Urgum der Barbar
werde ich seekrank«, erklärte Hunjah, »darum habe ich nicht die Erlaubnis, etwas anderes zu machen als das hier.«
Urgum war so vollkommen sprachlos im Angesicht von Hunjahs Erbärmlichkeit, dass er für einen Moment völlig vergaß, was er eigentlich gerade tun sollte, und das war der Moment, als Herr Oberwindler (der letzte, hochgewachsene und dreckigste Neuzugang der Steuerabteilung) seine Chance nutzte. Bis zu diesem Augenblick hatte der schlaksige Bandit seinen Kopf unten gehalten und ihn hinter dem Hals seines Pferdes verborgen, damit Urgum ihn nicht an seinem rotzfarbenen Haar erkennen konnte, aber als er sah, dass der Barbar abgelenkt war, setzte er sich auf und zog einen langen, gezackten Säbel. Er trieb sein Pferd auf die Hinterbeine und direkt hinter Urgum, streckte seine Arme aus und umklammerte mit beiden Händen seine Waffe.
»Darauf habe ich lange Zeit gewartet«, kreischte der Oberwindler, aber als er die Klinge auf Urgums Hals zusausen ließ, tauchte ein Pfeil mit orangen Federn auf und bohrte sich in seine Augenhöhle. Der Windler taumelte auf den Boden und war tot, ehe er schreien konnte, aber er hatte den Schaden bereits angerichtet. Blut sprudelte wie aus einer Quelle hervor und ließ vermuten, dass der Barbar letztlich doch noch eine schwere Verletzung erlitten hatte. Urgum wusste sofort, dass es ernst war, und er wusste auch, wessen Schuld das war.
»Hunjah, du kleine Warze!« Er presste die Hand gegen die sprudelnde Wunde. »Das ist deine Schuld, weil du mich abgelenkt hast!«
»Gib mir nicht die Schuld«, sagte Hunjah. »Du bist es doch, der wissen wollte, was ich hier mache. Wie dem auch sei, nachdem ich mich erst mal als Aktenableger qualifiziert hatte...«
Urgum hielt es nicht länger aus. Eine Hand presste er immer noch gegen seinen Hals, mit der anderen fasste er nach unten, schnappte sich Hunjahs Kopf und hob ihn von dessen Schultern, hielt ihn sich vors Gesicht und brüllte:
»HUNJAH, WIRST DU WOHL ENDLICH STILL SEIN??!«
»Es gibt gar keinen Grund, sich so aufzuführen.« Hunjah schniefte. »Immerhin hast du selbst gefragt...«
Plötzlich hörten die Schläge und Schnitte um sie herum auf, als die Steuerarmee begriff, dass Urgum sich mit einem abgetrennten Kopf unterhielt, der auch noch antwortete.
bettelte Urgum, der sich auf sein Pferd niedersinken ließ, als die Welt um ihn herum anfing, sich zu drehen.
»Jetzt hast du’s geschafft, dass uns alle anstarren«, sagte Hunjahs Kopf.
»Schon gut, ich bin still, wenn du mir meinen Kopf zurückgibst«, sagte Hunjah. »Siehst du, ich wollte nicht, dass jemand davon weiß, für den Fall dass ich den Fitness-Test nicht bestehe.«
schrie Urgum und ließ den Kopf auf den Boden fallen. Als Hunjahs Körper sich daraufhin fallen ließ und danach tastete, wichen alle vor ihm zurück. Pferde, Reiter, Soldaten, Kanonen, Bogenschützen - die ganze Umgebung geriet in helle Panik, als die gesamte Steuerarmee gleichzeitig vor Entsetzen über die eigenen Füße stolperte, sich Soldaten gegenseitig niedertrampelten und verzweifelt versuchten zu entkommen. Herr Hunjah von der Abteilung für Verzichtbare Zugewinne rannte hinter ihnen her und versuchte dabei, seinen Kopf auf den Schultern zu behalten.
Bald war nur noch Urgum übrig, der auf seinem Pferd saß, mit einer Hand seinen Hals umklammerte und mit der anderen wie verrückt die Axt über seinem Kopf kreisen ließ. Er konnte nicht sehen, dass er ganz alleine war, weil das Blut sein Gesicht verklebte.
dich krieg ich!«, schrie er. »Zeig, was du kannst!«
Das Pferd grunzte gelangweilt und blickte zu Mungoid, Olk, Molly und der Dechseid, die neben Divina stand. Ihnen allen stand der Mund vor ungläubigem Staunen weit offen.
Ihr Kinderberauber! Ihr weichlichen Rotzköpfe! Wo seid ihr? Die einzige Möglichkeit, wie ihr mich umbringen könnt, ist, wenn ich vor Langeweile sterbe, während ich auf euch warte.«
Das Pferd seufzte, dann entdeckte es einen netten Klumpen unblutiges Gras genau in Reichweite seiner Zähne. Warum nicht? , dachte das Pferd und bückte sich, um ihn zu fressen. Immerhin wusste es ja, dass es Stunden dauern konnte, wenn Urgum in dieser Stimmung war.
»Was ist los mit ihm?«, fragte Molly Mungoid.
»Er ist zum Berserker geworden«, sagte Mungoid. »Und es ist schlimm. Bleib besser weg von ihm.«
»Aber wie lange wird das dauern?«, fragte Molly.
»Bis es aufhört«, sagte Mungoid.
»Ich will, dass es jetzt aufhört!« Molly riss sich aus der Gruppe los
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