Urlaub mit Papa
Gesellschaft leisten wollten.«
»Und dann?«
»Dann hat Lena gefragt, ob sie nicht gucken können, und Emily hat gesagt, hier sei besetzt. Und dass sie sich verkrümeln sollen.«
»Emily!«
»Wieso?« Mein Vater strich Lena eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Es hätte auch schlimmere Wörter gegeben. Verkrümeln geht doch noch. Aber jetzt, Mädels, muss ich los. Wir haben nur noch zwei Tage Zeit bis zur Eröffnung.«
Er stand auf, die Zwillinge lösten sich nur zögernd vom Tisch, Anna Berg winkte sie zu sich.
»Lena, Emily, jetzt lasst ihn gehen, wir wollen doch gleich Fahrräder mieten.«
»Ja. Tschüss, Heinz, bis bald.«
Sie gingen zurück zu ihren Eltern, ich folgte meinem Vater aus dem Frühstücksraum. Noch bevor wir die Tür erreicht hatten, schlug das andere Damenteam zu. Hannelore war aufgesprungen und hatte uns den Weg abgeschnitten. Plötzlich stand sie vor uns, ein gelber Angorafaden wehte vor ihrem Mund. »Moment, Heinz. Wir müssen mit dir reden.«
Fasziniert verfolgten wir die sanften Bewegungen des gelben Fadens. Mein Vater kniff die Augen kurz zu. »Natürlich, nur leider muss ich jetzt zum Dienst.«
»Der Heiratsschwindler ist wieder aufgetaucht.«
Ich zuckte zusammen, mein Vater bemerkte es und drückte beruhigend meinen Arm.
»Hannelore, ich denke, unser Freund Gisbert hat das vollkommen im Griff. Wir sollten uns erst einschalten, wenn die Situation für uns, also für Christine oder euch oder Marleen, gefährlich wird.« Er wandte sich zu mir. »Ich habe ihn noch nicht wieder gesehen. Du musst dir keine Sorgen machen.«
Ich sandte ein Stoßgebet zum Himmel, damit Johann sich an meine Bitte hielt, nicht vor 9Uhr zum Frühstück zu erscheinen, auch wenn Leidenschaft hungrig macht. Mechthild stand inzwischen neben Hannelore. Sie sah ihre Freundin ärgerlich an, die enttäuscht ob der verhaltenen Reaktion ihres Retters schwieg. Mechthild war nicht so schnell zu beruhigen.
»Was heißt, wenn es gefährlich wird? Es ist bereits gefährlich, dieser Filou hat mich gestern Abend angesprochen.«
»Wer?«, fragte mein Vater alarmiert.
»Na, der Heiratsschwindler. Dieser Herr Thiess.«
Ich dachte an den gestrigen Abend. Es konnte gar nicht sein. Er hätte mir bestimmt von einem Zusammentreffen mit den Walküren erzählt. Entweder log Mechthild oder sie hielt jemand anderen für Johann Thiess.
Mein Vater wirkte aufgeregt. »Sag mal, Christine, ist er denn wieder auf der Insel? Dieser Thiess?«
»Also, ich sehe ihn hier nicht.« Meine Zehen kreuzten sich in den Clogs.
Anscheinend hatte Kalli noch keine Observierungsberichte abgeliefert, genauso wenig wie GvM.Ich überlegte, wie ich diesem Schlamassel entkommen konnte. Und ich drückte die Daumen, dass der beste Liebhaber aller Zeiten wirklich nicht vor 9Uhr frühstückte. Kalli erlöste mich. Ich erkannte ihn am Pfeifen auf dem Flur. Er lächelte in die Runde.
»Guten Morgen, die Damen, hallo Christine. Heinz, wo bleibst du? Onno und Carsten stehen schon vor der Tür. Gesa sagt, du hast den Schlüssel.«
»Ja.« Mein Vater sah mich besorgt und das Duo entschlossen an. »Wir kümmern uns drum. Heute Abend, 20Uhr, Treffpunkt Strandkorb im Garten. Falls Gisbert hier auftaucht, wir sind drüben. Komm Kalli, wir haben zu arbeiten. Einen schönen Tag die Damen.«
Er ging mit schnellen Schritten los, Kalli nickte uns zu und beeilte sich, Heinz zu folgen. Während Hannelore und Mechthild mich nachdenklich ansahen, hatte ich plötzlich die Vision von Johanns Füßen, die in Beton gegossen waren. Ich nahm mir vor, dringend mit meinem Vater zu sprechen. Vor dem konspirativen Treffen. Nicht, dass aus Versehen irgendetwas Dummes passierte..
Schau mir noch mal in die Augen
– Gerhard Wendland –
Die letzten Gäste hatten gerade den Frühstücksraum verlassen, als Johann hereinkam. Er sah sich kurz um, dann lächelte er mich an.
»Na? Bahn frei für mich?«
»Es ist nur zu deinem Besten. Die Herrentruppe ist drüben in der Kneipe. Ich werde nachher mit meinem Vater reden, damit dieses Durcheinander aufhört.«
Johann küsste mich auf den Nacken, bevor er sich setzte.
»Du, ich finde so eine heimliche Romanze eigentlich ganz reizvoll. Von mir aus musst du dich nicht outen.«
Das Misstrauen hatte ich von meinem Vater.
»Wieso? Soll er nichts von uns wissen?«
Ich biss mir auf die Lippe, das war so eine richtig dämliche Mädchenfrage gewesen.
Johann sah mich irritiert an. »Christine,
du
hast mich gebeten, auf meinem Zimmer zu
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