Urlaub mit Papa
hoffen, dass es kein Heulen und Zähneklappern gibt, wenn dieses Subjekt euch mit gebrochenen Herzen und geplünderten Konten sitzenlässt. Ich habe euch gewarnt. Wenn Heinz und Kalli zurückkommen, sagt ihnen, Plan B, Standort G, sie wissen dann schon Bescheid. Mahlzeit.«
Er ließ die Tür laut hinter sich zufallen, Onno zuckte zusammen und schluckte.
»Meine Güte. Der ist aber auch immer aufgeregt. Und wem hat er jetzt das Herz gebrochen?«
Marleen und ich sahen uns an und schoben ihm unsere Frikadellen zu. Onno lächelte.
Onno, Carsten und ich gingen nach dem Essen zurück in die Kneipe. Weder mein Vater noch Kalli waren bislang wieder aufgetaucht. Marleen hatte sich in ihr Büro zurückgezogen, um die Ankunft der Möbel für den nächsten Tag zu organisieren, Onno stellte das Radio an und Carsten schob sich zu den Klängen von Gitte Haenning, die einen Cowboy als Mann wollte, die Leiter zurecht. Ich nahm mir vor, in den nächsten zwei Jahren keinen einzigen deutschen Schlager mehr zu hören, und bekam Sehnsucht nach Johann. Mit dem Rücken zu den beiden Männern tippte ich eine SMS: »Wo bist du gerade? Sehnsüchtige Küsse, C.«
Während ich auf die Antwort wartete, begann ich, die Fenster zu putzen. Nach dem dritten Fenster hörte ich im Hof ein Auto, kurz darauf klappende Türen und dann das Lachen meines Vaters. So lachte niemand, der einem andern gerade ein Ohr abgebissen hatte. Ich fühlte mich doch ein wenig erleichtert.
Die Tür ging auf und ein hochgewachsener Mann folgte meinem Vater und Kalli in den Raum.
»Da sind wir wieder.« Mein Vater blieb am Tresen stehen. »Onno, steig mal von der Leiter, Carsten, Christine, darf ich euch den Fünften im Bunde vorstellen? Das ist Hubert, feiner Kerl, er ist übrigens Hobbyornithologe. Er hat handwerkliches Geschick und trinkt auch Weizenbier. Hubert, das ist Carsten, der Vater vom Innenarchitekten hier. Und das da ist meine Tochter Christine, sie sieht sonst besser aus, hat aber heute was mit den Augen.«
Hubert kam mit ausgestrecktem Arm auf mich zu und deutete eine Verbeugung an, während er meine Hand schüttelte.
»Sehr angenehm, Christine. Sie haben auch heute schöne Augen.«
Das »Na, na« meines Vaters ließ mein erfreutes Lächeln etwas dünner ausfallen. Ich fand Hubert äußerst charmant, er würde eine echte Konkurrenz für den berühmten Inselführer werden. Was wohl zwei Geschäftsfrauen aus Münster-Hiltrup über ihn denken würden? Hubert begrüßte Carsten und Onno und sah sich dann um.
»Es ist ja schon alles fertig.«
Seine Stimme klang ein bisschen enttäuscht. »Was kann ich denn noch machen?«
»Urlaub.« Marleen war gekommen, in der Hand einen Korb mit Thermoskannen und Tassen, den sie auf einen Tisch stellte.
»Hallo, Hubert, schön, dass du da bist.« Sie umarmte den Liebsten ihrer Tante und trat dann einen Schritt zurück. »Du siehst ja immer jünger aus, Theda und das dauernde Verreisen scheinen dir gut zu tun.«
Hubert strich sich geschmeichelt über die Haare und lächelte verlegen.
»Man tut, was man kann. Aber sag mal, hier gibt es ja gar nichts mehr zu tun. Ich habe Theda versprochen, dass ich dir helfe.«
»Wir sind auch noch nicht fertig. Es muss noch alles geputzt werden, die Steckdosen fehlen noch…«
»Alles mit Strom mache ich.« Onno kämpfte um seinen Arbeitsplatz. »Dass das klar ist.«
Beschwichtigend hob Hubert die Hände. »Von Elektrik verstehe ich nichts. Wieso hängen diese Planen an den Wänden?«
Mein Vater hob eine Plane ein paar Zentimeter an. »Die schützen Dorotheas Wandgemälde.« Er nickte stolz. »Das sind nämlich Kunstwerke, die müssen beschützt werden.«
»Geschützt.« Ich verbesserte ihn automatisch und kassierte dafür einen tadelnden Blick.
»So wie du mit Farbe umgehst, beschützt.«
Carsten wippte auf den Fußspitzen und sagte: »Die Künstlerin ist die Freundin von meinem Sohn.«
»Jetzt hör aber auf.« Mein Vater ließ die Plane wieder fallen. »Wir haben sie mitgebracht. Das wollen wir erst mal sehen, ob das mit Nils wirklich was wird.«
Hubert blickte verständnislos zwischen beiden hin und her und wurde von Marleen zum Tisch geschoben.
»Wie auch immer«, sagte sie, »du wirst Dorothea und Nils nachher kennenlernen. Jetzt trinken wir Kaffee und dabei erzähle ich dir, was noch alles zu tun ist.«
»Für Hubert ist nicht viel zu tun.« Mein Vater suchte die Kanne ohne Koffein. »Du wirst einen ehemaligen Fabrikanten ja wohl nicht putzen lassen.«
»Warum
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