Urmel fliegt ins All
fürchten. «Wutz, Wutz...» plärrte es. Doch Wutz hörte es nicht. Die
Spur des Feuerstrahls erlosch. Terra I umrundete bereits die Rückseite des
Mondes und nahm Kurs auf den Planeten Futura.
Das Urmel drehte sich um und hastete zurück. Jedoch — wo war denn
zurück, hier, auf dem verrückten Mond, wo fast alles gleich aussah? Es hüpfte,
stolperte und kollerte — aber, obwohl es riesengroße Sprünge machte, kam es
nicht voran, es ging doch immer nur in die Irre... genausogut hätte es auf der
Stelle stehenbleiben können!
Und nun dämmerte ihm die schreckliche Wahrheit: Es war allein,
allein und verloren. Es blieb wie angewurzelt stehen. Dicke Tränen kullerten ihm aus den Augen. Es schniefte und schnaufte, überwältigt
von Kummer, die Nilpferdschnauze zitterte, weich hing die Unterlippe herab. Es
jammerte und greinte so herzzerreißend, daß sein ganzer Körper bebte.
Alles umsonst! Nur gut, daß seine Tränen und das, was ihm aus den Nüstern
floß, abgesaugt und getrocknet wurden, sonst wäre es möglicherweise in seinem
Helm ertrunken... Nach einer kummervollen Ewigkeit wurde das Entsetzen so groß,
daß sogar die Tränen versiegten. Das Urmel atmete kaum noch. Es legte seine
vorderen Patschpfoten zusammen und schickte aus heißem Herzen ein Urmelgebet
ins unendliche All:
«Lieber Gott, ich bin so klein,
laß mich bitte nicht allein,
rette mich von diesem Mond,
wo kein andres Wesen wohnt...»
Nun war dies aber ein besonderer Tag: Es kam ja von der Erde eine
Rakete. Die beiden Astronauten Bill und Joe waren harte Burschen, die so leicht
nichts aus der Ruhe brachte und die natürlich wußten, daß der Mond keine
Bewohner hat. Sie standen mit ihrer Kontrollstation über Funk ständig in
Verbindung. Sie waren gut gelaunt. Ihre Reise war zwar gefährlich, aber sie
wußten auch, daß sie nach ihrer Rückkehr wie Helden gefeiert werden würden. Ein
Heer von Reportern erwartete sie, und sogar König Pumponell von Pumpolonien
wollte bei ihrem Empfang dabeisein.
Sie steuerten auf den gewaltigen Krater zu, in dem das Urmel stand
und betete. Und als es die Rakete niedergehen sah, machte es einen
Freudensprung. Glücklich stolperte es auf sie zu. Wenn sie auch weit entfernt
landete, bald würde es sie erreichen und von Wutz an die mütterliche
Schweinebrust gedrückt werden. Als Bill und Joe die Treppe ihrer Rakete
hinabkletterten, funkten sie zunächst bedeutende Worte zur Erde. Die Reporter
schrieben sie auf, um sie mit dicken Buchstaben als Überschriften in ihren
Zeitungen zu verwenden.
Da — Joe sah ein seltsam geformtes, gräßliches Scheusal, ein Wesen
mit kugelrundem Kopf, der in der Sonne aufblitzte, ein Ungetüm, das einen
langen Schweif hinter sich her zog; es kam auf sie zu... in großen Sätzen, es
hob sich riesengroß und bleich vom dunklen Firmament ab...
Joes mutiges Herz krampfte sich zusammen, er gurgelte und deutete
mit dem dick verpackten Arm auf die Erscheinung. «Ein Gespenst», japste er,
«ein Mondgespenst!»
Bill hielt ihn zunächst für übergeschnappt, glaubte, er habe
Weltraumfieber, aber dann sah er es selbst — geistesgegenwärtig machte er rasch
eine Aufnahme.
Dann schlug auch sein Puls so rasend, daß sämtliche Warnlampen in
der Kontrollzentrale auf der Erde rot aufleuchteten und die Computer vor
Überlastung glühten.
Das Unternehmen «Luna» mußte abgebrochen werden, die Flugleitung
gab den Befehl zum Rückstart.
Bill und Joe kletterten in ihre Rakete, wie aufgescheuchte
Kaninchen, und zündeten die Triebwerke.
Wollte das Ungeheuer sie zurückhalten? Es reckte seine Arme — aber
sie entkamen ihm! Schon bald war es nicht mehr zu erkennen — es wurde zu
einem Stein unter Steinen. «Jungens, was war denn in drei Teufels Namen bloß
los?» wollte der Flugleiter der Erd-Kontrollstation wissen.
«Das
Mondgespenst...», stotterten Bill und Joe.
Da beorderte
der Flugleiter einen Nervenarzt zur Bergungsflotte, von der die beiden tapferen
Astronauten aufgefischt werden sollten.
Hätte Bill
nicht die Farbaufnahmen gemacht, man hätte sie womöglich für verrückt erklärt.
Aber das
Bild des Mondungeheuers ging durch die Presse aller Länder.
Astronauten entdeckten Mondgespenst
Der Mann im Mond ist keine Märchenfigur
Ist das Mondungetüm der Stammvater der Menschheit?
So lauteten einige der sensationellen Schlagzeilen. Die Zeitungen
und Illustrierten wurden den Verkäufern auf den Straßen druckfeucht aus den
Händen gerissen. Die Auflagen mußten
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