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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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heraufbeschworen? Ich erhob mich langsam und drückte meine Hände ins Kreuz, diese gebückte Haltung war nichts für Frauen meines Alters, erst recht nicht nach einer solch kurzen Nacht.
    Onno sah mich an. »Sag mal, was ist denn mit Essen?«
    »Hast du Hunger?«
    »Na sicher, es ist schon lange Mittag vorbei. Müssen wir warten, bis Kalli und Heinz wiederkommen?« Er stand unschlüssig neben dem Tresen. »Die Reihe hier habe ich fertig, für die andere habe ich zu viel Hunger.«
    Carsten wischte sich mit seinem Taschentuch die Stirn ab. »Ich bekomme Kopfschmerzen, wenn ich nichts esse. Und ich habe einen Durst, das kann ich gar nicht beschreiben.«
    »Ich gehe mal gucken, ob sie schon da sind. Ihr könnt auch gleich mitkommen.«
    Der Platz, auf dem Marleens Auto sonst stand, war leer. Dafür stand Gisberts Moped neben der Hintertür. Er selber saß am Küchentisch und redete auf Marleen ein, die dabei den Tisch deckte.
    »Und dann hat er sich kurz umgesehen und ist im Eingang zur ›Georgshöhe‹ verschwunden, er hat wohl gedacht, dass er mich abgeschüttelt hat, aber nichts da. Wenn Gisbert von Meyer einen Job übernimmt, dann macht er ihn anständig. Da kann sich der Typ warm anziehen. Jedenfalls…«
    »Mahlzeit.« Onno blieb unbeeindruckt und setzte sich. »Was gibt es denn?«
    »Der Heiratsschwindler ist in der ›Georgshöhe‹ auf der Pirsch.« Gisberts Fistelstimme überschlug sich.
    »Ich meine, was es zu essen gibt.«
    »Frikadellen.« Marleen stellte Gläser auf den Tisch. Gisbert sah sie fassungslos an und packte Onno am Arm. »Hörst du? Der Heiratsschwindler!«
    »Ja, ja.« Onno schaute sich um. »Mit Kartoffelsalat?«
    Marleen stellte eine Schüssel auf den Tisch. »Na klar. Hier bitte. Ihr könnt auch schon anfangen. Kalli hat gerade angerufen, Hubert hat Heinz und Kalli zum Essen eingeladen, als Dank für den Abholservice.«
    Ich verschluckte mich, hoffentlich war das kein Ablenkungsmanöver für ein ruiniertes Ohr.
    Gisbert schnappte nach Luft. »Hört mir denn niemand zu? Der Heiratsschwindler ist wieder da, ich ertappe ihn fast in flagranti und ihr redet von Frikadellen?«
    »Wobei hast du ihn denn ertappt?«, fragte ich.
    »Er ist in das Hotel gegangen, um sich sein nächstes Opfer zu suchen.«
    »Hat er dir das erzählt?«
    »Christine. Wieso nehmt ihr das alle so leicht? Es ist Gefahr in Verzug. Onno, sag du mal was. Oder Sie, Carsten.«
    Carsten deutete bedauernd auf seinen vollen Mund.
    »Marleen, hast du Ketchup? Wozu soll ich was sagen?« Onno sah Gisbert freundlich an.
    Der Inselreporter atmete mittlerweile so hektisch, dass sein Gesicht ganz rot wurde. Ich beobachtete die Verfärbung und dachte an Johanns Gesicht, das so rührend aussah, wenn er schlief. Ich bekam ein zärtliches Gefühl und ein schlechtes Gewissen, dass ich den anderen noch nicht gesagt hatte, dass Johann nichts, aber auch gar nichts mit dem gesuchten Heiratsschwindler aus Emden zu tun hatte. Fast tat mir der aufgeregte Gisbert von Meyer leid.
    »Gisbert«, ich schob ihm ein Glas Wasser hin, »du musst dich nicht so aufregen. Ich weiß ja nicht, wen du in der ›Georgshöhe‹ observiert hast, aber sieh mal, es gibt doch auch die Polizei, die sich darum kümmern kann, da musst du dir doch…«
    Er hatte seine Atmung wieder unter Kontrolle. »Wen ich observiert habe? Na, diesen Gast hier, diesen Thiess, diesen Johann Thiess, der angeblich aus Bremen kommt, der alles fotografiert, der dich und Mechthild und Hannelore und wer weiß, wen noch, angequatscht hat und der…«
    »Gisbert.« Marleen legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ganz ruhig, Gisbert. Kann es nicht sein, dass ihr euch irrt? Ich glaube nämlich, dass Herr Thiess ganz harmlos ist, dass da nur ein paar Missverständnisse vorliegen.«
    Ich warf ihr einen dankbaren Blick zu und erschrak, als GvM plötzlich auf den Tisch schlug.
    »Er hat euch schon eingelullt, ich fasse es einfach nicht! Das ist der Beweis. Er wickelt euch Frauen um den Finger, genau das ist doch seine Masche. Und ihr fallt alle um.«
    In seinem Gesicht spiegelte sich die nackte Verzweiflung.
    Ich versuchte, ernst zu bleiben, und blickte in die Runde. Sekundenlang herrschte Stille. Dann räusperte sich Onno.
    »Sag mal, Gisbert?«
    »Ja?«
    »Wenn du deine Frikadelle nicht isst, kann ich die dann haben?«
    Langsam stand Gisbert auf und nahm seine Jacke von der Stuhllehne. Während er seinen Stuhl an den Tisch schob, schaute er uns an.
    »Wenn ihr es nicht wissen wollt, bitte. Ich kann nur

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