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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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etwas zu. Er nickte und beugte sich vor.
    »Sagen Sie mal, Herr von Meyer, wo haben Sie eigentlich so gut schreiben gelernt? Wir haben uns bei Ihrer Kolumne über die Tagesgäste wirklich köstlich amüsiert.«
    Mein Vater und GvM sahen den langhaarigen Hippie erstaunt an. Nils lächelte aufmunternd.
    »Mein Vater liest immer Ihre Artikel, jeden Tag.«
    Gisbert lehnte sich geschmeichelt zurück.
    »Ja, wie ich immer sage, Kunst ist auch Handwerk. Also, ich bin 1968 in Emden eingeschult worden, danach…«
    Dorothea zog mich am Ärmel und sagte leise: »Komm doch mal mit.«
    Ich warf einen Blick auf meinen Vater, der interessiert dem detaillierten Lebenslauf des Norderneyer Starkolumnisten folgte, während Onno und Kalli sich übers Dorschangeln unterhielten. Ich folgte Dorothea nach draußen.
    »Pass auf. Du gehst jetzt aufs Klo und zählst bis 50.Wenn du rauskommst, sei bitte blass und leidend, den Rest mache ich.«
    Sie ließ mich stehen. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihr zu vertrauen, es war kurz vor neun.
    Als ich mit elendem Gesichtsausdruck von der Toilette kam, stand mein Vater vor der Tür. Er legte mit besorgter Miene seinen Arm um meine Schulter.
    »Geht es dir so schlecht? Kann ich irgendetwas für dich tun? Ach, ich weiß, das ist eine blöde Frage. Als ob ich, als Vater und Mann, Ahnung von euren Frauenleiden hätte. Soll Dorothea dich vielleicht nach Hause bringen? Oder Gesa? Die wissen doch wenigstens, was zu tun ist. Haben wir überhaupt eine Wärmflasche in der Pension? Deine Mutter hat früher immer Wärmflaschen genommen. Das hilft, hat sie gesagt. Also, ich…«
    »Heinz.«
    Dorothea war zu uns getreten und unterbrach ihn. Ich hatte versucht, herauszufinden, an was ich überhaupt litt. Seine Besorgnis klang mindestens nach Fehlgeburt.
    »Heinz, Nils und ich bringen sie. Gehe ruhig wieder zu den anderen.«
    »Musst du Nils da mit reinziehen? Ihr könnt ja sagen, sie hätte Kopfschmerzen. Also, Kind, dann leg dich hin. Ich kann dir sowieso nicht helfen, wenn was ist, rufst du an, ja?«
    Er küsste mich mit großer Geste auf die Stirn. »Mach’s gut, Kind.«
    Dorothea schob mich zum Ausgang. Sie sah mich triumphierend an. »Wenn das mal nicht gut geplant war.«
    »Was habe ich eigentlich?«
    »Ganz schwere Menstruationsbeschwerden. Und das ist dir peinlich, weil du GvM doch erst kennengelernt hast, du möchtest über so etwas noch nicht mit ihm sprechen. Das hat Heinz gut verstanden. Da kommt Nils.«
    »Na, Christine, kannst du überhaupt noch stehen?« Er guckte mich mitleidig an. »Unser Schreiberling ist mittlerweile bei seiner Abiturprüfung, er hat gar nicht mitbekommen, dass ich aufgestanden bin. Hauen wir ab?«
    Es war neun Uhr. Ich musterte meine Komplizen.
    »Ihr kommt doch wohl nicht mit?«
    »Natürlich nicht.« Dorothea schlang ihren Arm um Nils Hüfte. »Wir gehen ganz romantisch an den Strand. Vielleicht treffen wir uns später ja noch.« Sie sagte es mit einem lasziven Lächeln. »So, und jetzt lauf los, du kommst sowieso schon zu spät.«
    Ich holte tief Luft und machte mich auf den Weg.
     

Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben
    – Jürgen Marcus –
    Ich hatte Seitenstiche, als ich vor dem »Surfcafé« eintraf. Ich blieb kurz stehen, um Luft zu holen und an meinem Unterarm zu schnüffeln. Leichter Terpentinduft, dafür war meine Atmung wieder flacher, meinen Herzschlag bekam ich nicht so schnell unter Kontrolle. Ich ließ meine Blicke über die Terrasse des Lokals wandern. Plötzlich entdeckte ich ihn. Normalerweise hasste ich die Farbe Rosa. Johann Thiess trug Jeans und ein rosa Hemd, er saß am dritten Tisch von links und sah einfach göttlich aus.
    Meine Kniescheiben hatten sich aufgelöst, ich ging wacklig auf seinen Tisch zu.
    »Hallo, tut mir leid, ich habe es nicht früher geschafft.«
    Stimmbänder hatte ich auch nicht mehr. Johann stand langsam auf, griff nach meinem Ellenbogen, beugte sich vor und küsste mich auf die Wange.
    »Schön, dass du jetzt da bist.«
    Ich ließ mich auf den gegenüberliegenden Stuhl fallen und konnte kaum fassen, dass es tatsächlich geklappt hatte. Christine Schmidt saß auf Norderney am Strand, eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang, mit dem besten Mann, den sie in den letzten zwanzig Jahren gesehen hatte, sah man einmal von Kino und Fernsehen ab. Und dieser Mann sah sie mit rehbraunen Augen an und sagte mit einer Stimme, die vor Erotik nur so vibrierte:
    »Rotwein?«
    Ich nickte, reden konnte ich nicht, vielleicht sollte ich mich

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