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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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blankes Entsetzen. »Wie kommst du denn da drauf?«
    »Der macht sich an deinen Vater ran. Und wie der dich immer angeguckt hat.«
    »Das ist mir auch aufgefallen.« Kalli nickte eifrig. »Soll ich mal Erkundigungen einziehen?«
    »Untersteh dich.« Ich kam immer mehr zu der Überzeugung, dass mir der Umgang mit zu vielen über 70-Jährigen nicht gut tat. »Dorothea, sag du mal was.«
    »Na ja, er ist zwar zu klein, zu dünn, zu rothaarig und trägt fürchterliche Klamotten, aber er hat bestimmt einen guten Kern. Und wenn er sich schon so gut mit Heinz versteht, kann das doch der Anfang einer wunderbaren Geschichte sein.« Sie machte dabei ein so unschuldiges Gesicht, dass Kalli darauf reinfiel.
    »Aber er ist nicht richtig gut erzogen. Setzt sich einfach dazu und gibt nicht einmal die Hand. Das gehört sich nicht. Und ein bisschen wichtigtuerisch fand ich ihn auch.«
    Dorothea lachte. »Keine Angst, Kalli, GvM ist nicht Christines Beuteschema. Das wird er schon noch merken, sei unbesorgt.«
    Kalli zuckte zusammen. »Beuteschema? Also wie ihr manchmal redet. Egal, Christine, wenn der dir nachstellt oder sonst Schwierigkeiten macht, sagst du mir Bescheid. Heinz ist ja so unkritisch, wenn es um den HSV geht. Und jetzt male ich noch den Rest dieser Wand, dann ist auch gleich Feierabend.«
    Jürgen Markus sang ›Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben‹, Kalli und Onno warfen mir einen vorsichtigen Blick zu, trauten sich aber nicht. Also stimmten nur Nils und ich mit ein, wir kannten den gesamten Text. Dorothea war beeindruckt von unserem herzergreifenden Duett und sah Nils mit verliebten Augen an. Ich sang für Johann Thiess.
    Später, nach dem Duschen, saß ich auf dem Badewannenrand und reinigte meine Farbfinger mit Terpentin, während Dorothea sich schminkte. Sie hustete und ließ die Wimperntusche sinken.
    »Meine Güte, was stinkt das. Wieso hast du überhaupt überall Farbe?«
    Ich rubbelte mit dem Lappen über meinen Unterarm. »Keine Ahnung. Ich sehe nach dem Streichen immer aus wie ein Schwein. Deshalb hasse ich es ja auch.«
    »Bedank dich bei deinem Vater. Stell dir vor, du triffst heute Abend die Liebe deines Lebens und riechst nach Terpentin. Dann war’s das.«
    »Danke, du baust mich immer so auf. So, fertig, das ist doch so gut wie sauber.« Ich musterte meine Hände und Arme und schraubte die Flasche zu.
    »Da sind doch noch überall Flecken.«
    »Die gehen nicht ab. Dafür ist meine Wade jetzt kugelschreiberfrei. Man kann nicht alles haben.«
    Vom Flur her kam ein Geräusch, ich erkannte mein Handy, das dreimal lang piepte und vor sich hin vibrierte. SMS.Ich sprang auf, Dorothea lächelte.
    »Und du riechst doch nach Terpentin.«
    »Vielleicht ist es ja nur Ines.«
    Sie war es nicht. »Bin ab 21.00Uhr im ›Surfcafé‹ am Nordstrand. Würde gern mit dir Rotwein trinken und aufs Meer sehen, hoffentlich bis später, Gruß, Johann«
    »So dümmlich, wie du grinst, war die nicht von Ines.«
    Dorothea ging an mir vorbei in ihr Zimmer.
    »Nein, Johann Thiess will sich um neun mit mir treffen. Im ›Surfcafé‹. Wie kriege ich das denn mit Heinz auf die Reihe?«
    Dorotheas Stimme klang hohl, sie sprach in den Kleiderschrank.
    »Ich könnte ihn betrunken machen. Oder, noch besser, ich gebe Frau Weidemann-Zapek und Frau Klüppersberg einen heißen Tipp. Dass er heute Abend willig und gefügig ist.«
    Ich war skeptisch. Dann fiel mir noch etwas ein. »Was soll ich denn anziehen?«
    Dorothea reichte mir einen kurzen geblümten Rock.
    »Den hier. Und dazu ein weißes T-Shirt.«
    Ich zog beides an, Dorothea nickte beifällig, ich schminkte mich sorgfältig und nahm doppelt soviel Parfüm als sonst.
    Dorothea spuckte mir dreimal über die Schulter.
    »Toi, Toi, Toi.«
    Ich fand es etwas übertrieben, schließlich war ich lediglich mit einem von Marleens Pensionsgästen zum Rotwein verabredet. Es fühlte sich trotzdem gut an.
    Ich hatte eine SMS zurückgeschickt: »Versuche zu kommen, Grüsse C.« Die Antwort kam in dem Moment, als Dorothea und ich an den Tisch in der »Milchbar« traten, an dem Kalli, Onno, mein Vater und leider schon wieder Gisbert von Meyer saßen. Letzterer war gerade aufgesprungen.
    »Heinz, da ist deine Tochter. Christine, ich habe dir den Platz neben mir frei gehalten.«
    Ich fragte mich, ob mein Vater mich bereits an ihn verschachert hatte, dass ihm das fröhliche Du so flott über die Lippen kam. Aber ich bin gut erzogen.
    »Ich danke Ihnen, ich sitze aber lieber mit dem Rücken zum

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