanessa ab.
In der Wohnung wuchs die Stille. Kein Laut stieg vom Büro darunter oder aus den dunklen Tiefen der Straße auf.
Er schloss die Augen. Aber nur echte Blindheit würde ihn von der Verpflichtung entbinden, den Ausdruck zu lesen.
Im Juli hat das Ferkelchen den ganzen Tag lang Sandburgen auf dem kleinen Strand gebaut, den wir seit unserem Umzug haben, und sich dabei einen
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